Obersendling:Es wird immer enger

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Der ehemalige Siemens-Großparkplatz an der Gmunder Straße soll sich in ein Wohngebiet mit 40 000 Quadratmetern Geschossfläche verwandeln. Dem Bezirksausschuss geht alles viel zu schnell

Von Jürgen Wolfram, Obersendling

Die erregten Diskussionen um die Hofmann-Höfe, die massive Bebauung des ehemaligen Eon-Geländes und die geplanten Veränderungen in Fürstenried-West haben sich noch nicht gelegt, da rückt im Stadtbezirk die nächste Nachverdichtung in den Fokus: Der ehemalige Siemens-Großparkplatz an der Gmunder Straße soll sich in ein Wohngebiet mit 40 000 Quadratmetern Geschossfläche verwandeln. Wie die Siedlung einmal aussehen könnte, wird sich im Zuge eines Architektenwettbewerbs zeigen.

Hitzige Diskussionen im Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln löst das Vorhaben aber schon jetzt aus. Vor allem die Grünen befürchten, dass die Pläne einer Grünwalder Bauträgergesellschaft durchgepeitscht werden sollen, ohne dass die Anwohner beizeiten dazu gehört werden. Das Stadtviertelgremium teilte mehrheitlich die Bedenken der Grünen-Fraktion um den stellvertretenden BA-Vorsitzenden Alexander Aichwalder und vertagte die Verabschiedung einer Stellungnahme.

Aichwalder hatte eindringlich davor gewarnt, den Entwurf der neuen Siedlung "zu schnell durchzuwinken". Es gehe nicht an, ein Projekt derartiger Dimension in Gang zu setzen, ohne frühzeitig die Nachbarn einzubeziehen. "Da sollten wir uns nicht künstlich unter Druck setzen lassen", mahnte ebenso die Fraktionssprecherin der Grünen, Henriette Holtz. Transparenz sei das Gebot der Stunde. Grundsätzliche Einwände gegen eine Bebauung des Geländes an der Gmunder Straße erhoben die Grünen nicht. Das blieb Karl Pauli (CSU) überlassen, der den "schützenswerten Baumbestand" des ehemaligen Großparkplatzes im Auge hatte. Dieser dürfte jedoch nicht zu retten sein, wie Michael Kollatz (SPD), Sprecher des Unterausschusses Bau und Planung, bekräftigte: "Es ist völlig unrealistisch, hier einzelne Bäume erhalten zu wollen."

Wann die Stämme gefällt werden, erwies sich rasch als relevante Frage. Damit man mit den Holzarbeiten aus Naturschutzgründen nicht bis zu einem Jahr warten müsste und auf diese Weise den Baubeginn erheblich verzögern würde, riet die SPD-Fraktion davon ab, mit der Stellungnahme zu dem Vorhaben bis zu einer der nächsten BA-Sitzungen zu warten. "Es ist wichtig, dass das Wettbewerbsverfahren jetzt eröffnet werden kann", sagte Hannelore Prechtel (SPD).

In Erwartung eines sofortigen BA-Votums hatte die SPD ein Positionspapier ausgearbeitet, in dem auch sie kritische Fragen zur generell befürworteten Parkplatz-Bebauung aufwirft. So fehlen den Sozialdemokraten im bisherigen Entwurf "genauere Aussagen zur sozialen und verkehrlichen Infrastruktur sowie zu Emissionen und Baumschutz". Gemeint sind primär die Emissionen der vielen Gewerbebetriebe in der Umgebung. In Übereinstimmung mit den anderen Fraktionen will die SPD ferner wissen, wie es um die Grundschulversorgung bestellt sein wird, wenn im ohnehin wachstumsfreudigen Obersendling mit weiteren Kindern zu rechnen sei.

Gemeinsam Sorgen macht man sich im Bezirksausschuss auch darüber, ob der öffentliche Personennahverkehr einem weiteren Zuwachs an Fahrgästen standhält. Der sei "bereits jetzt zur Hauptverkehrszeit an der Belastungsgrenze", heißt es in dem SPD-Papier. Ähnliches gelte für das Straßennetz in der näheren Umgebung des Bauvorhabens. In diesem Zusammenhang wird eine Aktualisierung des Verkehrsgutachtens zum Campus Süd angemahnt. Schließlich hat die SPD-Fraktion die Radler im Auge, für die ebenfalls einiges verbessert werden müsse, wenn man neben anderen Neubaugebieten auch noch an der Gmunder Straße mit dem Wohnungsbau expandiere. So sei die nahe Boschetsrieder Straße zwar als Hauptroute des Fahrradverkehrs ausgewiesen. Doch der Zustand des dortigen Radwegs erfülle diese Funktion derzeit nicht im mindesten.

© SZ vom 21.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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