Obermenzing:Eher freundlich als Femme fatale

Katja Zang Lola Montez  Obermenzing

Die 32-jährige Katja Zang verkörpert die Femme fatale und falsche Spanierin, die einstmals nicht nur König Ludwig I. den Kopf verdrehte.

(Foto: Privat)

Katja Zang verkörpert die Lola Montez bei den Menzinger Jubiläumsfeierlichkeiten

Von Jutta Czeguhn, Obermenzing

An ein frühes Opfer bayerischer Abschiebepolitik will der Heimat- und Volkstrachtenverein "D' Würmtaler Menzing" am 23. Juli erinnern, denn Lola Montez verbrachte ihre letzte Nacht auf bayerischem Boden bekanntlich oder weniger bekannt in der Schloss-Schänke der Blutenburg, ehe sie Mitte Februar 1848 in Cuirassier-Begleitung in Pasing in den Zug gen Landesgrenze gebracht wurde. Beim historischen Umzug, der Teil der Feierlichkeiten zu "1200 Jahre Menzing" ist, wird auch deshalb auch Lola Montez mitmarschieren - in Gestalt einer winkenden falschen Lola, einer doppelten Fälschung sozusagen, denn die echte war ja, wie man weiß, schon eine Falsche.

Bei einem "Casting" in ihrem Vereinsheim Carlhäusl haben die Trachtler nun die passende Darstellerin für die Hochstaplerin gefunden, die einst die bayerische Monarchie aufmischte: Katja Zang wird die Femme fatale verkörpern.

Die 32-Jährige ist weder eine falsche Spanierin noch echte Irin wie das Lola-Original, sondern gebürtige Obermenzingerin. Sie hat Ernährungswissenschaften studiert und arbeitet, ganz seriös, in der Qualitätssicherung von Arzneimittelstudien. Allerdings, und das hat wohl die Menzinger Casting-Jury überzeugt: Wie Lola ist Katja Zang passionierte Tänzerin. Allerdings versteht sie sich nicht auf den "Spinnentanz" zu Fandangoklängen, der Ludwig I. einst aus dem Häuschen brachte.

Zang liebt den Volkstanz, ist Mitglied, nein, nicht bei den Menzingern, sondern beim Münchner Hochschultanzkreis an der Technischen Universität, mit dem sie inzwischen fast so viel herumgekommen ist wie einst die weit gereiste Lola M. - die Münchner Studenten sind schon in Neapel, China und sogar Russland als Botschafter für den bairischen Volkstanz aufgetreten. Dabei ist Zang eine Spätberufene, was den Volkstanz angeht: "Auf den Geschmack bin ich durch die ,Oide Wiesn' gekommen", erzählt sie.

Katja Zang hatte nur noch eine Mitbewerberin für die Rolle der Doña Montez. Überzeugt habe sie die Juroren vom Trachtenverein wohl auch mit ihrem schwarzen Haar, zudem sei sie "begeisterte Dirndlträgerin". Als Schauspielerin im Charakterfach versteht sie sich nicht, weshalb sie sich auch nicht allzu tief einarbeiten möchte in die Psyche von Elizabeth Rosanna Gilbert, wie Lola Montez eigentlich hieß. "Sie ist nicht gerade eine Sympathieträgerin", sagt Katja Zang über die Favoritin des Königs, die auch dem Komponisten Franz Liszt und dem Romancier Alexandre Dumas die klugen Köpfe verdreht haben soll und überall in Europa amouröse Flurschäden hinterlassen hat. Dennoch will sich Katja Zang in die Vita dieser freimütigen wie freizügigen Schwindlerin einlesen. Obermenzings Dorfschreiber Adi Thurner habe ihr schon einen Packen Bücher zur Causa Montez angeboten, erzählt sie.

Eingehender werden die Vorbereitungen für den optischen Auftritt sein. Lola Montez, die vom König mit Geschenken überschüttet wurde, war wohl das, was man heutzutage als Fashion victim oder It-Girl bezeichnen könnte. Das Kostüm, das Katja Zang beim großen Umzug im Juli tragen soll, wird wohl eher züchtig und geschmackvoll historisch ausfallen, denn die Menzinger wollen es stellen. "Ich werde mich mit der Vroni Menzinger zusammensetzen, die ist beim Verein für das Gwand zuständig", sagt die künftige Lola. Katja Zang sieht ihrem Auftritt ganz entspannt entgegen, denn eines, das könne sie ganz gut, versichert sie: "winken und freundlich lachen."

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