Oktoberfest:Abenteuer im Wiesn-Dschungel

Kurz vor dem Anstich präsentiert die Stadt die diesjährigen Neuigkeiten auf der Theresienwiese: Manche ist bei Licht besehen nicht ganz taufrisch, dafür lockt mit "Konga" erstmals die höchste und schnellste Schaukel der Welt

Von Andreas Schubert

Mei, wenn sich die Gelegenheit schon einmal ergibt, die höchste und schnellste "Megaschaukel" der Welt kostenlos im Selbstversuch zu testen, sagt man nicht nein. Freilich wäre so manche Testperson am Donnerstag dann doch lieber am Boden geblieben, nach dem er oder sie in 45 Metern Höhe bei einer Affengeschwindigkeit (und beschallt mit Schreien von Affen) so herumgeschleudert wurde, dass es einem die Eingeweide verdreht. Aber hinterher ist man immer schlauer - und das neue Fahrgeschäft "Konga", das thematisch auf Dschungel macht, ist auf jeden Fall eine spektakuläre Neuerung auf der diesjährigen Wiesn. Der Zweite Bürgermeister und Wiesnchef Josef Schmid war allerdings zurückhaltend und überließ den Adrenalin-Kick lieber anderen aus dem etwa 100-köpfigen Tross, der ihn beim alljährlichen Presserundgang begleitete. Er begnügte sich mit der Rolle des Moderators, der die Schausteller und deren Wiesn-Neuigkeiten in kurzen Interviews vorstellte.

Eine der Hauptattraktionen auf der Oidn Wiesn ist dieses Jahr das "Original Motodrom", die älteste noch reisende Steilwand der Welt aus dem Jahr 1928. Der Steilwandfahrer Donald Ganslmeier aus Landshut und seine Mitstreiter liefern mit ihren historischen "Indian"-Motorrädern eine aufsehenerregende Show, wenn sie an der senkrecht aufragenden Holzwand entlangrasen -was übrigens auch freihändig geht.

Eigentlich ist es kaum zu glauben, dass bereits diesen Samstag das 182. Oktoberfest beginnt. Denn zwei Tage vorher wurde an allen Ecken und Enden noch fleißig gearbeitet und überprüft, ein Pfarrer spendete seinen Segen, und auf den Freisitzflächen der Bierzelte machte das Personal am Nachmittag gemächlich Brotzeit, während sich in der Wirtsbudenstraße der Lkw-Lieferverkehr staute - die Unruhe vor dem großen Sturm sozusagen. Doch man kennt es aus den Vorjahren: Gewerkelt wird bis zur letzten Minute. Und wer sich am Samstag zur Theresienwiese aufmacht, wird merken: Viel Neues gibt es auch dieses Jahr nicht auf der Wiesn, zumindest dürften die paar Neuigkeiten nicht weiter auffallen.

So gibt es das Simulations-Fahrgeschäft "Encounter" eigentlich schon zum zweiten Mal. Doch die Alien-Gruselshow war vergangenes Jahr wegen technischer Probleme weitgehend ausgefallen. Es ist also eine Quasi-Neuheit, ebenso wie "The Tower Event Center", das sich als das "höchste transportable Hochhaus der Welt" vorstellt und bereits 2009 auf dem Oktoberfest vertreten war. Der Betreiber Charles Blume hat jedoch eine Reihe gänzlich neuer Spezialeffekte einbauen lassen. So begibt man sich auf neun Stockwerken mit der 3-D-Brille auf der Nase auf eine Reise durch surreale Welten, die eine Hommage an Salvador Dalí sein sollen - ein jugendfreier Spaß für die ganze Familie. Ebenfalls mit einem Superlativ wirbt das "Daemonium": Es ist die größte mobile Geisterbahn der Welt mit vier Etagen, zahlreichen Schockeffekten und zehn leibhaftigen Live-Erschreckern. Betreiber Martin Blume verspricht allerdings, dass in seiner mit modernster Technik ausgestatteten Geisterbahn "dem Zeitgeist Rechnung getragen" werde, "ohne jedoch Gewalt zu verherrlichen".

In der Gastronomie gibt es ebenso keine spektakulären Änderungen, zumindest im Vergleich zum Vorjahr, als Siegfried Able mit dem Marstall ein neues großes Zelt aufstellen durfte. Sein Bruder Josef Able hat nun ein neues kleines Zelt, den "Goldenen Hahn" mit 304 Sitzplätzen im Inneren und weiteren 57 Plätzen im Wirtsgarten. Der Holzbau erinnert mit seiner rustikalen Einrichtung mehr an eine gemütliche Almhütte denn an ein Wiesnzelt. Auf der Karte stehen die bayerischen Geflügel-Klassiker Hendl und Ente, wer es lieber fleischlos mag, für den gibt es diverse vegetarische Gerichte. Tagsüber wird es hier Stubnmusi geben. Abends spielt die Band Dreisam-Live bayerische Schlager. Ebenfalls neu auf der Wiesn ist die Wurstbraterei Bretz mit ihrem Imbiss "Zum Gaumenschmaus", wo (der Test steht noch aus) ein "Weißwurstleberkäs" verkauft wird sowie Schinkensemmeln mit geräuchertem Halsgrat. Pfannengerichte bietet Karl Doll in seiner "Räuberpfanne" an, und im "Kleinen Mandelturm" von Anita Agtsch gibt es Nüsse und Mandeln, die mit wenig Zucker gebrannt werden. In "Bertis Schokoladenfabrik" serviert Norbert Lange teils kunstvoll gestaltete Schokokost, auf der Oidn Wiesn gibt es eine Fünfzigerjahre-Eis-Bar und das "Alpenhaus Kinzler" mit vielen Süßigkeiten.

Oktoberfest: Das "Tower Event Center".

Das "Tower Event Center".

(Foto: Stephan Rumpf)

Insgesamt hatten sich 1332 Betriebe für die Wiesn beworben, 606 sind zum Zug gekommen, darunter 144 gastronomische Betriebe, 175 Schausteller sowie 271, die Waren aller Art verkaufen. Um bei schönem Wetter allzugroßen Andrang einzudämmen, will die Stadt bei Bedarf die Haupteingänge vorübergehend sperren. Neu in diesem Jahr ist auch ein erweitertes Kinderwagenverbot: Auf der Wiesn und der Oidn Wiesn sind Kinderwagen an Samstagen und am Tag der deutschen Einheit (3. Oktober) generell untersagt. Sonntag bis Freitag sind Kinderwagen weiterhin nur bis 18 Uhr auf dem Festgelände erlaubt.

Beim Rundgang am Donnerstag betonte Bürgermeister Schmid, dass man auch an die zahlreichen Flüchtlinge denken solle, die tagtäglich in München ankommen. "Wir blenden nicht die existenzielle Not derer aus, die zu uns kommen", sagte er. Schmid verwies auf ein Spendenkonto, dessen Nummer demnächst im Internet unter www.oktoberfest.eu zu finden ist.

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