Obersendling:So könnte der Siemens-Sportpark in Zukunft genutzt werden

Obersendling: Seit sechs Jahren schon verwildert das Sport-Gelände nördlich der Siemensallee.

Seit sechs Jahren schon verwildert das Sport-Gelände nördlich der Siemensallee.

(Foto: Robert Haas)
  • Bürgermeister Josef Schmid (CSU) hat auf einer Bürgerversammlung in Obersendling verkündet, die Stadt stehe kurz vor dem Kauf des Siemens-Sportparks.
  • Ein künftiger "Sportpark München Süd" soll dann allen Münchnern, vor allem aber den Obersendlingern offenstehen.
  • Auch Anbieter von Trend-Sportarten wie Bouldern könnten einen Platz auf dem Areal finden.

Von Julian Raff, Obersendling

Die frohe Botschaft war im Münchner Südwesten schon vor zwei Monaten zu hören, allein es fehlte noch der Glaube. Als Bürgermeister Josef Schmid (CSU) bei der Bürgerversammlung des Stadtbezirks 19 verkündete, die Stadt stehe wirklich kurz davor, den Siemens-Sportpark zu kaufen, war ihm der Applaus der 450 Zuhörer sicher.

Dennoch habe er ein wenig um den Vertrauens-Kredit seines Parteikollegen gefürchtet, erinnert sich der Bezirksausschuss-Vorsitzende Ludwig Weidinger (CSU) an den Abend. Zu viele Kommunalpolitiker hatten vorschnell Optimismus verbreitet, seit im Frühjahr 2011 offiziell wurde, dass sich Siemens von der idyllisch gelegenen, aber im Unterhalt teuren Betriebssportanlage trennen will. Erste Anzeichen dafür hatte es 2008 gegeben.

Die jüngste Erfolgsmeldung aus dem Rathaus beendet also fast ein Jahrzehnt der Spekulationen um das 14 Hektar große Gelände, auf dem einst Tausende Siemensianer kickten, Basketball oder Badminton spielten, turnten, skateten oder einfach durchs Grüne joggten. Seine sportliche Heimat retten konnte hier nur der Siemens-Tennisclub (STC). Mehr oder weniger aktive Erholung soll auf dem Areal künftig allen Münchnern offenstehen, vor allem aber den mit Grünflächen nicht gerade verwöhnten Obersendlingern.

Nördlich der Siemensallee, auf dem früheren Konzerngelände, entstand eines der größeren Neubauquartiere, dessen Bewohner aus den oberen Stockwerken dem geschlossenen Park nun schon seit sechs Jahren beim Verwildern zusehen können. Stillstand und Verfall galten auch im BA zugleich als Normalzustand und kleineres Übel, solange nur die Chance bestand, den Park vor drohender Kommerzialisierung zu retten. Zunächst hatten Stadt und Konzern noch in einem unverbindlichen "letter of intent" die Absicht bekundet, das Gelände und die sanierungsbedürftigen Gebäude gegen Übernahme der knapp siebenstelligen Unterhaltskosten in eine öffentliche Nutzung zu überführen.

Das Papier wurde nie unterzeichnet, stattdessen begannen diverse private Interessenten um das Gelände zu buhlen, was den Preis von einem - symbolischen - auf mutmaßliche 2,5 Millionen Euro katapultierte, auf jeden Fall in deutlich siebenstellige Höhen.

Unter wachsendem öffentlichem Druck stieg das Kommunalreferat wieder in die Verhandlungen ein. Natürlich macht man sich dort schon länger Gedanken über die künftige Nutzung. Referatssprecher Bernd Plank bittet um Geduld und verweist auf eine nichtöffentliche Sitzung des Kommunalausschusses am kommenden Donnerstag. Die Stadträte werden den Deal höchstwahrscheinlich absegnen und eventuell auch in die Planungsdiskussion einsteigen. Auf der Tagesordnung der BA-Sitzung an diesem Dienstag taucht das Thema noch nicht auf, Weidinger rechnet auch nicht zwangsläufig mit Ad-hoc-Beschlüssen und plädiert für eine überlegte Diskussion. Er und eine Mehrheit im BA wünschen sich jedenfalls "keine großen Eventdinger, die Verkehr ins Viertel ziehen."

Angesagte Sportangebote, etwa Bouldern, seien dort trotzdem vorstellbar, so weit sie keine Anziehungskraft über die Viertel- oder Stadtgrenzen hinaus entfalten. Ballsportarten, Vereins- und Schulsport dürften nicht an den Rand geraten. Auch im Stadtbezirk 19 herrscht akute Hallenknappheit. So werde zum Beispiel die knapp sechs Jahre alte Turnhalle an der Herterichstraße (Solln) großteils als Ausweichquartier fürs derzeit sanierte Fürstenrieder Gymnasium genutzt, statt, wie vorgesehen, als Vereinssportstätte.

Die vor allem energietechnisch völlig veraltete Siemens-Halle im Park bietet dabei keine schnelle Lösung und muss wohl durch einen Neubau ersetzt werden. Allzu weit übers bisherige Maß hinaus sollten die aktiv nutzbaren Flächen in einem künftigen "Sportpark München Süd" aber nicht wachsen, findet Weidinger. Mindestens ebenso wichtig wie die sportliche ist ihm und dem BA die ökologische Bedeutung des Geländes. Weit oben auf der Prioritätenliste dürfte daher der Antrag bleiben, den Landschaftsschutz auf die südlich und östlich angrenzenden Wiesen- und Waldflächen auszuweiten. Dauerhaft gesichert werden soll so nicht nur der markante Grüngürtel zwischen Obersendling und Solln, sondern auch eine Frischluftschneise, die vom Isartal bis an die Aidenbachstraße reicht.

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