Obersendling:Hinsehen und bewahren

Obersendling: Schöner Anblick: die ehemaligen Betriebswerkstätten des Isartalbahnhofes in Thalkirchen.

Schöner Anblick: die ehemaligen Betriebswerkstätten des Isartalbahnhofes in Thalkirchen.

(Foto: Claus Schunk)

Im Münchner Süden gibt es viele Beispiele für gelungenen Denkmalschutz. Dennoch fordert die SPD noch mehr Aufmerksamkeit für den Erhalt historischer Bauwerke, Landmarken und Wahrzeichen

Von Jürgen Wolfram, Obersendling

Der Erfolg hat bekanntlich viele Mütter und Väter. Nicht zuletzt gilt dies für gelungene Beispiele des Denkmalschutzes im Münchner Süden. Sich in dieser Hinsicht als treibende Kraft zu inszenieren, erscheint den Lokalpolitikern der SPD offenbar dringend geboten. Bei einer Feier im ehemaligen Heizkraftwerk und heutigen Möbelhaus an der Drygalski-Allee, das als Musterbeispiel geglückter Konversion gilt, zeigten die Sozialdemokraten anhand früherer Anträge ihrer Fraktion im Bezirksausschuss (BA), welche Projekte sie mit angeschoben haben. Zugleich thematisierten sie Defizite und Fehlentwicklungen. Dorle Baumann, Vorsitzende der SPD-Fraktion im BA Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln, sieht in diesem Zusammenhang eher Nachholbedarf bei den Natur- als bei den Baudenkmälern.

Was zum Erhalt historischer Bauwerke, Landmarken und Wahrzeichen im Münchner Süden in jüngster Zeit erreicht worden ist, erregt Aufsehen bis weit über die Stadtgrenzen hinaus. In der "Langen Nacht der Architektur" etwa gerieten die sanierten Gebäude der ehemaligen Isartalbahn in Thalkirchen zu einem wahren Pilgerziel städtebaulich Interessierter. Aus den Ruinen ehemaliger Werkshallen der Bahn sind dort die Isartal-Werkstätten hervorgegangen, ein gewerblich genutzter Komplex mit hochmodernen Geschäftsräumen hinter geschichtsträchtigen Mauern. Die SPD wendet sich bei aller Begeisterung jedoch gegen Pläne, dort zu Lasten eines Parkplatzes einen weiteren Gewerbebau zu errichten.

Ähnlich hohe Wellen geschlagen hat soeben erst die Rettung des ältesten Münchner Bauernhofs, des Derzbachhofs in Forstenried, vor dem endgültigen Verfall. In diesem Fall schickt sich ein kundiger Investor an, das Kleinod aus dem Jahr 1751 und seinen Umgriff in ein Anwesen mit hohem Wohnwert zu verwandeln. Und in Solln feiern sie seit Kurzem die Bewahrung des Café-Kustermann-Pavillons vor dem Abbruch. Eine schöne Erfolgsserie, hinter der man gern entsprechende Bestrebungen der SPD vermuten dürfe, betont Dorle Baumann.

Nicht ganz so rund gelaufen ist es bisher bei der überfälligen Sanierung des Warnberger Weihers. Wie diese Rettungsaktion vonstatten gehen könnte, soll ein runder Tisch erarbeiten. Aufschluss darüber, wie der Verkrautung und Verschlammung wirkungsvoll zu begegnen wäre, erhofft man sich von einem Gutachten. Die entscheidende Frage aber, wer am Ende die Kosten für die Rettung des Weihers trägt, der einer katholischen Klostergemeinschaft gehört, ist bis heute ebenso wenig geklärt wie das Wasser darin.

Sonnenklar indes erscheint dem SPD-Kommunalpolitiker Jürgen Gerhards, dass im Münchner Süden generell mehr Naturdenkmäler ausgewiesen werden müssten. Ersatzpflanzungen für gefällte Baumschätze hätten allzu oft zu unbefriedigenden Ergebnissen geführt, beispielsweise an der Forstenrieder Allee und der Forst-Kasten-Allee. Leider sperrten sich private Grundeigentümer immer wieder gegen Initiativen zum Erhalt wertvoller Gehölze. Die alte Faustregel, wonach Baurecht den Baumschutz aussticht, bekommt den südlichen Stadtvierteln nach Gerhards Einschätzung schon lange nicht mehr.

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