Oberföhring:Ringen um die Zukunft

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Abreißen und neu bauen oder sanieren: Der Bezirksausschuss Bogenhausen drängt darauf, das "planerische Durcheinander" rund um die Grundschule an der Oberföhringer Straße zu beenden

Von Ulrike Steinbacher, Oberföhring

Das alte Schulhaus ist kaputt, doch was damit passieren soll, weiß keiner. Inzwischen stellt sich die Stadtverwaltung die Frage, ob es nicht günstiger wäre, die Grundschule an der Oberföhringer Straße abzureißen und neu zu bauen, statt das marode Gebäude zu sanieren. Das Baureferat der Stadt hat jedenfalls schon mal einen Standort für Klassenzimmer-Container festgelegt und damit die Nachbarn aufgeschreckt. Die Entscheidung über die Zukunft der Schule liegt aber beim Referat für Bildung und Sport (RBS) - und da liegt sie schon seit langem. Der Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen drängte in seiner jüngsten Sitzung darauf, das "planerische Durcheinander" zu beenden und ein Gesamtkonzept samt Zeitplan zu erstellen.

Doch der Reihe nach: Die Oberföhringer Grundschule besteht aus zwei baugleichen zweistöckigen Häusern mit jeweils sechs Klassenzimmern und mehreren ebenerdigen Nebengebäuden. Die eine Hälfte der Schule ist 57 Jahre alt, die andere 50. Renoviert wurde der Komplex noch nie, immer waren andere Sanierungsfälle dringender. Schüler und Lehrer leiden aber schwer darunter, dass man in den Sechzigerjahren mit Energie ziemlich verschwenderisch umging: Die Dächer sind nicht isoliert, die großen Fenster im nicht beheizbaren Verbindungsgang sind so alt wie die Schule selbst und nicht mehr dicht. An allen Ecken und Enden zeigen sich Wasserschäden im Mauerwerk, manche Fenster lassen sich nicht mehr schließen, weil sonst die Scheiben herausfallen, in den Jalousien-Kästen - ebenfalls Originalbestand - nisten Wespen und Hornissen.

Außerdem ist das Schulhaus zu klein, zumindest aus Sicht seiner Nutzer: Bis Juli wurden 323 Kinder in 14 Klassen unterrichtet, angesichts von zwölf Klassenzimmern ist da Improvisationstalent gefragt. Auch kommendes Schuljahr wird Schulleiterin Mathilde Rohm 14 Klassen bilden. "Und ich bin mit allen an der Teilungsgrenze", sagte sie in der BA-Sitzung. Infolgedessen fand sie die Zahlen rätselhaft, mit denen das Referat für Bildung und Sport hantiert. Die Behörde rechnet nämlich im Gegensatz zu ihr langfristig mit einem Rückgang der Schülerzahlen: Trotz neuer Wohngebiete sollen in Oberföhring im Jahr 2025 nach dieser Prognose nur noch 260 Kinder in zwölf Klassen unterrichtet werden.

Gegenwärtig aber besteht in jedem Fall ein Platzproblem, und es würde sich noch verschärfen, wenn die Schule den Ganztagszug starten würde, den Rohm schon seit fünf Jahren einführen möchte. Zur Entlastung lässt das RBS daher für übernächstes Schuljahr, also bis Herbst 2016, Container aufstellen. Drei Klassenzimmer plus Nebenräume, eine Mensa und eine Küche sollen darin unterkommen. Daraus ergibt sich aber ein Standort-Problem.

Das Schulgrundstück in Oberföhring ist lang und schmal. Es erstreckt sich von der Oberföhringer bis zur Effnerstraße, weit über 300 Meter, und hat eine Breite von 75 Metern. Das Schulhaus nimmt den nordwestlichen Teil ein, in der Mitte liegt der Sportplatz, am südöstlichen Ende steht die marode Kindertagesstätte am Wopfnerweg, deren Abriss bereits beschlossen ist. Sie soll durch ein Haus für Kinder mit zwei Krippen-, drei Kindergarten- und zwei Hortgruppen ersetzt werden.

Ende Juni kündigte das Referat für Bildung und Sport dem Bezirksausschuss eine Machbarkeitsstudie an, die klären soll, in welchem Teil des Areals die Container am besten aufgehoben wären. Die Studie soll auch prüfen, ob Abriss oder Sanierung der Schule sinnvoller ist. Unterdessen aber hat das Baureferat, das für die praktische Umsetzung von Baumaßnahmen der Stadt zuständig ist, längst einen Platz für die Container gefunden, nämlich auf dem Rasenspielfeld in der Mitte des Grundstückes.

Und auch über den nächsten Schritt haben sich die Leute vom Hochbau schon Gedanken gemacht: Wenn am Schulhaus Bauarbeiten stattfinden - egal wann und egal welcher Art -, müssen alle Klassen ausgelagert werden. Dann sind zusätzliche Container nötig, und dafür könnte die kleine Pavillon-Anlage in einem zweiten Bauabschnitt erweitert werden. Es entstünde eine dreigeschossige Container-Schule mit 18 Räumen für Klassen und Hort.

Entsprechende Pläne samt knappem Anschreiben ließ das Baureferat an die Nachbarn der Schule verschicken und löste damit massive Irritationen aus. 20 Anwohner baten in der BA-Sitzung um Aufklärung und bekamen zunächst eine Entschuldigung von Salome Benz von der Abteilung Hochbau: "Wir Techniker denken immer, dass ein Plan alles erklärt." In der Folge erläuterte sie, dass Baustellen- und Lieferfahrzeuge die Feuerwehrzufahrt nutzen sollen, dass für die Container vorsorglich eine Standzeit von zehn Jahren beantragt wird und dass der Pausenhof erst einmal erhalten bleibt. Fragen nach dem weiteren Vorgehen und dem Zeitplan blieben allerdings offen. Dafür ist das Schulreferat zuständig, und dessen Vertreter waren nicht in die Sitzung gekommen. Sie hatten sich wenige Stunden vorher entschuldigt: Die Einladung sei zu kurzfristig erfolgt.

Der Bezirksausschuss will jetzt aber endlich Nägel mit Köpfen machen. Petra Cockrell (CSU) forderte einen runden Tisch "auch unter der freundlichen Teilnahme des RBS", wie sie ironisch formulierte. Die Stadtviertelvertreter verabschiedeten einstimmig einen Antrag der CSU, dass Referate, BA und Schulleitung im September ein tragfähiges Konzept zur Raumsituation der Schule erarbeiten sollen, damit 2016 ein Ganztagszug eingerichtet werden kann.

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