Oberer Wirt:Stube vom alten Schlag

Oberer Wirt: Traditionell: Der Gasthof Oberer Wirt in Frieding.

Traditionell: Der Gasthof Oberer Wirt in Frieding.

(Foto: STA)

Wer Fleisch mag, ist hier richtig: Das Angus-Rind stammt vom eigenen Bauernhof, das Rehfleisch ist zart und das Lamm wird behutsam gebraten.

Luis Löschnigg

Georg Queri liebte es derb. Kraftbayerisch nannte er seine Gedichte, Gstanzln und Geschichten. Sie handeln von der Verführung am "Zweschbnbaam" oder ähnlichen Affären und wurden zu Queris Zeit, um die Wende zum 20. Jahrhundert, als unsittlich, unanständig und justiziabel angesehen. Im Gasthaus "Oberer Wirt" in Frieding geht es zwar nicht unanständig, aber zumindest noch ein wenig traditionell zu, im Schatten des urbayerischen Klosters Andechs. Das Gasthaus ist einen Ausflug auf die Höhen des westlichen Landkreises Starnberg wert.

Wer im Oberen Wirt Georg Queri sucht, findet ihn als Bronzefigur vor dem Haus sitzen. Am 30.April 1879 wurde er dort geboren. Auf der Speisekarte steht dessen angebliches Lieblingsschnitzel, gefüllt mit Blattspinat und Andechser Romadur. Deftig und saftig mochte es der Autor, der zeitweilig den Starnberger Land- und Seeboten redigierte und Reporter der Münchner Neuesten Nachrichten war. So gliederte er das "Bauernjahr" in Arbeit und Ausruhen. In letztere Zeit, so Queri, falle der Genuss: "Der Trunk, der Tanz, das Lied, der Geschlechtsverkehr."

Ein Ort des Fleischeslust

Man ist hier, rein kulinarisch betrachtet, an einem Ort der Fleischeslust gelandet und erfreut, dass es noch einen echten bayerischen Kalbsnierenbraten gibt. Der Koch arbeitete in den kälbernen Rollbraten ein kleines Stück Niere ein, das seinen kräftigen Geschmack ans zarte Kalbfleisch sehr deutlich abgab. Das muss man mögen. Während das Bratenfleisch zart blieb, wurde das Nierchen leider steinhart. Nicht nur hier fiel auf, dass der Koch sehr sparsam salzt. So mussten die freundlichen Bedienungen immer wieder um Salz gebeten werden, weil sie die kleinen Mühlen ständig vom Tisch entfernten. Das sämige, dunkelbraune, kräftig gewürzte Gulasch machte dies einigermaßen wett, dessen Fleisch - vom eigenen Bauernhof - war kernig und schmeckte, wie Rindfleisch schmecken sollte: Angus-Rinder stehen in Frieding auf den Weiden. In den Monaten mit "r" sind Wildgerichte auf der Karte notiert. Zum Beispiel die Pastete aus zartem Rehfleisch, zu der eine süß-saure, scharfe Cumberlandsoße gereicht wird.

Zur feineren Fleischküche gehören empfindliche Produkte wie Lamm. Das Lammrückenstück war behutsam gebraten, im Anschnitt schimmerte kräftiges Rosa. Klassisch die Beilagen: Speckbohnen und Bratkartoffeln. Fisch allerdings ist nicht die Stärke des Kochs. Obwohl Kabeljau und Waller ausgezeichnet gewesen wären, wurden sie durch die Zubereitung auf Seelachsniveau degradiert. Das rein weiße Meeresfischfilet: salz- und lieblos in einer lappigen, allzu hellen Eihülle eingebacken.

Uneingeschränkt empfehlen sich die Suppen und Vorspeisen, die sich manchmal als kleine Hauptgerichte entpuppten. In der Husumer Fischsuppe waren viele Meeresfrüchte und Fischstücke in einer nahezu fettfreien Brühe. Das Beste aus einem Stück Angusrind vereinte ein Sud mit feinen Gemüsestreifen, in dem ein Lebernockerl schwamm, ein lockerer, innen noch leicht rosa schimmernder Leberknödel mit dem Geschmack nach Leber und kräftigen Gewürzen.

Hauptgerichte: zwischen 12 und 16 Euro, Vor- und Nachspeisen zwischen 3,50 und 8 Euro. Eine Halbe kostet 3,10 Euro, egal, ob Bier oder Apfelschorle.

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