Oberhaching:Auf Ochsentour

Oberhaching, Weißbräu, Vorstellung SPD-Bundestagskandidat Wolfgang Lex

Der Kandidat: Wolfgang Lex zieht es nach Berlin.

(Foto: Angelika Bardehle)

Wolfgang Lex, Herausforderer von Bela Bach um die Bundestagskandidatur, will mit Energiewende-Themen punkten

Von Martin Mühlfenzl, Oberhaching

Über seine Leberknödelsuppe gebeugt sagt Wolfgang Lex einen erstaunlichen Satz: "Die SPD im Landkreis hat so viel Potenzial. Das müssen wir nutzen. Aber wir führen keine echten Debatten mehr. Und genau das will ich ändern." Der Sozialdemokrat Lex will Aufbruchstimmung verbreiten - vor allem in eigener Sache. Er will der SPD-Kreisvorsitzenden Bela Bach die sicher geglaubte Bundestagskandidatur im Wahlkreis München-Land streitig machen. Nicht einmal mehr zwei Wochen hat der 54-jährige Oberhachinger Zeit, um die Mitglieder im Landkreis zu überzeugen und als Einzelkämpfer die von der Parteiführung unterstützte Bewerberin bei der Bundeswahlkreiskonferenz vom Kandidaten-Sockel zu stoßen.

Bereits im Vorjahr hatte Lex intern durchblicken lassen, er könne sich eine Kandidatur vorstellen. Im Juli informierte er die Parteiführung und reichte ganz offiziell seine Kandidatur ein. Nun geht er auf Wahlkampftour durch die Ortsvereine. "Ochsentour" sagt Lex. Sein eigener Ortsverein in Oberhaching ist seine zwölfte Station. Lex schickt gleich voraus, dass es rein um Inhalte gehen soll - und er mit Bela Bach, die seit Frühjahr 2015 Kreisvorsitzende ist, nicht immer einverstanden ist. Und doch kommt Lex an der Verpackung nicht vorbei: "Es reicht nicht, ein hübsches junges Gesicht nach vorne zu schieben und auf Plakate zu drucken." Da ist zustimmendes Murmeln der Oberhachinger Genossen zu vernehmen.

Dann aber soll es doch um Inhalte gehen - und um Werte. "Wir müssen unsere sozialdemokratischen Werte ganz offensiv nach außen vertreten, dann können wir auch im Landkreis Erfolg haben", sagt Lex. Als bodenständiger, im Ort verwurzelter, gläubiger Katholik könne er persönlich punkten; in Kombination mit seinem Fachwissen als Ingenieur würde dies der Partei gut tun. Dann kommt doch noch ein Seitenhieb auf seine Konkurrentin: "Ich habe ein bisschen mehr mitgekriegt von der Welt, ich kann technisch punkten und verstehe Zusammenhänge." Die Energiepolitik sei sein Steckenpferd: "Wir brauchen eine echte Energiewende, wir müssen Brennstoffzellen endlich entwickeln." In der Gesundheitspolitik müsse endlich die Bürgerversicherung in einen Koalitionsvertrag rein. Der Mindestlohn sei "eine feine Sache", aber er müsse ausgebaut und gestärkt werden, wie Arbeitnehmerrechte an sich.

Es ist die Art von Wolfgang Lex, die Bögen manchmal zu weit zu spannen. "Wenn du bei der Nominierung Erfolg haben willst, darfst du nicht so weit ausholen", sagt eine Parteifreundin. "Du musst ganz klar auf den Punkt bringen, warum du der bessere Kandidat bist." Bei zwei eher linken Sozialdemokraten, das weiß auch Lex, ist das keine einfache Aufgabe. Und so will er mit einem Thema punkten, das seine Konkurrentin selbst gesetzt hat: der Entkriminalisierung von Cannabis. Mit seiner klaren Ablehnung trifft er in seinem Ortsverein auf Zustimmung. Der spiegelt freilich die Mitgliederstruktur der Partei: Der Großteil der Sozialdemokraten ist jenseits der 60. Und die hören solche Sätze natürlich gern: "Mit dem Thema Kiffen gewinnt man sicher keine Wahlen." Der Stammtisch in Oberhaching ist für Lex ein Heimspiel. Wie er in den anderen Ortsvereinen ankommt, ist schwer zu beurteilen. Dort liefen die Vorstellungen bisher hinter verschlossenen Türen ab. "Ich habe aber ein gutes Gefühl", sagt der Kandidat. Und: "Ich erkenne noch nicht genau, wofür eigentlich Bela steht. Außer in einem Punkt."

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