Obermenzing/Pasing:Liebevoll bewahrt

Drei geschichtsträchtige Bauten in Obermenzing und Pasing, die alle Aufmerksamkeit verdienen, hat die Landeshauptstadt jetzt mit dem "Fassadenpreis 2015" ausgezeichnet

Von Jutta Czeguhn, Obermenzing/Pasing

Im Stadtbezirk wird gebaut, verdichtet, aber nur selten ist eine der neuen Gebäudefassaden reizvoll genug, als dass es sich ein längerer Blick lohnen würde. Drei Bauten in Obermenzing und Pasing, die alle Aufmerksamkeit verdienen, hat die Landeshauptstadt in diesem Jahr mit dem Fassadenpreis 2015 ausgezeichnet: die Pippinger Kirche St. Wolfgang, ein Atelierhaus der Villenkolonie II in Obermenzing sowie die Direktorenvilla der ehemaligen Eggenfabrik in Pasing. Alle drei historischen Gebäude sind in den vergangenen Jahren mit großem Aufwand und Respekt der alten Bausubstanz gegenüber saniert worden.

Seit 1969 verleiht die Stadt alle zwei Jahre diesen Preis, für 2015 waren 94 Bewerbungen für insgesamt 113 Anwesen eingegangen; am Ende wurden 25 Fassadenpreise zuerkannt, zudem gab es sechs "lobende Erwähnungen". Eine davon hat St. Wolfgang im Obermenzinger Ortsteil Pipping bekommen. Um die Dorfkirche, in den Jahren 1478 bis 1480 im spätgotischen Stil erbaut, hatte es lange gar nicht gut gestanden. 2008 war das Baudenkmal wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt worden, der Dachstuhl hatte sich gefährlich gesenkt, es gab bereits Risse im Chorraum. Die Katholische Kirchenstiftung Leiden Christi und die Bürgervereinigung Obermenzing sammelten hartnäckig Spenden, um die insgesamt 3,3 Millionen Euro teure Instandsetzung in Gang zu setzen, Start war im Februar 2010. Das komplette Mauerwerk musste zuerst trockengelegt und entsalzt werden, bevor man die Außenwand neu verputzen und die Schadstellen an Gesimsen und Putzfriesen beheben konnte. Anschließend erhielten Kirchenschiff und Kirchturm einen neuen Anstrich. Die ursprüngliche Mönch-und-Nonnen-Dachdeckung wurde wiederhergestellt, die Turmbedachung erhöht, Fenster und Türen sorgfältig repariert. "Alle durchgeführten Arbeiten genügen höchsten denkmalpflegerischen Ansprüchen und tragen zu einer weithin wahrnehmbaren Aufwertung für die ganze Umgebung bei", lobt die Jury die Arbeit des Architekten Florian Igl.

Apfelallee 6 (Pasing-Obermenzing)

Auch das von August Exter erbaute Atelierhaus in Obermenzing erstrahlt in neuem Glanz.

(Foto: Landeshauptstadt München/Maja Kaltenbach/oh)

Vom Architekten August Exter stammt das Atelierhaus an der Apfelallee 6, das einen der 25 Fassadenpreise erhielt. 1897 erbaut, hat die Villa im Laufe der Jahre einigen An-und Umbaumaßnahmen, sogar eine Aufstockung erlebt, die allerdings unvollendet blieb. Das Architekturbüro Heiß und Kirchhof respektierte bei der Sanierung diese bewegte Baugeschichte. Die Eingangstür wurde nach historischem Vorbild mittels 3 D-Scan neu angefertigt. Die Jury würdigte dies ebenso wie die "beherzte Initiative der Eigentümer".

Im neuklassizistischem Reformstil hatten die Architektenbrüder Martin und Valentin Ott die Direktoren-Villa der Eggenfabrik an der Hildachstraße 17 in den Jahren 1913 /14 erbaut, das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Hier gefiel der Jury, dass es durch die Sanierung vorbildlich gelungen ist, "die Fassade wieder aus sich selbst heraus wirken zu lassen". Die Fassade wurde sorgfältig gereinigt, Schadstellen ausgebessert. Die originalen Eichenholztüren wurden restauriert, die Dacheindeckung repariert. So kann der Bau ebenso wie die dazugehörende ehemalige Werkshalle der Eggenfabrik weiter von Pasings ehemals reicher Industriegeschichte erzählen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: