Obergiesing:Ausgezeichnete Unternehmer

Obergiesing: Erfolgreiches Team: 250 Schürzen und 160 Geschirrtücher haben die Schüler gefertigt, mittlerweile sind nur noch Restbestände da.

Erfolgreiches Team: 250 Schürzen und 160 Geschirrtücher haben die Schüler gefertigt, mittlerweile sind nur noch Restbestände da.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Waschen, Trocknen, Bügeln: Achtklässler der Mittelschule an der Ichostraße haben mit einer einfachen Produktidee den ersten Preis bei der Firm-Messe geholt - sie produzierten Stoffschürzen. Bei dem Wettbewerb sollen Schüler eine Geschäftsidee entwickeln und umsetzen

Von Melanie Staudinger, Obergiesing

Zuerst haben die Achtklässler der Mittelschule an der Ichostraße an Kleiderbügel gedacht, an eine Handy-Ladestation oder Schlüsselanhänger: So etwas wollten sie mit ihrer Schülerfirma in diesem Schuljahr produzieren. Doch sofort drängte sich ein Problem auf: die Zeit. Nur zwei Stunden in der Woche durfte das Projekt in Anspruch nehmen. Und so entschieden sich die Jugendlichen für die Produktion eines Gegenstands, der im ersten Moment eher jugenduntypisch ist: Schürzen. Doch Achtklässlerin Anna erklärt: "Die braucht jeder, die sind vielseitig verwertbar und sehen gut aus."

Und so machte sich knapp ein Dutzend Achtklässler mit ihren Lehrern Angelika Knoll und Robert Stoyke vergangenen September daran, eine eigene Firma aufzubauen. Die Jugendlichen eröffneten ein Konto, bestellten Schürzen und bedruckten diese selbst: Waschen, Trocknen, Bügeln, mit einer Walze bedrucken und noch mal bügeln, damit die Farbe fixiert ist. Sie kümmerten sich um Visitenkarten, erstellten einen Werbeflyer und verkauften ihre Schürzen - an Mitschüler, die froh waren, weil die Stücke nicht so teuer sind wie im offiziellen Handel, sie diese aber für den Schulunterricht brauchten. Abnehmer fanden sie auch bei umliegenden Firmen, etwa dem Giesinger Bräu und der Berufsschule in der Nähe. 250 Schürzen und 160 Geschirrtücher entstanden in diesem Schuljahr. Und die verschlungenen Motive kamen an - es sind nur noch geringe Restbestände da.

Mit ihren "Musterschürzen" haben sich die Achtklässler der Mittelschule an der Ichostraße bei der diesjährigen Firm-Messe gegen 23 andere Münchner Mittelschulen durchgesetzt und den ersten Platz belegt. Den zweiten Preis bekam die Mittelschule an der Zielstattstraße, die unter dem Titel "Hot Knots" zusammen mit der Phoenix-Schule, einem privaten Förderzentrum, aus Fallschirmleinen praktische und dekorative Accessoires herstellte. Dritter wurde die Schülerfirma "Upper Glas" der Mittelschule an der Cincinnatistraße. Dort verarbeiteten die Schüler alte Glasflaschen zu höherwertigen Produkten.

Diesen Wettbewerb veranstaltet das Staatliche Schulamt in Kooperation mit dem Arbeitskreis Mittelschule-Wirtschaft nun schon zum zwölften Mal. Schüler aus den achten Klassen der Mittelschulen sollen eine Geschäftsidee entwickeln und umsetzen. Sie geben sich eine Unternehmensstruktur, verschaffen sich Startkapital durch den Verkauf von Anteilscheinen und wählen Mitarbeiter aus. Während des gesamten Schuljahres produzieren sie, unterstützt von zwei Lehrern, organisieren Werbemaßnahmen und verkaufen ihre Produkte. Bei der Firm-Messe treffen sich schließlich alle Schülerunternehmen, stellen ihre Waren und Dienstleistungen aus. Eine unabhängige Jury aus Schul- und Wirtschaftsvertretern wählt dann die beste Firma aus. Bewertet werden die Präsentationsmappe mit Firmenlogo, der Messestand, der Werbespot, das Produkt und die Vorstellung der Firma. "Das war für einige unserer Jugendlichen eine große Herausforderung", sagt Lehrer Stoyke. Sie seien es nicht gewohnt, vor mehr als 100 Menschen in einem Saal zu sprechen und sich öffentlich zu präsentieren. "Das ist nicht leicht, aber sie haben es toll gemacht", findet Lehrer Stoyke.

Das Firm-Projekt bringt Schüler persönlich weiter. Das Selbstbewusstsein wird gestärkt, wenn es um die eigene Firma geht, zugleich sind viele Schüler auch gleich viel motivierter. Zudem entwickelt sich in der Gruppe ein starker Zusammenhalt, der weit über das gemeinsame Arbeiten in der Schülerfirma hinausgeht. Und natürlich geht es auch um Berufsorientierung: Die Jugendlichen lernen sich selbst einzuschätzen, ihre eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen. Sie sehen, wo sie sich noch weiterentwickeln können.

An der Mittelschule an der Ichostraße überlegen die Jugendlichen noch fleißig, wie sie ihr Geld investieren können. 780 Euro haben sie beim Firm-Preis gewonnen, dazu kommt noch der Betrag, den sie mit ihrer Firma eingenommen haben, der aber noch nicht genau feststeht. Einen Ausflug in die Therme nach Erding wollen sie machen, weil sie sich das sonst nicht leisten können. Und vielleicht heben sie einen Teil des Geldes auf - um damit Nachhilfestunden für den Quali zu organisieren.

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