Obersendling:Gestörter Blick ins Grüne

Obersendling: Rohre statt Rasen: Nicht alle Flachdächer des Obersendlinger Neubaugebiets Südseite sind so begrünt worden, wie Anwohner sich das gewünscht hätten.

Rohre statt Rasen: Nicht alle Flachdächer des Obersendlinger Neubaugebiets Südseite sind so begrünt worden, wie Anwohner sich das gewünscht hätten.

(Foto: privat)

Wohnungseigentümer aus dem Neubaugebiet Südseite beklagen sich über "Rohrverhau" auf einzelnen Flachdächern

Von Jürgen Wolfram, Obersendling

Das Neubaugebiet Südseite in Obersendling ragt mit bis zu 16 Geschossen in den Himmel. Da erfreuen sich diejenigen, die weit oben wohnen, eines prächtigen Ausblicks, möchte man meinen. Tatsächlich beklagen sich viele der Immobilieneigentümer, weil das Gegenteil der Fall sein soll. Was ihnen ein Dorn im Auge ist: Nicht alle Bauträger hätten sich an die Auflage gehalten, eine begrünte Dachlandschaft zu schaffen. So sei etwa der GBW-Block an der Carola-Neher-Straße 26-34 "ein Armutszeugnis" und ein "tägliches Ärgernis", moniert Wilfried Buchsteiner, Sprecher des Verwaltungsbeirats der Eigentümer aus dem Hochhaus "Sternenhimmel". Statt einer Grüngestaltung, wie im Verkaufsprospekt angepriesen, verschandele hier "ein schrecklicher Rohrverhau" das Flachdach. Die GBW-Gruppe weist die Vorwürfe zurück; die Vorteile ihrer Lüftungstechnik für Umwelt und Geldbeutel sprächen für sich.

Nach der Interpretation Buchsteiners schreibt der betreffende Bebauungsplan eine extensive Begrünung der Flachdächer für die Wohnblocks der Südseite klar vor. Es gehe nicht an, dass die GBW "tun und lassen kann, was sie will". Andernfalls werde das ökologische Gesamtkonzept der Stadt untergraben. Überdies würden Präzedenzfälle geschaffen, "die so sicherlich aus der Sicht der Stadtentwicklung nicht gewollt sind". Technische Dachaufbauten seien jedenfalls nur zulässig, sofern sie ausschließlich auf dem Dach errichtet werden können. Dass an der Carola-Neher-Straße 26-34 die Rohre nicht zwingend oben hätten verlegt werden müssen, zeigten die vergleichbaren Wohnblocks der anderen Bauträger. Mit Blick auf das benachbarte, noch in der Entstehung befindliche Neubaugebiet Campus Süd warnt Buchsteiner vor weiteren "Bausünden".

Die GBW-Gruppe verteidigt ihr Vorgehen auf der Südseite. Das beanstandete Gebäude sei mit einer umweltschonenden Be- und Entlüftungsanlage realisiert worden, heißt es in einer Stellungnahme. Wegen der zentralen Zu- und Abluft sei die Platzierung auf dem Dach sinnvoll gewesen. Im Übrigen entspreche diese Ausführung allen Auflagen des Bebauungsplans und sei von der Münchner Lokalbaukommission im Herbst 2014 "vollumfänglich für korrekt befunden" worden.

Die GBW habe sich ganz bewusst für diese Art der Be- und Entlüftungsanlage entschieden, heißt es weiter in dem Papier. Denn das "hochwertige, moderne System mit zentraler Zu- und Abluft und Wärmerückgewinnung" überzeuge durch seine Energieeffizienz. Immerhin werde ein Wirkungsgrad von rund 85 Prozent erreicht. Die Anlage habe daher einen entscheidenden Anteil daran, dass das Gebäude als sogenanntes Effizienzhaus realisiert werden konnte. Dies entspreche einer Unterschreitung der gesetzlichen Richtwerte um 45 Prozent. Allein durch diese Anlage erreiche man eine Energieeinsparung von jährlich rund 1250 Kilowattstunden je Wohnung, wovon die Umwelt und jeder Mieter gleichermaßen profitierten. Die ausgeklügelte Technik ermögliche eine "hygienisch hochwertige und zugluftfreie Versorgung aller Räume innerhalb der Wohnungen". Als positiver Nebeneffekt werde einer Schimmelbildung vorgebeugt. Zusätzlich sei eine "pflegeleichte extensive Begrünung" umgesetzt worden, beteuert die GBW-Gruppe. Alle Bedingungen des Bebauungsplans seien somit erfüllt worden.

Das Planungsreferat bestätigt zwar den ursprünglichen Wunsch nach einer durchgängigen Dachbegrünung auf der Südseite. Doch gebe der Bebauungsplan auch die Aufbringung von Be- und Entlüftungsanlagen her. Nachträglich eine Korrektur der Rohrkonstruktionen zu erzwingen, wäre unangemessen, sagte am Dienstag ein Behördensprecher.

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