Dieter Reiter kandidiert als OB in München:Der Mann nach Ude

Er war von Anfang an der Wunschkandidat des Amtsinhabers Christian Ude: Münchens Wirtschaftsreferent Dieter Reiter soll für die SPD in die Oberbürgermeisterwahl ziehen. Der Parteivorstand hat sich in der Nacht für den 53-Jährigen ausgesprochen. Er ist noch jung und hat Erfahung in der Verwaltung.

Peter Fahrenholz

Am Ende hat offenbar die Einsicht in der SPD gesiegt - und der Druck von Oberbürgermeister Christian Ude. Das Urteil der 44 Münchner SPD-Ortsvereine war jedenfalls eindeutig: Wirtschaftsreferent Dieter Reiter soll im Frühjahr 2014 als OB-Kandidat versuchen, das Rathaus zu erobern und Nachfolger von Ude zu werden.

Dieter Reiter, 2009

Er will Stadtoberhaupt von München werden: Dieter Reiter.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

33 Ortsvereine sprachen sich bei einem Treffen am Montagabend für Reiter aus, nur sechs für seine Konkurrentin Brigitte Meier, der Rest enthielt sich. Meier erklärte daraufhin ihren Verzicht, der SPD-Vorstand sprach sich für Reiter aus. Er war von Anfang an der Wunschkandidat des Amtsinhabers.

Es gibt damit drei Sieger: den erfolgreichen Bewerber Reiter, seinen Mentor Ude - und Hans-Ulrich Pfaffmann, den Münchner SPD-Chef. Pfaffmann hatte von allen die schwierigste Aufgabe: Er musste Udes Wunsch ebenso berücksichtigen wie den Anspruch der Basis, bei der Nominierung des Kandidaten angemessen beteiligt zu werden. Und er musste nach Möglichkeit dafür sorgen, dass sich Udes Wunschnachfolger nicht in einer Kampfkandidatur durchsetzen muss.

Einfach war das auch deshalb nicht, weil Ude, wie viele andere erfolgsverwöhnte Politiker, in den Jahren zuvor keine Vorsorge für seine Nachfolge getroffen hatte. Einen natürlichen Kronprinzen oder eine Kronprinzessin gab es nicht. Lange Zeit hatte Ude den ehemaligen Kulturreferenten und späteren Kulturminister im Kabinett Schröder, Julian Nida-Rümelin, im Auge. Der Philosophie-Professor gilt als Schöngeist - offenbar hatte Ude geglaubt, wenn man einen Kandidaten finde, der so ähnlich tickt wie er selber, sei ein Erfolg am wahrscheinlichsten.

Doch im Laufe der Zeit wuchsen bei Ude die Zweifel. Nicht nur, weil Nida-Rümelin schon 56 Jahre alt ist und damit bei der Wahl 2014 nur für eine Wahlperiode hätte antreten können. Zum damaligen Zeitpunkt war noch nicht klar, dass die Staatsregierung die Altersgrenze für Bürgermeister und Landräte heraufsetzen würde. Auch die Frage, ob Nida-Rümelin wirklich gewillt sein würde, den Knochenjob im Rathaus mit Terminen praktisch rund um die Uhr auf sich zu nehmen, wurde in Udes Umfeld zunehmend gestellt.

Irgendwann im Sommer des vergangenen Jahres entwickelte Ude dann einen neuen Plan. Von diesem Zeitpunkt an war Wirtschaftsreferent Reiter sein Favorit. Er hat aus Udes Sicht zwei entscheidende Vorteile: Er ist mit 53 Jahren noch jung genug - und er hat als Referent bereits Verwaltungserfahrung. Seine Nachteile: Er war bis vor einem Jahr praktisch unbekannt. Und weil er außerhalb der Stadt in Straßlach wohnt, ist er in der Münchner SPD nur wenig verwurzelt.

Beides hat sich inzwischen geändert. Vor allem aus seiner Zuständigkeit für die Wiesn hat Reiter Kapital schlagen können, der Wirtschaftsreferent ist keiner diesbezüglichen Schlagzeile aus dem Weg gegangen. Und die Vorstellungstour durch die Münchner SPD-Ortsvereine hat auch die Partei mit ihm warm werden lassen. An dieser Prozedur hat Pfaffmann das Hauptverdienst.

Er hat sich als Moderator des Verfahrens zur Verfügung gestellt, eigene OB-Ambitionen so lange aufrechterhalten, um seine Autorität zu wahren, und so rechtzeitig aufgegeben, dass er allen anderen damit klar gemacht hat, dass die Sache wichtiger ist als die Person.

Der erste, der das verstanden hat, war Fraktionschef Alexander Reissl. Er zog seine Kandidatur zurück, als klar war, dass er keine Chance haben würde. Bei Brigitte Meier, der Sozialreferentin, war das schwieriger. Meier war vor allem vom linken Parteiflügel gedrängt worden anzutreten, nachdem die zweite Bürgermeisterin Christine Strobl aus gesundheitlichen Gründen verzichtet hatte.

Und der linke Flügel ist in der Münchner SPD traditionell sehr einflussreich. Gerne hätten die Meier-Befürworter deshalb einen Mitgliederentscheid durchgesetzt, als sich abzeichnete, dass Reiter in den Ortsvereinen vorne liegt.

Am Wochenende hat Pfaffmann heftig telefoniert, um die beiden Reiter-Konkurrenten zum Aufgeben zu bewegen. Bei Reissl hatte er Erfolg. Doch Meier zierte sich. Erst am Ende, nach dem Auftritt der 44 Ortsvorsitzenden am Montagabend, gab sie klein bei. Pfaffmann blickt auf die Monate des Kandidaten-Verfahrens mit spürbarer Erleichterung zurück. "Das war keine leichte Aufgabe", sagt er.

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