Ökologie:Alternative Schokofahrt

Ökologie: 130 Kilometer müssen Carolin Lorenz und Andreas Lindl bei der Schokofahrt jeden Tag radeln.

130 Kilometer müssen Carolin Lorenz und Andreas Lindl bei der Schokofahrt jeden Tag radeln.

(Foto: Stephan Rumpf)

Carolin Lorenz und Andreas Lindl radeln von Amsterdam nach München - sie transportieren Schokolade emissionsfrei

Von Julia Haas

Carolin Lorenz ist eine Schokovernichtungsmaschine. Das sagen zumindest andere über sie. In den Osterferien wird die 34-Jährige aber keine Schokolade vernaschen, sondern gemeinsam mit Andreas Lindl von Amsterdam nach München fahren - mit dem Fahrrad.

Lorenz und Lindl nehmen an der Schokofahrt teil. Das Ziel dieser Tour ist es, Schokolade emissionsfrei zu transportieren. In einer Zeit des ständigen Fliegens, Auto- und Zugfahrens wollen die Schokoradler auf alternative Verkehrsmittel aufmerksam machen. Der Kakao für die Schokolade kommt per Segelfrachter nach Amsterdam. Dort verarbeitet ihn eine kleine Manufaktur zu Schokolade. 400 Kilo der Schokolade sollen wiederum 100 Radler in 30 Städte fahren.

Richtig hart haben Lindl und Lorenz dafür aber nicht trainiert, sagen sie. Die beiden Filmemacher fahren jeden Tag mit dem Rad in die Arbeit, gemeinsam haben sie vergangenes Jahr den Bodensee-Königsee-Radweg gemeistert. Trotzdem sagt Carolin Lorenz: "Meine persönliche Sorge ist, dass die anderen so richtige Viecher sind." An die 130 Kilometer müssen sie bei der Schokofahrt jeden Tag radeln. Erst von Münster nach Amsterdam, dann von Amsterdam nach Aschaffenburg, bis Augsburg übernimmt ein anderes Staffelteam. Die letzten 70 Kilometer von Augsburg nach München sind die zwei wieder dabei. Am Ende strampeln sie über 800 Kilometer für den guten Zweck.

"Hört sich an als wären wir Freaks, sind wir aber gar nicht", sagt Carolin Lorenz und lacht. Andreas Lindl sorgt sich hingegen um den Gegenwind zwischen Münster und Amsterdam. "Für alles andere habe ich Pferdesalbe dabei", sagt der 55-Jährige.

Welches Rad er nimmt, weiß er dafür noch nicht. Seine Räder heißen "Schweinebike" oder auch "Goldie, das Klapprad", wahrscheinlich wird es aber das "Geheimrad" werden. Carolin Lorenz hat sich für die Tour extra ein rotes Lastenrad zugelegt, das sie "Dolores" getauft hat. Momentan fährt sie damit Grillgut an die Isar, Trockner auf den Sperrmüll oder transportiert damit eine Tischkreissäge.

Vergangenes Jahr startete Lorenz den Versuch, sehr bewusst zu leben und ihren Konsum zu reduzieren. Sie hat Klamotten ausgemistet, verpackungsfrei eingekauft oder Reiniger aus Zitronenschalen produziert. "Eigentlich lustig, dass mein Minimalismusjahr in so einer großen Investition endet", sagt Lorenz. 3000 Euro hat ihr Lastenrad "Dolores" immerhin gekostet.

Aber 100 Prozent gut könne man eben nicht sein. "Wir haben auch schon Hinweise bekommen, dass das Alu in den Rädern oder die Milch in der Schokolade auch keine tolle Energiebilanz hat", sagt Lorenz. Bei der Organisation der Schokofahrt sei sehr viel bedacht worden. Die Aktion ist kein fertig geplantes Event, sondern wurde von den Teilnehmern in langen Telefonkonferenzen dezentral selbst organisiert: Übernachten in Wohnungen vom "Mietshäuser Syndikat", Essen mit Foodsharing-Projekten. Alles gehe eben nicht. "Es soll einfach ein Zeichen sein", sagt Lindl. Gerade die Stadt München stehe ja eh vor einem Verkehrskollaps, Radfahren sei doch besser, als im Stau zu stehen. Und überhaupt: Beim Radeln "ist man doch der freieste Mensch".

Für die Schokofahrt werden Lindl und Lorenz etwa zwei Wochen unterwegs sein, am 29. März geht es los. 22,2 Kilo Schokolade fahren sie nach München. Drei Läden haben sich bereit erklärt, diese zu verkaufen. Darunter auch der Laden, bei dem Lorenz ihr rotes Lastenrad gekauft hat.

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