Obergiesing:Geliebtes Schmuckstück

Die letzte Bauphase im Weißenseepark: Mit der Erweiterung der Dirtbike-Anlage, Hunde- und Liegeflächen, einem barrierefreien Zugang und sogar einer Toilette wird die Grünanlage nun auch im südlichen Teil aufgewertet

Von Hubert Grundner, Obergiesing

"Ich fange ein bisschen bei Adam und Eva an." Nun, ganz so weit reiste Wolfgang Mesenich am Mittwochabend dann doch nicht in der Zeit zurück. Allerdings erinnerte der Abteilungsleiter die rund 15 Zuhörer, die zur Informationsveranstaltung des Baureferats gekommen waren, zu Recht daran, wie lange bereits an der Umgestaltung und Aufwertung des Weißenseeparks gearbeitet wird: Als Teil des Bund-Länder-Förderprogramms "Soziale Stadt" sei der erste Beschluss für das Projekt im September 2006 getroffen worden. Inzwischen nähert sich das insgesamt etwa zehn Hektar große Areal seiner Vollendung. Im Zuge des dritten Bauabschnitts soll nun mit der Gestaltung des 8100 Quadratmeter großen südlichen Teils der Grünanlage, wie Mesenich sagte, der "Schlussakkord" gesetzt werden.

Die wesentlichen Punkte der Planung erläuterte im Anschluss die Projektleiterin Christine Eicher. So soll ein baumüberstandener Lärmschutzwall zum Mittleren Ring mit einem Rodelhügel auf der dem Park zugewandten Seite errichtet werden. Außerdem will das Baureferat neue Spazierwege mit Sitzmöglichkeiten anlegen lassen, die die Untersbergstraße mit dem Franz-Eigl-Weg und den neuen Spielplatzbereich "Am Katzenbuckel" verbinden. Des Weiteren wird der Unterwuchs an der Böschung zwischen Fritz-Eigl-Weg und dem geplanten Spazierweg ausgelichtet. Ein Eingriff, den man aber, so Eicher, "mit Augenmaß" ausführen wolle. Nicht zuletzt aber wird die bereits bestehende Dirtbike-Anlage erweitert: Kinder sollen einen eigenen Kurs bekommen. Damit sollen Nutzerkonflikte zwischen Älteren und Jüngeren - samt ihren Eltern - vermieden und die Sicherheit für kleinere, noch ungeübtere Nachwuchsfahrer erhöht werden.

Überhaupt versucht das Baureferat mit seinem Konzept ein friedliches Miteinander der Parkbesucher zu fördern. So soll es eine Rasenfläche geben, auf der Hunde frei laufen dürfen. Umgekehrt wird aber auch eine Liegewiese ausgewiesen, auf der die Vierbeiner dann in Zukunft nichts verloren haben. Ein Geben und Nehmen gibt es auch an anderen Stellen: So wird der alte Baumbestand im Zentrum der Fläche, wie erwähnt, ausgelichtet. Dafür kommt es andernorts zu Neu- und Ergänzungspflanzungen. So soll laut Eicher vor allem der Erdwall entlang der Tegernseer Landstraße ausgiebig begrünt werden und so als effektiver Sicht- und Lärmschutz dienen. Bei allen geplanten Veränderungen soll aber die das Gelände prägende Hangkante erhalten bleiben. Darüber hinaus seien nur leichtere Modellierungen des Bodens vorgesehen, wo dies notwendig sei, um den Park für Besucher barrierefrei zugänglich zu machen. Mit der endgültigen Genehmigung der Entwürfe des Landschaftsarchitekten Johann Berger vom Büro Freiraum für den dritten Bauabschnitt - "An der Weißenseestraße" und "Am Katzenbuckel" - durch den Stadtrat wird im Frühjahr oder Sommer dieses Jahres gerechnet. Als erstes könnte dann im Herbst mit dem Bau der Dirtbike-Anlage für Kinder begonnen werden. Für die Fertigstellung des dritten Bauabschnitts visiert das Baureferat den Sommer 2019 an.

Bereits im November 2016 hatte es eine Bürgerbeteiligung zu diesem letzten Sanierungsabschnitt des Weißenseeparks gegeben. Und so mancher Zuhörer, der am Mittwoch in die Grundschule an der Weißenseestraße gekommen war, wollte sich wohl überzeugen, welche Anregungen von damals das Baureferat aufgegriffen hat. Offenbar scheint dies zur Zufriedenheit der Zuhörer geschehen zu sein, denn grundsätzliche Kritik an den Parkplänen gab es keine.

Dass es künftig trotzdem nicht ganz ohne Reibereien zwischen den verschiedenen Nutzergruppen abgehen könnte, deutete sich in der Diskussion an: Während mehrere Jugendliche für sich das Recht reklamierten, auf der Dirtbike-Anlage möglichst ungestört ihrem Hobby nachgehen zu können, monierte eine Mutter die ungenügende Abgrenzung des Areals. Kleinere Kinder, so ihre Befürchtung, könnten hier zu Schaden kommen. Woraufhin Wolfgang Mesenich klarstellte, dass das Areal zwar der Allgemeinheit gehöre, der Sport hier aber Vorrang habe. Gleichwohl dürfe man aber erwarten, dass alle Nutzer des Weißenseeparks aufeinander Rücksicht nehmen. Ein weiterer Nachbesserungsvorschlag betraf den beliebten Wasserspielplatz. Hier werde es im Sommer brütend heiß, könnte nicht ein Sonnensegel für Schatten sorgen, lautete die Frage einer Frau. Ein Thema, dessen sich die Verwaltung nun annehmen möchte. Und worüber sich die Giesinger wirklich freuen können: Die Grünanlage wird als einer von ganz wenigen Orten in München eine barrierefrei zugängliche öffentliche Toilette erhalten. Sie soll noch in diesem Sommer fertiggebaut sein. Mit den Anregungen der Bürger wollen die Planer, wie Mesenich versicherte, noch einmal in sich gehen.

Das Aufwerten und Umgestalten der inzwischen über dreißig Jahre alten Giesinger Grünanlage war von Beginn an ein wichtiges Ziel des Städtebauförderprogrammes "Soziale Stadt", das allmählich ausläuft. Übergeordnetes Projektziel war es, die Parkflächen und das Freizeitangebot nochmals zu erweitern. Damit wollte man dem wachsenden Bedarf gerecht werden, der speziell durch den Zuzug auf dem ehemaligen "Agfa-Gelände" absehbar war. Schon heute ist aus dem Weißenseepark regelrecht das grüne Schmuckstück des Quartiers geworden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: