Öffentlicher Nahverkehr:Die Preise für MVV-Tickets sollen nur mäßig steigen

Neuer Ticketautomat der MVG, 2010

Eine Erhöhung um 30 Prozent wie 1980? Das traut sich heute niemand mehr.

(Foto: Robert Haas)
  • In diesem Jahr sollen die Preise für MVV-Tickets nur leicht steigen. Geplant ist eine Erhöhung um 1,8 oder 1,9 Prozent.
  • Zuvor hatte es einen Streit über die Erhöhung der Ticketpreise gegeben.
  • Die Tickets werden nicht alle gleichermaßen teurer. Bei manchen liegt die Prozentzahl über dem Durchschnittswert, bei anderen darunter.

Von Andreas Schubert

Was haben der Wiesnbierpreis und der MVV-Tarif gemeinsam? Genau: Sie steigen jedes Jahr so gut wie sicher, da kann man noch so entschlossen eine Nullrunde fordern, so wie es Münchens Vizebürgermeister Josef Schmid (CSU) getan hat. Aber offenbar hat diese Idee bei der Gesellschafterversammlung des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds ein bisschen Wirkung gezeigt. Denn diesmal steigen die Preise im Dezember aller Voraussicht nach nur mäßig, um 1,8 oder 1,9 Prozent, wie aus dem Kreis der Gesellschafter zu hören ist.

Gesellschafter sind der Freistaat, die Stadt München und die acht Landkreise im Verbundgebiet. Die alljährliche Einigung auf einen neuen Tarif ist also eine politische Entscheidung. Und offenbar sollte diesmal kein unpopuläres Votum die Bürger vergrätzen. Bekanntermaßen hätte die Tariferhöhung schon vor zwei Wochen beschlossen werden sollen.

Doch Bahn und Freistaat hatten zunächst für eine Erhöhung um 3,5 Prozent votiert, selbst ein Kompromissvorschlag von 2,9 Prozent fiel der Stadt und den Landkreisen zu hoch aus. Also kam es zu keiner Einigung, Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) schloss sich im Laufe der Verhandlungen sogar Josef Schmid mit der Forderung nach einer Nullrunde an.

Doch in der Vergangenheit fielen die Tarifsteigerungen meist höher aus. 3,8 Prozent waren es zum Beispiel 2008, gar 4,9 im Jahr darauf. Auch in den Jahren 2012 (3,7) und 2014 (3,6) stiegen die Tarife ordentlich - was wiederum im Vergleich zu früheren Jahren, als die Steigerungen zweistellig waren, vergleichsweise harmlos klingt. 30 Prozent wie weiland 1980? Heute traut sich das niemand mehr. Schon die jüngeren Erhöhungen haben jeweils rege Debatten und Kritik nach sich gezogen.

Die Preisvorschläge erarbeitet der Verbundrat, dessen Vorsitzender Dieter Reiter ist. Sein Stellvertreter im Gremium ist S-Bahnchef Heiko Büttner. Den Beschluss fällt aber die Gesellschafterversammlung.

Die Tickets werden nicht alle gleichermaßen teurer. Bei manchen liegt die Prozentzahl über dem Durchschnittswert, bei anderen darunter. Zwei Entwürfe für Preistabellen, die der SZ vorliegen und von 1,8 Prozent im Durchschnitt respektive 1,9 Prozent ausgehen, sehen zum Beispiel beide vor, dass im Zonentarif eine Einzelfahrkarte für eine Zone um zehn Cent teurer wird, also künftig 2,90 Euro kosten soll.

Das sind 3,6 Prozent. Auch die Kurzstrecke wird bei beiden Entwürfen um 10 Cent teurer (1,50 künftig), was gleich 7,1 Prozent entspricht. Die Streifenkarte soll künftig 14 Euro kosten (plus 3,7 Prozent), eine Gruppen-Tageskarte fürs Gesamtnetz 13 Euro (plus 1,7) - wenn es denn so beschlossen wird.

Beim Zeitkartentarif unterscheiden sich die beiden Tabellen. Die Isarcard Monatstickets könnten je nach Beschluss um 1 bis 1,2 Prozent teurer werden, die Wochenkarten um 2,4 bis 2,5 Prozent. Die Isarcard-Semester würde um 1,2 bis 1,4 Prozent teurer und in letzterem Falle dann 195,70 Euro kosten.

Eine Nullrunde soll es im Übrigen doch geben: Die Einzelfahrkarten für Kinder und die Fahrrad-Tageskarte werden nicht teurer.

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