Obergiesing:Allianz der Brückenbauer

Ein filigraner Steg könnte den Giesinger Berg auf kürzestem Wege überbrücken.

Elegante Lösung: Ein filigraner Steg könnte den Giesinger Berg auf kürzestem Wege überbrücken.

(Foto: Karl + Probst)

Seit Jahren setzt sich Matthias Rajmann dafür ein, dass am Giesinger Berg ein Steg für Fußgänger und Radfahrer gebaut wird. Dabei wollen ihn nun Mitstreiter mehrerer namhafter Initiativen und Vereine unterstützen

Von Hubert Grundner, Obergiesing

Seit Jahren setzen sich Matthias Rajmann und seine Freunde für den Bau eines Fuß- und Radwegbrücke am Giesinger Berg ein. Dabei haben sie mit ihren fundierten Vorschlägen erfolgreich Überzeugungsarbeit geleistet: Das Anliegen wurde 2014 und 2015 von Bürgerversammlungen für den Stadtbezirk 17 Obergiesing-Fasangarten als Antrag beschlossen, Fachleute der Stadtverwaltung attestierten die Machbarkeit und noch Anfang 2014 bekannten sich alle Oberbürgermeister-Kandidaten bei einer Podiumsdiskussion zur Sinnhaftigkeit einer solchen Brücke.

Allein, getan hat sich bisher wenig. Zwar kam das Vorhaben auf eine Priorisierungsliste der Stadt. Doch eine Entscheidung darüber ist jetzt erneut verschoben worden. Laut Planungsreferat werden die Stadträte nun doch nicht mehr im November darüber befinden, sondern voraussichtlich im ersten Quartal 2016. Aus seiner Enttäuschung, wie jahrelanges und angeblich doch so erwünschtes bürgerschaftliches Engagement von den Verantwortlichen im Münchner Rathaus "belohnt" wird, macht Rajmann inzwischen denn auch keinen Hehl mehr.

Umso mehr freut er sich darüber, dass ihm nun namhafte Mitstreiter beistehen wollen: Ende Oktober schlossen sich Mitglieder des Münchner Forums, des ADFC, des Bezirksausschusses Au-Haidhausen und von Green City zur Brückenallianz Giesinger Berg zusammen. Und diese "relativ bunte Gruppe von Unterstützern", so Rajmann, könnte dem Projekt neuen Schub verleihen. Die Idee zur Gründung dieser Allianz hatte Klaus Bäumler, Vorsitzender des Arbeitskreises Öffentliches Grün im Münchner Forum. Das Ziel ist es, die bürgerschaftlichen Kräfte zu bündeln, um den Brückenschlag über den Giesinger Berg voranzubringen. Denn die Verknüpfung des Fuß- und Radwegsystems im Bereich Giesinger Berg ist für die östliche Isarhangkante zwischen Oberföhring und Großhesselohe von großer Bedeutung. Zusätzliche Dringlichkeit erwächst dem Brückenschlag aus dem Bau von etwa 1500 Wohnungen auf dem Paulaner-Gelände zwischen Hochstraße und Welfenstraße.

Mitglieder des Arbeitskreises Öffentliches Grün verschafften sich im Sommer bei einer Fahrradexkursion an Ort und Stelle einen Eindruck von der Situation am Giesinger Berg. Matthias Rajmann begründete ihnen dabei die Notwendigkeit des Projekts, und Architekt Ludwig Karl stellte sein Entwurfskonzept vor: "Ein filigraner Steg, der auf kürzestem Weg den Giesinger Berg überbrückt und sich optimal in das städtebauliche Umfeld einfügt. Insgesamt eine vorbildlich durchdachte und aus sich heraus überzeugende Bürger-Initiative, die es gilt, mit Priorität im politisch-administrativen Entscheidungsprozess voranzubringen", fasste man danach im Münchner Forum das Ergebnis des Ortstermins zusammen. 1,2 bis 1,4 Millionen Euro werde der Bau des Stegs kosten, schätzte das Architekturbüro bereits im Jahr 2012.

Wie gesagt: Im Grunde könnte die grüne Achse, die vom Gasteig bis nach Großhesselohe reicht, einen idealen Weg für Fußgänger und Radfahrer darstellen - würde nicht das begrünte und vom motorisierten Verkehr wenig frequentierte östliche Isar-Hochufer am Giesinger Berg einen jähen Einschnitt aufweisen: Bei der Heilig-Kreuz-Kirche steht man laut ADFC an einem Abgrund, obwohl das rettende Ufer - jenseits der Straßenschlucht am Giesinger Berg - zum Greifen nahe ist.

An diesem in die Hangkante eingeschnittenen Knotenpunkt kreuzen sich insgesamt 14 Straßenspuren. Die derzeit offizielle Wegeführung zur Überwindung dieses Brennpunkts für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer ähnele einem Schildbürgerstreich: "Sie führt über unzählige Treppen mit einen Niveauunterschied von zwei mal zwölf Metern, ist alles andere als barrierefrei und eine Zumutung für Senioren, zumal mit Rollator, Familien mit Kinderwagen und Radfahrer, gar mit (Kinder-)Anhänger. Dabei handelt es sich um eine der nur 16 im Verkehrsentwicklungsplan vorgesehenen durchgehenden Radverkehrs-Hauptrouten im Stadtgebiet, die es endlich zu vervollständigen gilt", moniert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club in einer Stellungnahme.

Wie geht es nun weiter mit dem Giesinger Steg? Matthias Rajmann empfindet die Erklärungsversuche des Planungsreferates und des Zweiten Bürgermeisters Josef Schmid (CSU) als fadenscheinig. Wie er darauf nun reagieren soll, will Rajmann zunächst mit Klaus Bäumler besprechen. Eines aber weiß Rajmann schon heute: Sein Einsatz für den Giesinger Steg könnte langsam als Beispiel dafür dienen, wie Politik und Verwaltung mit vereinten Kräften versuchen, Bürgern die Lust auszutreiben, sich für ihr Viertel und das Gemeinwohl zu engagieren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: