Oktoberfest-Attraktionen:Wiesn im Winterschlaf

Etwa sechs Monate dauert es noch, bis es wieder heißt: "Ozapft is!" Aber was macht das Oktoberfest eigentlich in der Zwischenzeit?

Von Franz Kotteder

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Kinsau: DIE WIESN IM WINTERSCHLAF - Toboggan im Lager

Quelle: Johannes Simon

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Was macht eigentlich der Nikolaus an Ostern? Und der Osterhase im Advent? Lauter so Fragen, auf die man schon als Kind keine gescheiten Antworten bekommen hat. Eine andere Frage aber kann man durchaus recht genau beantworten: Wo ist eigentlich die Wiesn, wenn gerade kein Oktoberfest ist?

Hier ruht der Toboggan: Einblicke in die Lagerhalle des Fahrgeschäfts.

Kinsau: DIE WIESN IM WINTERSCHLAF - Toboggan im Lager

Quelle: Johannes Simon

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Es wäre ja nun tatsächlich eine lustige Vorstellung, wenn die 34,5 Hektar große Theresienwiese nach 16 ereignisreichen Tagen einfach komplett irgendwohin verpflanzt würde und dort dann in den Dornröschenschlaf fiele. Das ist natürlich nicht so. In Wirklichkeit sind die gut 600 Zelte, Buden und Fahrgeschäfte über ganz Deutschland und das benachbarte Ausland verteilt.

Alte Glühbirnen für die Außenbeleuchtung.

Kinsau: DIE WIESN IM WINTERSCHLAF - Toboggan im Lager

Quelle: Johannes Simon

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Die meisten der 180 Schaustellergeschäfte, 270 Marktbuden und 140 Gastro-Betriebe sind mit Ausnahme einer kurzen Winterpause auf allen möglichen Volksfesten in ganz Europa unterwegs, vom Hau-den-Lukas bis zum Autoscooter und der Geisterbahn, vom Mandelröster bis zum Zuckerwattebäcker und Fischsemmel-Beleger.

Besitzer Claus Rudolf Konrad inspiziert den Wagen, in dem während der Wiesn die Belegschaft übernachtet.

Wiesn im Winterschlaf

Quelle: Sonja Marzoner

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Nur wenige, meist historische Fahrgeschäfte werden das ganze Jahr über eingemottet und ausschließlich für jenes Fest wieder hervorgeholt, das der Münchner Oberbürgermeister mit dem traditionellen Schlachtruf "Ozapft is!" für eröffnet erklärt und nur gelegentlich ein paar weitere Worte folgen lässt (etwa: "Auf eine friedliche Wiesn!", oder auch wie 2014: "Scheiß drauf, wurscht!").

Zwischen den Festen richten Mitarbeiter der Holzbaufirma die Zeltbauteile wieder her.

Kinsau: DIE WIESN IM WINTERSCHLAF - Toboggan im Lager

Quelle: Johannes Simon

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Feldls Teufelsrad, die Krinoline, die Hexenschaukel, der Schichtl und der Toboggan zum Beispiel werden nur noch auf der Wiesn aufgestellt und verbringen das restliche Jahr in Scheunen und Lagerhallen. Und das natürlich nicht in der teuren Großstadt, wo sich kaum jemand die Lagerkosten leisten kann. Die Hexenschaukel etwa wird in Straubing gelagert, verpackt in Kisten und Containern. Komplett verpackt ist auch die Krinoline, sie befindet sich in einem kleinen Ort zwischen Weilheim und Schongau im Winterschlaf. Der Toboggan wiederum hat sein Domizil in einer Lagerhalle in dem Dorf Kinsau bei Landsberg (im Bild).

Kinsau: DIE WIESN IM WINTERSCHLAF - Toboggan im Lager

Quelle: Johannes Simon

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Und die großen Bierzelte, reisen die etwa auch durch die Welt wie Kinderkarussells und Schießbuden? Selbstverständlich nicht, so ein Oktoberfestzelt ist natürlich etwas Einzigartiges, das es nur auf der Wiesn zu sehen gibt. Nein, die großen Zelte haben alle feste Quartiere und sind vorwiegend eingelagert bei den zwei großen Zeltbaufirmen Pletschacher in Dasing und Deuter in Augsburg, in denen sie in der Regel auch entworfen und gebaut worden sind. Nur die Käferschänke ist, zerlegt und gut gesichert, im Münchner Westen untergebracht. Wo genau, wird nicht verraten, weil es tatsächlich schon Brandanschläge auf das Zelt gab.

Matten, Stangen, Bretter: Im Gegensatz zu den modernen Fahrgeschäften werden die meisten historischen nach der Wiesn abgebaut und eingemottet.

Wiesn im Winterschlaf

Quelle: Sonja Marzoner

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Bei der Holzbaufirma Pletschacher befinden sich acht Wiesnzelte, zum Beispiel das Schottenhamel-Zelt, das Löwenbräuzelt, der Marstall und das Weinzelt, bei Deuter neben anderen die Fischer-Vroni.

Die großen Wiesn-Zelte lagern ebenfalls außerhalb Münchens: hier die Firma Pletschacher in Dasing.

Wiesn im Winterschlaf

Quelle: Sonja Marzoner

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Sie sind dort nicht einfach nur abgestellt, sondern werden zwischen Auf- und Abbau übers Jahr hinweg umfassend hergerichtet, ausgebessert und gesäubert. Schließlich haben sie in 16 Tagen bayerischen Nationalrauschs einiges mitmachen müssen.

Insgesamt acht verschiedene Zelte, darunter auch das Weinzelt von Roland Kuffler, lagern an verschiedenen Standorten in und um Dasing.

Wiesn im Winterschlaf

Quelle: Sonja Marzoner

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Für die Wiesn ist also bestens gesorgt, auch wenn man nichts von ihr sieht. Dumm wär's nur, wenn ausgerechnet bei Pletschacher oder Deuter ein Meteorit einschlüge. Dann wäre mit einem Mal die halbe Wiesn weg.

Aber so etwas Schreckliches mag man sich gar nicht vorstellen. Das wäre ja wie Ostern ohne Nikolaus!

Wenn dann der Aufbau wieder losgeht, werden die Einzelteile in etwa 150 Lkw-Fahrten nach München gekarrt.

© SZ.de//infu
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