Nymphenburg/Pasing:Selbsthilfe-Aktion an der Rumpelpiste

Lesezeit: 2 min

Die vielen Schlaglöcher vermiesen Radlern das Fahrvergnügen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Auf dem Bahndamm zwischen Laimer Tunnel und den Kleingärten hinter der Schlossmauer reiht sich ein Schlagloch ans andere. Unter dem Motto "Löcher stopfen" will sie die ÖDP gemeinsam mit Bürgern beseitigen

Von Sonja Niesmann, Nymphenburg/Pasing

184 Schlaglöcher auf 800 Metern sind es, auf dem Weg oben am Bahndamm zwischen dem Laimer Tunnel und der Kleingartenanlage hinter der Schlossmauer. Sonja Haider, die für die ÖDP im Stadtrat sowie im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing sitzt, hat sie gezählt. Haider will diese Rumpelpiste für Radler gemeinsam mit Bürgern endlich einebnen. "Löcher stopfen" nennt sie eine ungewöhnliche Selbsthilfe-Aktion am Samstag, 11. Juli. Kies und eine Walze stellt das Organisationsteam um die ÖDP-Politikerin, gesucht werden noch tatkräftige Helfer aus Nymphenburg, Laim und Pasing, die zwischen 9 und 14 Uhr mit Schaufel und Rechen anrücken, um die gröbsten Löcher zuzuschütten. Treffpunkt ist direkt am Bahndamm auf Höhe der ESV-Turnhalle beziehungsweise der Grundschule an der Margarethe-Danzi-Straße. Sollte es am Samstag jedoch stark regnen, wird die Ausbesserungsaktion verschoben.

In schöner Regelmäßigkeit drängen Radfahrer bei den Bezirksausschüssen oder in Bürgerversammlungen darauf, diese Schotterpiste endlich zu asphaltieren und so ein weiteres Teilstück auf der acht Kilometer langen, weitgehend ampel- und kreuzungsfreien Radmagistrale zwischen Pasing und dem Hauptbahnhof attraktiv zu machen. Die Stadt antwortet in ebenso schöner Regelmäßigkeit, ihr seien die Hände gebunden. Der Wegabschnitt entlang der Gleise vom Laimer Tunnel bis zu den ESV-Tennisplätzen gehört der CA Immo, die auch verpflichtet ist, dort einen Radweg anzulegen. "Wir könnten das jederzeit tun und den Weg der Stadt übergeben", sagt Markus Diekow, Sprecher des Unternehmens. Aber die Bahn, die vertraglich noch ein Zugriffsrecht auf den Grund hat, braucht den Weg beim Bau einer zweiten S-Bahn-Stammstrecke als Baustellenzufahrt. Die Stadt will nicht das Risiko eingehen, dass ein bereits schön ausgebauter Radweg durch eine Großbaustelle zerstört wird und sie ihn auf eigene Kosten ein zweites Mal anlegen müsste.

Sonja Haider, die regelmäßig hier entlang radelt, mag dennoch nicht akzeptieren, dass gar nichts unternommen wird, um den Weg wenigstens gut befahrbar zu machen: "Er muss ja nicht gleich geteert werden, eine wassergebundene Oberfläche mit Gefälle würde schon ausreichen." Aber auch eine provisorische Herstellung des Weges sei "wirtschaftlich nicht vertretbar", hat das Baureferat erst vor einigen Wochen erklärt.

Die offizielle Alternativroute zum Bahndamm führt durch die Margarethe-Danzi-Straße über die Wotanstraße und den Christoph-Rapparini-Bogen zur Skateranlage im Hirschgarten, von dort geht es wieder gut ausgebaut neben den Gleisen weiter, zumindest bis zur Friedenheimer Brücke. Die Alternativstrecke ist nur 150 Meter länger, aber Radler, die es eilig haben und vor allem Schulkinder aus dem neuen Hirschgarten-Quartier ersparen sich gerne den Zickzack-Kurs und vor allem die Überquerung der stark befahrenen Wotanstraße und wählen die schnurgerade Route.

Bei der CA Immo hat man sogar schon überlegt, die Durchfahrt durch Absperrungen zu verhindern, ist aber von der Idee wieder abgerückt, weil hier auch der Rettungsweg bei Unfällen an der Bahnstrecke verläuft. "Wir dulden also die Nutzung", sagt Markus Diekow, aber der Weg sei klar als Privatgrund beschildert. Mit den nun geplanten Ausbesserungsarbeiten - die auch der Neuhauser Bezirksausschuss im Interesse der Schulkinder kürzlich angeregt hat - ist die CA Immo einverstanden. Sie übernimmt aber, wie bisher schon, weder Gewähr noch Haftung.

Die Schotterpiste ist nicht der einzig unattraktive Abschnitt auf der acht Kilometer langen Radstrecke zwischen Pasing und Hauptbahnhof: Die Wegeführung ist an manchen Stellen, etwa beim "Backstage" an der Reitknechtstraße oder kurz vor der Donnersbergerbrücke, schwer ersichtlich, die Beschilderung unzureichend. Auf Sonja Haiders Wunschzettel steht außerdem noch, die Erika-Mann- und die Bernhard-Wicki-Straße im Wohngebiet Arnulfpark als Fahrradstraßen auszuweisen und zwischen dem zentralen Busbahnhof an der Hackerbrücke und dem Hauptbahnhof einen "eigenen, sicheren Radweg anzulegen". Ideale Bedingungen finden Radler dagegen auf den letzten 1,4 Kilometern des Weges bis zur Bärmann-Unterführung, die die Stadt im vergangenen Jahr für 1,5 Millionen Euro ausgebaut hat.

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: