Österia:Stubenküken und Tupferlwasser

Österia: Die Österia ist ein österreichisches Restaurant mit Weinhandel in der Au.

Die Österia ist ein österreichisches Restaurant mit Weinhandel in der Au.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Marillenknödel und Palatschinken kennt der Österreich-Fan, aber Kukuruz und Tupferlwasser? In der Österia in der Au werden feine Gerichte und Weine aus der Alpenrepublik serviert - und nebenbei kann man seine Sprachkenntnisse auffrischen.

Anna Fischhaber

Deftige Knödel, süße Mehlspeisen und riesige Schnitzel, dazu viel Sisi-Kitsch. Von der Gastronomie des Alpennachbars hat man in München ziemlich genaue Vorstellungen. Die Österia in der Au erfüllt kaum einen dieser Träume - und doch lohnt ein Besuch. Die Einrichtung ist schlicht, aber äußerst geschmackvoll, die Portionen sind übersichtlich, dafür schmeckt das Essen delikat. Und das wichtigste Klischee erfüllt die Österia dann doch: Österreichischen Charme bringen die Kellner im Überfluss mit.

In das Lokal in der Taubenstraße stolpert man kaum zufällig. Von außen sieht das Restaurant samt benachbartem Weinladen eher unscheinbar aus. Zudem befindet sich der grüne Altbau in einer kleinen Seitengasse der nicht gerade schönen Falkenstraße am südlichen Rand der Au. Dort, wo die Restaurantdichte - trotz Klagen der Anwohner über die nicht aufzuhaltende Gentrifizierung - noch immer vergleichsweise niedrig ist.

Bereits bei der Reservierung, die man am Wochenende unbedingt vornehmen sollte, kann man sich vom freundlichen Service überzeugen. "Das Lokal ist hundefrei und visafrei - wir wollen schließlich nicht, dass es zu Missverständnissen kommt und ihr euch nicht wohlfühlt", sagt der Mann am Telefon. Kaum haben wir das Lokal betreten, nimmt sich der Kellner unserer Jacken an und fragt fürsorglich, wie viel Zeit wir mitbringen - nicht dass das Essen stressig werde. Auch jetzt bleibt die Belegschaft konsequent beim österreichischen Dialekt und beim Du, eine sympathische Mischung.

Die Einrichtung in der Österia ist angenehm dezent. An den hohen Wänden hängen nur wenige schwarz-weiß-Bilder von Sisi, die Tischdecken sind ebenfalls weiß, nur die knallrote Stühle sorgen für einen Farbtupfer, der ein wenig an die österreichischen Nationalfarben erinnert. Der obligatorische Kitsch fehlt, und das ist gut so. Im Eingangsbereich gibt es ein großes rotes Sofa, auf dem man für neun Euro bis 19 Uhr den Feierabend eröffnen kann - mit drei Sechzehntel Ösiweinen samt dreier Magentratzerl, also kleinen Happen aus der Küche.

Überhaupt der Wein: Mehr als 100 verschiedene Sorten gibt es auf der Karte. Schließlich gehört zur Österia auch der Ösiwein-Laden nebenan, den Nickel Fischer bereits 1993 - und damit 13 Jahre vor dem Speiselokal - eröffnete. Die Weinpreise in Lokal und Laden unterscheiden sich kaum, im Restaurant ist lediglich ein "Stöpselgeld" zusätzlich fällig. Für das Essen muss man ein wenig mehr hinblättern, entsprechend gesetzt ist das Publikum.

Spezialitäten wie Wiener Schnitzel oder Backhendl (immer montags) gibt es in der Österia bisweilen auch, sonst steht vor allem Extravagantes auf der Karte. Eine einseitige Übersetzung hilft bei Sprachproblemen weiter - hier lernt man, dass Kukuruz Mais heißt und das Tupferl in Österreich die Kohlensäure ist. Nur das Stubenküken finden wir nicht, zum Glück weiß der Kellner Bescheid und hält einen kleinen Vortrag über die Hühneraufzucht.

Wir entscheiden uns schließlich für das Drei-Gänge-Menü für 27 Euro, eine Suppe und ein Hauptgericht. Die Auswahl fällt nicht weiter schwer, die Speisekarte ist ziemlich übersichtlich - und inklusive Vor-, Haupt- und Nachspeisen nicht mehr als eine Seite lang. Neben einigen festen Gerichten gibt es ein täglich wechselndes Menü von Küchenchef Elias Halletz. Salat sucht man vergebens, dafür sind alle Gerichte frisch zubereitet - und das schmeckt man.

Zunächst serviert der Kellner einen kleinen Gruß aus der Küche - Brot mit Griebenschmalz, das im Gegensatz zum gemeinen Schmalzbrot äußerst delikat ist. Die Kürbissuppe, verfeinert mit einem Schuss Öl, hat die richtige Konsistenz und auch die Rahmsuppe von Flusskrebsen ist äußerst cremig. Dazu nehmen wir einen Zweigelt und einen Sauvignon Blanc - zu jedem Gericht liefert die Karte eine Weinempfehlung, aber auch österreichisches Bier wie Salzburger Stigl gibt es.

Das Hauptgericht überzeugt, aber nicht vollständig - allerdings muss man fairerweise sagen, dass das Kritik auf hohem Niveau ist: Das gerollte Stubenküken samt Bandnudeln und gebratenen Seitlingen auf Orangenjus hätte ein wenig mehr Soße vertragen können, die Kastanientascherl auf glasiertem Radicchio sind zwar überraschend bitter-süß, wirklich satt wird man von der kleinen Portion aber nicht.

Die Nachspeise versöhnt uns wieder - die Trilogie aus Saft, Küchlein und Halbgefrorenem ist perfekt und die Entscheidung, was nun am besten schmeckt, führt zu hitzigen Diskussionen am Tisch. Der Bisquittaler mit Preiselbeeren ist nicht zu süß, der dickflüssige Mangoshooter überzeugt durch die Mischung aus Vanille und Frucht, das Ingwer-Kokos-Halbgefrorene ist einfach nur köstlich.

Dazu trinken wir österreichischen Mokka. Nötig wäre der allerdings nicht unbedingt gewesen - nach dem Essen weiß man endgültig zu schätzen, dass statt üppiger Mehlspeisen in diesem österreichischen Lokal eben nur kreative Kleinigkeiten serviert werden. Fazit: Baba, wir kommen wieder.

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