Obersendling:Abbruch verhindert

Obersendling: Seit dem Konkurs der von Friedrich Deckel im Jahre 1903 gegründeten Firma stand die Halle leer. Nun deutet sich eine Lösung an.

Seit dem Konkurs der von Friedrich Deckel im Jahre 1903 gegründeten Firma stand die Halle leer. Nun deutet sich eine Lösung an.

(Foto: Catherina Hess)

Gericht bestätigt Schutzwürdigkeit der alten Deckel-Produktionshalle an der Tölzer Straße - und gibt damit der Stadt recht

Von Jürgen Wolfram, Obersendling

Die denkmalgeschützte Produktionshalle der Firma Deckel an der Tölzer Straße in Obersendling darf nicht abgerissen werden. Das hat jetzt das Bayerische Verwaltungsgericht entschieden und sich dabei auf ein Gutachten gestützt, das dem Gewerbebau Erhaltenswürdigkeit bescheinigt. Von der Eigentümerin der 1958 bis 1960 errichteten Immobilie, einer großen Bauträgergesellschaft, war der Abbruch beantragt worden, um dadurch Platz für den Neubau einer Wohnanlage zu gewinnen.

Die Stadtverwaltung lehnt das Ansinnen jedoch entschieden ab. Gegen den betreffenden negativen Bescheid erhob die Baugesellschaft Klage, die nun jedoch abgewiesen wurde. Statt einer Beseitigungsgenehmigung erging die Aufforderung, neue Vorschläge für die Entwicklung der Halle, "für eine gebietsverträgliche Nutzung unter Wahrung des Denkmalschutzes" zu machen, wie das Referat für Stadtplanung und Bauordnung präzisiert. Ob die Eigentümerin für den Gewerbebau einen Plan B, etwa nach dem Vorbild des alten Heizkraftwerks München-Süd/Möbelhaus Kare, oder aber Verkaufsabsichten hat, ist nicht bekannt.

Bei dem signifikanten Gebäude an der Tölzer Straße 5a, einst von den Söhnen des Firmengründers in Auftrag gegeben, handelt es sich um die Produktionshalle der ehemaligen Fabrik für Präzisionsmechanik und Maschinenbau Friedrich Deckel. Der zweigeschossige Flachdachbau auf dem Werksgelände, ein unübersehbarer Hallenkomplex von 72 mal 82 Metern, wurde nach Plänen des Architekten Walter Henn errichtet; Henn gilt als bedeutender Vertreter des Industriebaus. In der ehemaligen, stützenfreien Produktionshalle in Stahlfachwerkkonstruktion und mit Vorhangfassade aus eloxiertem Leichtmetall waren unter anderem das Materiallager und Werkstätten untergebracht. Die Firma Deckel fusionierte 1993 mit Maho zur Deckel Maho AG. Ein Jahr später meldete das Maschinenbau-Unternehmen Konkurs an. Seither rätseln die Leute im Münchner Südwesten, wie es mit der Produktionshalle weitergeht.

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege beschreibt die Konstruktion der Deckel-Halle als "filigran und elegant über den Raum gespannt". Mit der Vorhangfassade, die sich an amerikanischen Vorbildern orientiere, werde "das Bild eines modernen Produktionsstandorts" erreicht. Das Bauwerk weise geschichtliche, künstlerische und wissenschaftliche Bedeutung auf. In Bayern sei sonst keine derartige Halle aus dieser Entstehungszeit bekannt, weshalb ihr "Seltenheitswert" zufalle, heißt es in den Erläuterungen zum Text in der Denkmalliste.

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