Obersendling:Aus die Maus

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Die Stadt ist offenbar aus dem Preispoker um den knapp 14 Hektar großen Hermann-von-Siemens-Sportpark ausgestiegen. Im Münchner Süden ist man über die Entwicklung besorgt und will das weiträumige Gelände unbedingt als Grünfläche erhalten

Von Jürgen Wolfram, Obersendling

Die Stadt ist raus: Aller Voraussicht nach wird der Hermann-von-Siemens-Sportpark nicht in kommunale Hand übergehen. Die Stadt sei aus dem Preispoker um die knapp 14 Hektar große ehemalige Betriebssport-Anlage in Obersendling ausgestiegen, angeblich bei der Marke von 2,5 Millionen Euro, heißt es aus gut informierter Quelle. Das Rathaus soll jetzt auf eine andere Karte setzen: die planungsrechtliche Sicherung des verwildernden Areals als öffentlich zugängliche Grünfläche. Entsprechende Andeutungen hatte auch der Bezirksausschuss-Vorsitzende Ludwig Weidinger (CSU) unlängst bei einer Bürgerversammlung gemacht. "Es ist zu befürchten, dass der Siemens-Sportpark an einen privaten Investor verkauft wird, der am meisten bietet", sagte Weidinger bei dieser Gelegenheit. Für die Lokalpolitiker sei jedoch klar, dass das im Landschaftsschutzgebiet liegende Gelände als Grünfläche für die Allgemeinheit erhalten bleiben müsse. Dem Bezirksausschuss schwebt sogar die Erweiterung des Parks auf angrenzende Flächen vor. Projekttitel: "Landschaftsschutzpark Isar-Solln".

Kurz vor der Bürgerversammlung war Weidinger vom Planungsreferat mitgeteilt worden, dass mit einer endgültigen Entscheidung über die Zukunft des Parks "wegen ausstehender politischer Abstimmungsgespräche" erst Ende des Jahres zu rechnen sei. Unter den Kaufinteressenten ist Evi Brandl, Chefin der Fleischfirma Vinzenz Murr. Ihr gehören im Süden von München bereits andere Immobilien, so in Pullach und Icking.

Wegen der Entwicklung ziehen sowohl der Siemens-Konzern als auch die Stadt Kritik auf sich, von Kommunalpolitikern ebenso wie etwa vom Verein der Belegschaftsaktionäre. Das Unternehmen, weil dessen ehemaliges Management unter Führung von Peter Löscher der Stadt einst angeboten haben soll, ihr das Gelände an der Siemensallee für den symbolischen Preis von einem Euro zu überlassen und sich jetzt nicht daran hält. Inzwischen hat die Firmenführung gewechselt und mit ihr offenbar die Gesinnung: Es soll den Aktionären nicht mehr vermittelbar sein, dass Siemens das Gelände einfach verschenkt.

Das Planungsreferat wiederum habe sich zu lange mit Voruntersuchungen zur Übernahme aufgehalten, und dann sei es plötzlich zu spät dafür gewesen, glaubt Birgit Grube zu wissen. Sie spricht für den Verein der Belegschaftsaktionäre sowie für den Siemens-Tennisclub. "Auch wenn wir am Ende eine langfristige Bestandsgarantie für die Tennisplätze erreichen, so wäre es doch schade, sollte nicht die Öffentlichkeit von dem Park etwas haben, sondern ein privater Investor."

Über die Absichten potenzieller Käufer wird gegenwärtig viel spekuliert im Stadtbezirk Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln. Golfplatz, Fitness-Studio, Hotel - alles schon mal genannt. Gut möglich auch, dass Kaufinteressenten erwarten, die Stadt werde unter dem Eindruck anhaltender Wohnungsnot zumindest an den Rändern des Areals Wohnbebauung zulassen.

Den Stadträten aus dem Münchner Süden wird bei diesem Gedanken schwindlig. Sie erinnern, wie Manuela Olhausen (CSU), an die "enorme Bebauung" durch die Wohnquartiere Südseite und Campus Süd. Als Gegengewicht seien Sport- und Freizeitanlagen unverzichtbar, sind sich alle Fraktionen im Stadtrat und Bezirksausschuss einig. Unterdessen gammelt der Hermann-von-Siemens-Sportpark vor sich hin. 21 Mitglieder des Tennisclubs haben kürzlich Berge von Laub und Ästen beseitigt, um die Plätze zugänglich zu halten. Und weil sich kaum noch jemand hierher verirrt, wechselt im Sportplatzrestaurant "Dolce Vita" in kurzen Abständen der Pächter, obwohl seine Küche einen guten Ruf genießt. "Lange können die Zustände so nicht mehr bleiben", sagt Birgit Grube.

© SZ vom 23.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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