Obergiesing:Sixtinische Flotte auf Kaperfahrt

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Bewohner des Agfa-Areals protestieren, weil Fahrzeuge der Autovermietung Sixt den öffentlichen Raum blockieren

Von Hubert Grundner, Obergiesing

Die Beschwerden über die Fahrzeuge der Autovermietung Sixt neben dem Hotel Motel One an der Tegernseer Landstraße reißen nicht ab. Deshalb sahen sich die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) Obergiesing-Fasangarten auch in ihrer Sitzung am Dienstagabend erneut zu einer Stellungnahme gezwungen. Ausgangspunkt war das Schreiben einer Bürgerin, die gleich im ersten Satz auf den Punkt kommt: "Was unternimmt der Bezirksausschuss gegen das regelmäßige, systematische rechtswidrige Abstellen von Leihwagen (Sprinter) der Firma Sixt in der Tegernseer Landstraße und Werner-Schlierf-Straße?"

In regelmäßigen Abständen würden die Leihwagen/Transporter der Firma Sixt auf dem Fußweg an der Tegernseer Landstraße, dem Fußweg an der Werner-Schlierf-Straße, dem Durchgang zwischen Motel One und der Sixt-Filiale abgestellt. Zudem rage beim "ordnungsmäßigen" Abstellen der Transporter mit Überlänge in der Parkbucht, zum Beispiel vor dem Rewe-Supermarkt, eine halbe Pkw-Länge auf den Fußweg. Die geparkten Fahrzeuge blockierten den Fußweg komplett, erschwerten und versperrten teilweise den Durchgang zur Fußgängerunterführung an der Tegernseer Landstraße. Diese Fahrzeuge würden zudem nicht nur kurz dort abgestellt, sondern stünden dort den ganzen Abend und die Nacht, teilweise auch tagsüber.

Zwar kleben hinter den Scheibenwischern der Transporter regelmäßig Strafzettel, wie die Anwohnerin registriert hat. "Aber ehrlich gesagt, wenn ich mir zum Beispiel für einen ganzen Tag einen Transporter ausgeliehen habe, fallen die zehn Euro für das Falschparken auch nicht mehr ins Gewicht." Umso weniger, als man wohl im ganzen Viertel keinen Abstellplatz für ein Fahrzeug dieser Größe finden würde und auch keine Lust habe, mehrere Minuten zum Sixt-Büro zur Schlüsselübergabe zurückzulaufen.

Für die Firma Sixt, unterstellt die Bürgerin, sei das natürlich auch eine bequeme und profitable Lösung: Sie spare sich die Kosten für einen eigenen Parkplatz, während der Ausleiher den Strafzettel bezahlen müsse. Und abgesehen von den rechtswidrig abgestellten Fahrzeugen auf Gehwegen und Feuerwehrzufahrten, bediene sich Sixt hier auch an den öffentlichen Parkplätzen. "In meinen Augen ist das eine Subventionierung der Firma Sixt durch städtische Steuergelder, welche es zu unterbinden gilt", moniert die Schreiberin und fügt hinzu: Jeder Handwerksbetrieb müsse sich für seine Firmenwagen entsprechende Parkausweise besorgen oder Parkplätze vorhalten, um seine Flotte entsprechend ordnungsgemäß abstellen zu können. Der Autovermietung hingegen lasse man alles durchgehen.

Tatsächlich kann auch der Bezirksausschuss gegen die geschilderten Missstände nur wenig unternehmen. Zwar hätten sich die Lokalpolitiker wiederholt an den Stadtrat und die Verwaltung sowie die Giesinger Polizeiinspektion gewandt, um auf die unbefriedigende Situation hinzuweisen und um eine tragbare Lösung für alle Beteiligten zu finden. Auch habe man die Firma Sixt direkt angeschrieben, bislang aber leider ohne Erfolg. Zudem verfüge der BA über keine weiteren rechtlichen Mittel, um die Situation selbst zu entschärfen.

Da ihnen selbst weitgehend die Hände gebunden sind, werden die Lokalpolitiker den Brandbrief der Anwohnerin, den sie nachdrücklich unterstützen, an die zuständigen Stellen der Stadtverwaltung weiterleiten. Außerdem weisen sie darauf hin, dass das Bürgergremium schon vor geraumer Zeit einen einstimmig gefassten Antrag auf Erweiterung des Parklizenzgebietes für dieses Areal gestellt habe. Möglicherweise lässt sich ja daraus etwas Hoffnung schöpfen: "Sollte dieser positiv beschieden werden, würde es der Firma Sixt und ihren Kunden deutlich erschwert, die derzeit nicht tragbare Situation aufrechtzuerhalten und Beschwerden zu ignorieren."

© SZ vom 16.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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