Oberföhring:Und dann kamen die Streptokokken

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Das Haus für Kinder an der Else-Lasker-Schüler-Straße musste wegen der Infektionen schließen, es läuft nur ein Notbetrieb

Von Johannes Korsche, Oberföhring

Erst fehlen die Betreuer, die Buchungszeiten sind deswegen noch immer reduziert, und dann muss das Haus für Kinder an der Else-Lasker-Schüler-Straße auch noch komplett schließen - wegen Streptokokken. Das Haus für Kinder, das in Kinderkrippe, Kindergarten und Hort insgesamt 77 Kinder besuchen, ist eine städtische Einrichtung. Etwa 20 Fälle habe es am Freitag bereits gegeben, berichtet die Elternbeiratsvorsitzende Kathrin Kmeth. Am Freitagvormittag wurde sie von der stellvertretenden Leiterin der Kindertagesstätte mit der Nachricht angerufen: "Es geht nicht mehr." Selbst sie habe Fieber bekommen. Die Kinder mussten so schnell wie möglich abgeholt werden. Seit Montag können immerhin 25 Kinder zwischen drei und zehn Jahren in das Haus für Kinder kommen, doch die Krippe für die 18 Kleinsten bleibt geschlossen. Die Kita-Leitung hat eine Priorisierungsliste angefertigt und damit abgewogen, wer den Platz am dringendsten benötigt.

Vor allem das Verhalten der Stadt ärgert die Eltern. "Von der Stadt kam nichts", beschwert sich Kmeth. Keine E-Mails, kein Anruf, kaum Informationen. Wann die Kita wieder öffnet, weiß von den Eltern niemand. "Wir hängen alle in der Luft." Für Monica Tetzner ist "das auch das Hauptproblem". Ihr eineinhalbjähriger Sohn besucht eigentlich die Krippe an der Else-Lasker-Schüler-Straße. Doch jetzt ist das Familienleben auf den Kopf gestellt, alle "am Limit", wie sie sagt: "Wir haben keine Planungssicherheit." Sie fängt momentan früher in der Arbeit an, um rechtzeitig wieder zu Hause zu sein. Ihr Mann hat Urlaub genommen. Die Großeltern in München und Rosenheim sind eingespannt, um auf ihren Enkel aufzupassen. Aber wie lange das noch möglich ist, weiß sie nicht. Sie stört vor allem "die Arroganz der Stadt, die nicht sieht, dass auch Arbeitsplätze dahinterstehen".

Auch die beiden Töchter von Viktoria Hell sind derzeit zu Hause und nicht im Haus für Kinder. "Kritisch" ist ihre Situation. Das sagt sie immer wieder. Sie arbeitet als Unternehmensberaterin, führt Vorstellungsgespräche, hat Kundentermine. Die habe sie verschieben müssen. Nur auf wann? "Ich weiß es nicht." Sie wissen eben nicht, wann ihre beiden Töchter wieder regulär in die Krippe und den Kindergarten können. "Das dem Arbeitgeber zu verkaufen, ist irgendwann schwer." Derzeit beginnt ihr Tag um 7 Uhr morgens und endet gegen 1 Uhr nachts. "Wenn mein Mann abends nach Hause kommt, fange ich das Arbeiten an."

Diese Ausnahmesituation ist "voraussichtlich" von kommendem Montag an vorbei, dann soll, laut Referat für Bildung und Sport (RBS), der "reguläre Betrieb in der Einrichtung wieder aufgenommen werden". Von Donnerstag an stehe zudem mehr Personal zur Verfügung, sodass mehr Kinder in der Notgruppe unterkommen. Zur Schließung kam es, weil das RBS kein Fachpersonal von anderen Einrichtungen "zuschalten" konnte. Von einer Verteilung auf andere Einrichtungen, wie in solchen Fällen üblich, habe man wegen der Ansteckungsgefahr Abstand genommen. Die Räume sind immerhin bereits desinfiziert.

© SZ vom 31.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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