Öffentlicher Nahverkehr:Streit über Ticketpreise im MVV

Modernisiertes Sperrengeschoß unter dem Marienplatz in München, 2015

Auf die Entscheidung, wie viel künftig gestempelt werden muss, müssen die Kunden des MVV noch warten.

(Foto: Catherina Hess)
  • Die Entscheidung über die Preiserhöhung im öffentlichen Nahverkehr wurde vertagt, da man sich nicht einigen kann.
  • Bürgermeister Josef Schmid (CSU) fordert eine Nullrunde, mittlerweile scheint auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) seiner Meinung zu sein.
  • Der aktuelle Vorschlag der Stadt lautete am Ende aber trotzdem, den Tarif um rund 1,4 Prozent anzuheben.

Von Andreas Schubert

Eigentlich wollte der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund an diesem Freitag die neuen Ticketpreise nach dem Fahrplanwechsel im Winter bekanntgeben. Doch noch sind sich die Mitglieder des Verbundrates nicht einig und haben die Entscheidung auf den 29. September vertagt. Nach hitzigen Diskussionen, wie zu hören ist. Genauer gesagt, geht es um die Höhe der Erhöhung. Denn eine Nullrunde, so wie sie Münchens Zweiter Bürgermeister Josef Schmid (CSU) noch im Frühjahr gefordert hatte, dürfte nicht in Frage kommen.

Zur Erinnerung: Schmid hatte zunächst aus den Reihen der SPD Häme geerntet, der MVV drohte, beim nächsten Mal falle die Erhöhung umso höher aus, und der Betriebsrat der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) äußerte Bedenken, ein Verzicht auf eine Erhöhung gehe zu Lasten der Mitarbeiter.

Danach aber gab es eine Reihe Stimmen, welche die Idee für ganz vernünftig hielten. Unter anderem sympathisierte damit auch der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß (CSU), der gleichzeitig der Sprecher der Verbund-Landkreise ist. Er argumentierte damals ebenfalls: Man könne den Kunden durchaus mal eine Verschnaufpause gönnen.

Inzwischen soll auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter mit seinem Stellvertreter Schmid einer Meinung sein.

In der Sitzung am Freitag habe er sich der Forderung nach einer Nullrunde angeschlossen, heißt es aus der Runde der Teilnehmer. Der aktuelle Vorschlag der Stadt lautete am Ende aber trotzdem, den Tarif um rund 1,4 Prozent anzuheben.

Doch auch das ist der Bahn zu wenig. Die S-Bahn München braucht die Einnahmen dringend für geplante Neuerungen, wie zum Beispiel das Facelift der Züge und die Verbesserung der Fahrgastinformation. Die MVG kann ebenfalls schwerlich auf Geld verzichten, denn auch sie hat allerlei Modernisierungen am Laufen, den Ausbau der Busflotte zum Beispiel oder Investitionen in die Infrastruktur. So ist das U-Bahn-Netz teilweise mehr als 40 Jahre alt. Schon seit Längerem wird es saniert, derzeit ist die Station am Sendlinger Tor eine Dauer-Großbaustelle. Die MVG wäre aber mit den 1,4 Prozent zufrieden. Eine Nullrunde wäre wegen der geplanten Erhöhung der Gehaltstarife allerdings nicht möglich gewesen, hieß es.

Zu den Gesellschaftern der MVV gehören die Landkreise im Verbundgebiet, der Freistaat und die Stadt München. Die Entscheidung über die Tarife ist also eine politische. Sie muss nicht unbedingt den Vorstellungen der Verkehrsunternehmen entsprechen.

Die MVG muss kostendeckend arbeiten. Sie kalkuliert wie die S-Bahn selbständig ihre Kosten und teilt dann dem MVV mit, wie viel Fahrpreiserlöse sie erwartet. Daraus kalkuliert der Verbund die Ticketpreise, die von den Gesellschaftern beschlossen werden müssen.

MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag war nach der Sitzung nicht mehr zu erreichen. Die offizielle Mitteilung des MVV lautete nach der Sitzung lapidar: "Die Verbundpartner sehen noch weiteren Beratungsbedarf."

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