Obergiesing:Widerstand bis zur letzten Minute

Obergiesing: Der Streit hat eine Adresse: Obergiesings Herbert-Quandt-Straße.

Der Streit hat eine Adresse: Obergiesings Herbert-Quandt-Straße.

(Foto: Robert Haas)

Die Bürgerinitiative Amisiedlung kann sich mit ihrer Durchstich-Variante der Herbert-Quandt-Straße nicht durchsetzen

Von Hubert Grundner, Obergiesing

Buchstäblich bis zum letzten Moment hat die Bürgerinitiative (BI) Amisiedlung für die von ihr favorisierte Durchstich-Variante der Herbert-Quandt-Straße gekämpft. Mehrere Mitglieder der Initiative und Bürger der Siedlung am Perlacher Forst waren deshalb zur jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses (BA) 17 Obergiesing-Fasangarten gekommen. Gemeinsam versuchten sie, die Lokalpolitiker von einer Lösung zu überzeugen, durch die die Stichstraße näher an den Bahngleisen über das Gelände des Schrottplatzes geführt würde. Allein, es half nichts: Der Bezirksausschuss unterstützt den Antrag der BI Amisiedlung nicht. Das Gremium belässt es bei der Stellungnahme, die es bereits zu den Vorschlägen des Planungsreferats abgegeben hat.

Zuvor hatte die Vertreterin der Initiative, Christine Lindner, auf das aus ihrer Sicht grundlegende Manko der bisherigen Planungen hingewiesen: Bei der Suche nach einer möglichst verträglichen Lösung für die Anwohner sei das Schrottplatz-Areal gar nicht berücksichtigt worden. Zuletzt sei ihr das bei einer Begehung der Herbert-Quandt-Straße gemeinsam mit Mitgliedern des BA-Unterausschusses Verkehr wieder deutlich geworden. Dass künftig täglich rund 40 Busse von der Ständlerstraße in die Herbert-Quandt-Straße einfahren, die Zweigstelle der Europäischen Schule ansteuern und danach über die Lincoln-straße wieder aus der Amisiedlung herausfahren sollen, sei keine gute Lösung. Sie akzeptiere zwar die Europäische Schule als neuen Nachbarn, so Lindner. Sie akzeptiere aber nicht, dass der Siedlung im Gegenzug nichts zurückgegeben werden soll.

Ähnlich argumentierte eine andere Bewohnerin, die sich auch als Schulweghelferin engagiert. Sie warnte vor dem zusätzlichen Verkehr auf der Lincolnstraße und den Gefahren für die Kinder auf ihrem Schulweg. Und ein weiterer Bewohner plädierte dafür, die Herbert-Quandt-Straße nicht als einspurige Stichstraße, sondern als zweispurige Sackgasse zu konzipieren; Schülerbusse und Autos müssten dann an der Schule wenden und zur Ständlerstraße zurückfahren. Eine weitere Bürgerin hingegen hatte gegen eine Stichstraße nichts einzuwenden, sorgte sich allerdings um den Park entlang der Friedhofsmauer. Ihr Vorschlag zur Erschließung der neuen Zweigstelle der Europäischen Schule: An Stelle der Fuß- und Radwegbrücke, die sich von der Lauensteinstraße über die Gleise zur Lincolnstraße spannt, könnte man doch auch eine autogerechte Straßenbrücke realisieren.

Für Heribert Wagner (FDP) war das aber nichts anderes als Wunschdenken nach dem St.-Florians-Prinzip - was man für sich selbst ablehnt, wird einfach anderen zugemutet. Außerdem erinnerte Wagner ebenso wie Stefan Reinwald (CSU) daran, dass es nach den ursprünglichen Planungen gar keine Stichstraße geben sollte. Erst der Einsatz aller BA-Fraktionen, die wiederum ihre Stadtratskollegen mobilisierten, habe dazu geführt, dass nun die Verlängerung der Herbert-Quandt-Straße realisiert wird. Zuvor hätte der komplette Bring- und Abholverkehr zur und von der Europäischen Schule über die Lincolnstraße abgewickelt werden sollen.

Joachim Lorenz (Grüne) stellte klar, dass die geforderte autogerechte Brücke technisch an der Stelle gar nicht machbar sei. Und mit Blick auf die jetzt vom BA favorisierte Stichstraßen-Lösung merkte er an, dass dafür drei Bebauungspläne geändert werden müssten. Das sei kompliziert und dauere mindestens zwei Jahre, wobei es selbstverständlich eine Bürgerbeteiligung geben werde. Den Befürwortern der Schrottplatz-Variante gab er zu bedenken, dass alle dort ansässigen Betriebe unbegrenzt genehmigt seien - was bedeutet, dass die Stadt im Zuge einer Umsiedlung Unsummen bezahlen müsste. Außerdem hätten die Firmen Anspruch auf einen Gleisanschluss, den es so im Stadtgebiet kaum ein zweites Mal geben dürfte. Lorenz beteuerte, dass der Park entlang des Friedhofs keinesfalls geschädigt werden soll.

Birgit Knoblach (SPD) wiederum wies den unterschwelligen Vorwurf der BI Amisiedlung zurück, das Gremium habe nicht sorgfältig alle Varianten geprüft: "Unser Beschluss ist natürlich ein Kompromiss, mit dem nicht jeder einverstanden ist." Das Thema sei aber jahrelang umfassend diskutiert worden, "wir müssen jetzt den nächsten Schritt machen", mahnte sie.

Somit ist jetzt wieder der Stadtrat am Zug. Vermutlich im April oder Mai soll dort der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan gefasst werden, erwartet Joachim Lorenz.

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