Obermenzing:Turnhalle schimmelt

Nicht das erste Mal hat das moderne Berufsschulzentrum an der Bergsonstraße mit Feuchtigkeit im Boden zu kämpfen. Die Stadt dementiert Vorwürfe, das kontaminierte Material würde nicht fachgerecht entsorgt

Von Ellen Draxel, Obermenzing

Die Dreifachturnhalle des Berufsschulzentrums an der Bergsonstraße 109 ist seit Schuljahresbeginn im September gesperrt. Der Grund: Schimmelbildung an der Unterseite des Turnhallenbodens. Etwa ein Drittel der Bodenfläche, rund 400 Quadratmeter, ist davon betroffen.

Dass in der Sportstätte des 1998 eröffneten Schulzentrums, das zu den modernsten und am besten ausgestatteten Schulgebäuden in Europa zählt, Reparaturen wegen Feuchtigkeit im Boden vorgenommen werden müssen, ist nicht das erste Mal. Bereits vor zehn Jahren entdeckte man beim Öffnen von Bodenluken, mit deren Hilfe Sportgeräte für das Geräteturnen im Boden verankert werden, stehendes Wasser bis unterhalb des Hallenbodens. Eine Pumpe der Hebeanlage war defekt, das Wasser hatte sich deshalb im Pumpenschacht aufgestaut. "Dieser Schaden", betont Baureferats-Sprecherin Dagmar Rümenapf, "wurde damals sofort durch Austausch der Pumpe behoben und der Boden wieder getrocknet".

Obermenzing: Das Schulzentrum an der Bergsonstraße gilt als eines der am besten ausgestatteten in ganz Europa. Doch die Turnhalle macht immer wieder Probleme.

Das Schulzentrum an der Bergsonstraße gilt als eines der am besten ausgestatteten in ganz Europa. Doch die Turnhalle macht immer wieder Probleme.

(Foto: Catherina Hess)

Im Jahr 2010 aber stellte man erneut Feuchtigkeit im Bodenaufbau der Sporthalle fest. Diesmal war sie verursacht durch undichte Fugen und schadhafte Bodenabläufe im angrenzenden Sanitärtrakt. Der gesamte Duschbereich sei daraufhin "vollständig saniert" worden, erläutert Rümenapf. Alle Bodenöffnungen, in denen das Wasser stand, wurden ausgesaugt, getrocknet und kontrolliert. "Nach der Trocknung gab es keine Auffälligkeiten." Auch in der Turnhalle stellte man Trocknungsgeräte auf. "Nachdem die Messergebnisse der Restfeuchte im Bodenaufbau in Ordnung waren, konnte die Sporthalle freigegeben werden." Einen Hinweis auf Schimmel, betont sie, habe es zur damaligen Zeit "nicht gegeben".

Obermenzing: Der Bodenbelag wurde komplett herausgerissen.

Der Bodenbelag wurde komplett herausgerissen.

(Foto: Ellen Draxel)

Das dritte Mal machte Wasser in der Turnhalle dem Schulzentrum vor den Sommerferien zu schaffen. Eine schadhafte Sammelleitung unter der Bodenplatte hatte einen lokalen Wasserschaden verursacht - die Leitung wurde saniert, der Boden entwässert und wiederum getrocknet. "Über einen Zeitraum von etwa vier bis fünf Wochen pumpte man täglich etwa 60 Liter Wasser ab", berichtet ein Insider, der nicht genannt werden möchte. "Zunächst", bestätigt Rümenapf, "zeigten die Messwerte deutliche Verbesserungen. Nach starken Regenfällen stieg die Feuchtigkeit jedoch wieder an."

Schimmel an der Bergsonstraße

Das gammlige Material wurde in Containern nur teilweise fachgerecht entsorgt.

(Foto: Ellen Draxel)

Woher diese Nässe kommt, ist bislang nicht geklärt. Derzeit liefen noch verschiedene Untersuchungen, um mögliche weitere Ursachen festzustellen, erklärt die Sprecherin. Von den Ergebnissen hängt das Sanierungskonzept ab - und die Klärung der Frage, wer für diese Mängel letztlich verantwortlich ist.

Der Boden der Turnhalle wurde aufgrund des Schimmelbefalls inzwischen restlos entfernt, die einzelnen Schichten seien "sorgfältig unter der Aufsicht des beauftragten Architekturbüros und unter Beachtung der erforderlichen persönlichen Schutzausrüstungen getrennt ausgebaut und auch getrennt entsorgt worden", versichert Rümenapf. Dabei habe man "selbstverständlich" den Schimmelleitfaden des Umweltbundesamtes beachtet. "In diesem Fall wurde ein öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger hinzugezogen. Nachdem er einen eindeutigen Schimmelbefall feststellte, hielt er Luft- oder Staubproben und die Entnahme von Materialproben für entbehrlich." Der Transport des kontaminierten Materials sei über die Außentreppe unmittelbar zu bereitgestellten, geschlossenen und absperrbaren Containern erfolgt.

Ein Informant hatte der Süddeutschen Zeitung zuvor berichtet, die Stadt München beachte bei der Sanierung den Schimmelleitfaden nicht. Weder seien Materialproben genommen worden, um Gattung und Gruppe des Schimmels zu bestimmen, noch habe man Luft- oder Staubproben gemacht, die Auskunft über das Ausmaß der Belastung geben könnten. Das belastete Material sei außerdem über Wochen auf und neben dem Schulgelände in offenen Containern bis zum Abtransport gelagert worden - auf die Gefahr hin, dass Sporen von Schülern und Lehrern eingeatmet werden. Rümenapf dagegen erklärt, die Container seien mit Holz und Kunststoff befüllt und "unmittelbar abgefahren" worden. Lediglich die Behälter für Styropor hätten nicht unverzüglich mitgenommen werden können, da Styropor neuerdings als Sondermüll zu entsorgen sei. "Aber auch das Styropor wurde sorgfältig abgedeckt und verschlossen bis zum Abtransport aufbewahrt." Überwacht worden seien die Sanierungsarbeiten "selbstverständlich" vom bauleitenden Architekten, der ausführenden Fachfirma und dem Baureferat. Bei einem Ortstermin indes zeigt sich, dass die behauptete Abdeckung nicht konsequent vorgenommen wurde: Bilder von Ende Oktober dokumentieren, dass von vier Containern drei abgedeckt sind, einer mit Styropor aber nicht.

Das Schulzentrum, aufgegliedert in die Berufsschule für elektrische Anlagen und Gebäudetechnik, die FOS/BOS, die Technikerschule und die Berufsschule für Industrieelektronik, besuchen etwa 2000 Schüler. Die Turnhalle wird außerdem nachmittags, abends und an Wochenenden vom ESV Neuaubing und vom Turn- und Sportclub Obermenzing genutzt, sie trainieren dort Handball und Hockey. Der Informant berichtet auch von einer Person, die seit Juli an einer Lungenerkrankung leide, ausgelöst durch eine allergische Reaktion auf Schimmelsporen. Dem Referat für Bildung und Sport hingegen sei "kein Krankheitsfall bekannt, der ursächlich auf die Schimmelbelastung in der Sporthalle im Schulzentrum Bergsonstraße zurückzuführen ist", sagt Bildungsreferatssprecherin Ursula Oberhuber.

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