Öffentlicher Nahverkehr:Bürger stimmen gegen die Tram

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Vor allem im Sommer wird es eng: Die für die Trambahn vorgesehene Route durch den Park wird derzeit von Bussen, Radlern und Fußgängern genutzt. (Foto: Florian Peljak)

Mehrheit in der Bürgerversammlung lehnt die Trasse durch den Englischen Garten ab. Kritik entzündet sich auch an der zunehmenden Verkehrsbelastung in der Altstadt

Von Alfred Dürr, Altstadt/Lehel

Noch hat der Stadtrat die Planung für eine Trambahn-Trasse durch den Englischen Garten nicht freigegeben. Dieser Punkt der Tagesordnung konnte am vergangenen Mittwoch aus Zeitgründen nicht mehr erörtert werden und wurde vertagt. Im Stadtrat scheinen die Befürworter des Projekts zu überwiegen. Nun hat sich auch die Bürgerversammlung für die Altstadt und das Lehel mit dem Thema "Gartentram" beschäftigt. Die neue Trasse wurde mit deutlicher Mehrheit abgelehnt.

Die Bürgerin Elke Elzer hielt ein engagiertes Plädoyer gegen die Straßenbahn durch den Park. "Wir werden für dumm verkauft", sagte sie. Die Eingriffe in den Englischen Garten seien stärker als von den Befürwortern der Tramstrecke behauptet werde. Idyllische Darstellungen, mit denen man für das Vorhaben werbe, entsprächen nicht den Tatsachen. Es müsse sehr viel mehr Grün geopfert werden. Die meisten Teilnehmer der Bürgerversammlung unterstützten Elzers Antrag gegen die Tram-Trasse.

Der Bezirksausschuss (BA) habe noch nicht über sein Votum zur Straßenbahn entschieden, sagte der verkehrspolitische Sprecher Jürgen-Peter Pinck (SPD). Es gebe unter den Lokalpolitikern Befürworter wie Gegner des Projekts. Ob es realisiert wird, wird aber natürlich nicht im BA entschieden.

Auch andere verkehrspolitische Themen beschäftigten am Donnerstagabend die Versammlung. Während auf der einen Seite neue Abschnitte der Innenstadt zu ruhigen Fußgängerzonen werden - Sendlinger Straße und Marienplatz -, treten auf der anderen Seite umso mehr Probleme durch den Verkehr auf. Die Prälat-Zistl-Straße bei der Schrannenhalle ist ein Beispiel dafür. Anwohnerin Helga Montag sagte, da es gleich drei Buslinien (mit ihren Haltestellen) gebe, sei ihre Straße permanent blockiert. Die Lärm- und Abgasbelastung sei enorm angestiegen. Die Mehrheit der Bürgerversammlung ist für eine Beruhigung der Prälat-Zistl-Straße. Der stellvertretende BA-Chef Wolfgang Püschel (SPD) sagte, das Beispiel zeige, wie wichtig die Erstellung eines Gesamtverkehrskonzepts für die Altstadt sei.

Peter Arnold, der an der Sendlinger Straße wohnt, ärgerte sich über die Art und Weise, wie die Bekleidungsfirma Hirmer den Zuschlag für das städtische Parkhaus-Grundstück am Sattlerplatz erhalten habe. Dies sei vertraulich hinter verschlossenen Türen im Rathaus geschehen; der Text der Ausschreibung solle offengelegt werden. "Warum brauchen wir immer noch mehr Geschäfte in der Innenstadt?", fragte Arnold unter Beifall der Versammlung. Man könne auf dem Grundstück zum Beispiel das städtische Kindermuseum unterbringen. Das könne eine echte Bereicherung für die City sein.

Der für Gastronomie zuständige BA-Politiker Stefan Blum (CSU) berichtete, dass es inzwischen deutlich weniger Aufregung um die sogenannte Feierbanane zwischen Sonnenstraße und Fraunhoferstraße mit ihren zahlreichen Clubs und Gastronomienbetrieben gebe. Die Bemühungen, Anwohner vor Lärm und anderen Belästigungen zu schützen, zeigten Erfolge.

Christian Weis, Leiter der für die Altstadt zuständigen Polizeiinspektion, sprach von einer positiven Sicherheitslage in der Innenstadt. Die Zahl der Straftaten sei im Vergleich zu 2016 zurückgegangen. Auffällig zugenommen hätten in diesem Jahr die Versammlungen und Veranstaltungen im Zentrum. Ein Grund war offenbar der Bundestagswahlkampf 2017.

© SZ vom 09.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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