Oberföhring:Marodes Provisorium

Oberföhring: Uli Oesterle gibt die Hoffnung nicht auf. Derzeit wartet er auf die Machbarkeitsstudie der Stadt.

Uli Oesterle gibt die Hoffnung nicht auf. Derzeit wartet er auf die Machbarkeitsstudie der Stadt.

(Foto: Robert Haas)

Das Vereinshaus des FC Rot-Weiß-Oberföhring ist kaputt und viel zu klein. Eine schnelle Lösung ist noch nicht in Sicht

Von Johannes Hirschlach, Oberföhring

"Der Ursprungsbau von 1922 wäre wahrscheinlich besser als das hier", scherzt Uli Oesterle, der im kleinen Mannschaftsgebäude des FC Rot-Weiß Oberföhring (FCO) steht. Der 47-Jährige ist Vorstand des Clubs, der mit seinen drei Fußballfeldern an der Johanneskirchner Straße beheimatet ist. Das Vereinshaus ist inzwischen mehr als 40 Jahre alt, ursprünglich errichtet als Übergangslösung - "aber nichts hält so lange wie ein Provisorium", bemerkt Oesterle voller Ironie. Gut weggesteckt hat das Häuschen, das der FCO ebenso wie die Sportplätze von der Stadt gepachtet hat, die Zeit jedoch nicht. Kaputt ist nahezu alles, was kaputt sein kann. Rohrbrüche, eingefrorene Wasseranschlüsse, miserable Energiebilanz - alles schon gehabt, sagt Oesterle. Weil durch das Flachdach ständig Wasser eingedrungen sei, habe die Stadt schon vor Jahren eine holzverkleidete Haube darüber gesetzt - ein Dach, um das Dach zu schützen.

Und dabei ist die marode Unterkunft noch das kleinere Übel, das Oesterle umtreibt. Viel schlimmer seien die beengten Verhältnisse. Der Vorsitzende, der schon als Kind für den FCO gekickt hat, führt dazu in die zwei Umkleidekabinen im Vereinsheim. Die wirken ein wenig wie aus einer Puppenstube: acht Quadratmeter klein, die Sitzbänke mit Ach und Krach hineingequetscht, drei große Schritte und man steht bereits in der Dusche. Bei 500 aktiven FCO-Fußballern, bis zu 200 trainierenden Spielern pro Tag, acht Heimpartien an manchen Wochenendtagen, glaubt man Oesterle sofort, wenn er sagt, dass der Platz nicht mehr ausreicht. Auf dem Außengelände hat der Verein deshalb bereits Containerbauten aufstellen lassen: für das Büro, zum Lagern der Bälle, Trikots, Trainingsmaterial sowie eine zusätzliche Umkleidekabine. Die ist allerdings ohne Duschen und kann deshalb nur für den Nachwuchs verwendet werden. Sich irgendwie anderweitig zu behelfen, gehört seit langem zur inoffiziellen Vereinsphilosophie: "Entweder man schickt die Leute heim, oder man improvisiert", beschreibt Oesterle die Misere. Der Platz des FCO ist so knapp bemessen, es sei derzeit "absolut nicht machbar" auch nur ein einziges Frauenteam einzurichten, weil sich Damen und Herren getrennt umziehen können müssen. Dabei wäre die Nachfrage da, sagt der Vorstand.

Jetzt scheinen die Kicker ihrem Wunsch nach mehr Raum ein Stück näher gerückt zu sein - und gleichzeitig zu einer Rolle rückwärts gezwungen zu werden: Für die benachbarte Helen-Keller-Realschule soll nach neuesten Plänen der Stadt eine Dreifachturnhalle entstehen, bestätigt das Referat für Bildung und Sport auf SZ-Anfrage. Darin könnten auch die Räumlichkeiten für den FCO untergebracht werden.

Allerdings macht das neue Konzept die bisherigen Fortschritte der Behörde zum Teil wieder zunichte. Das Vorhaben ist nur das aktuellste Kapitel einer schier unendlichen Geschichte. Nachdem die Raumnot schon 2007 kritische Ausmaße angenommen hatte, ersann der FCO zusammen mit anderen Sportgemeinschaften den Bau eines Vereinszentrums. Doch die Stadt wehrte ab, "man traute uns die Finanzierung nicht zu", erinnert sich Oesterle. Stattdessen gebar das Referat die Idee, die Fläche in eine Bezirkssportanlage umzuwandeln und dabei die erforderlichen Bauten inklusive Wohnung für einen Platzwart selbst zu errichten. Noch im November 2015 habe sich dazu eine Architektin auf dem Gelände umgesehen, berichtet Oesterle. Auch der Stadtrat hatte das Projekt bereits weit oben auf der Prioritätenliste verankert. Für 2016 kündigte die Stadt gegenüber dem Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen an, konkrete Planungen aufnehmen zu wollen. Doch stattdessen stand kürzlich erneut eine Gebäudeplanerin auf der Matte, erzählt Oesterle. Allerdings mit anderem Auftrag: auf dem Grundstück einen Platz für eine Sporthalle der Realschule zu finden.

"Die Halle soll als Ersatz der bestehenden Einfachsporthalle entstehen", teilt die Pressestelle des Bildungs- und Sportreferats mit. Details arbeite die Stadt derzeit mithilfe einer Machbarkeitsstudie aus. Ein Realisierungszeitraum dagegen "kann noch nicht benannt werden". Zumindest wolle die Behörde das neue Programm noch im ersten Halbjahr 2017 dem Stadtrat vorlegen.

Uli Oesterle ist grundsätzlich angetan von dem Konzept: "Die Schule hat ja auch großen Platzbedarf." Doch die neuerliche Zeitverzögerung wurmt ihn gewaltig, "es ist noch kein einziger Strich auf dem Architektenplan gezogen", moniert er. Seine "Horrorvorstellung" ist nach eigenem Bekunden, dass die südlich der Sportplätze entstehende Neubausiedlung "Prinz-Eugen-Park" 2020 fertig werde und der FCO dann Hunderte Kinder abweisen müsse, weil die Kapazitäten nicht ausreichen. Auch befürchtet er, dass der Platzierung der Turnhalle eines der Fußballfelder zum Opfer fallen könnte. Dann hätte der Verein zwar ausreichend Umkleiden, aber nicht mehr genug Sportflächen - "sehr kontraproduktiv", schlussfolgert Oesterle. Das soll nicht der Fall sein, versichert die Stadtverwaltung. Durch den Hallenbau "werden keine Sportflächen verloren gehen". Ohnehin soll die Umwidmung des Grüns zur Bezirkssportanlage trotzdem vollzogen werden, inklusive Kunstrasen für einen der drei Plätze.

Und so warten Club und lokale Politik gespannt auf die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie. Die örtliche SPD will für die kommende BA-Sitzung einen Antrag einbringen, der die Stadt zur schnelleren Planung auffordert. Dass die städtischen Mühlen künftig effizienter mahlen, vermutet Oesterle, könne sich mit dem Sporthallenkonzept indes tatsächlich bessern: "Ich glaube, der Druck von Seiten der Schulbehörde ist größer als der von Freizeitorganisationen."

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