Oktoberfest 2013:A bissl Kleingeld

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Eine Kellnerin auf dem Oktoberfest bringt das Bier an seinen Bestimmungsort: zu den Gästen. (Foto: dpa)

9,85 Euro für eine Maß Helles: Die Wiesn-Wirte haben die Bierpreise abermals erhöht. Sie scheuen die Zehn-Euro-Marke noch, doch was heißt das schon? Die Bedienungen wünschen sich ja ein Trinkgeld - und werden das auch dreist einfordern.

Von Thierry Backes

Es ist längst ein Ritual. Jahr für Jahr finden die Wiesn-Wirte neue Kostenexplosionen, um die Maß ein paar Cent teurer zu machen. Dem Vernehmen nach sind diesmal Schuld: das gestiegene Platzgeld, gestiegene Lohnkosten beim Zeltaufbau, gestiegene Kosten für die Sicherheit, für Ökostrom, für die Kapellen...

Bis zu 9,85 Euro muss der Gast heuer für die Maß Helles berappen. Und so sehr nun wieder alle schimpfen: Es ist nicht davon auszugehen, dass diesmal weniger Bier konsumiert wird. Es gibt ja keine Alternative in der Sonderwirtschaftszone Oktoberfest.

Der Umsatz wird am Ende also wieder stimmen, zumindest für die Wirte. Ganz anders könnte es diesmal für die Bedienungen laufen. Natürlich bekommen sie auch weiterhin ihre Beteiligung an jeder verkauften Maß. Doch was ist mit dem Trinkgeld, das nun mal den Großteil ihres Verdienstes ausmacht? Der Gast, zumal der leicht angeheiterte, mag es nicht allzu kompliziert. Steht 9,60 Euro auf der Karte, tendiert er dazu, einen Zehner zu zücken - und gut ist. Wer mag schon lange in seinem Münzfach herumkramen, wenn er es kaum aufkriegt?

Schon im Jahr 2012 gab es hie und da Kellnerinnen, die geradezu darum gebettelt haben, bitte nicht mit einem Zehn-Euro-Schein abgespeist zu werden. 65 Cent Trinkgeld? Viel zu wenig! "Habt's ihr nicht noch a bissl Kleingeld?", fragte eine Bedienung im Hofbräuzelt. Das war ziemlich dreist, aber bestimmt kein Einzelfall.

2013 kostet die Maß hier nicht mehr 9,35 Euro, sondern 9,75 Euro. Wer da auf die Idee kommt, das frisch gezapfte Helle nicht angemessen zu entlohnen, wird sich, so steht zu befürchten, einiges anhören dürfen (und seinen Platz bald räumen). Die Zehn-Euro-Marke, die Politiker im Wahlkampf gerne zur Schmerzgrenze stilisieren, sie ist schon heuer so gut wie gefallen.

© SZ vom 12.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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