Nymphenburg/Laim:Laster verdrängen die Radler

Der Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke hat viele Einschränkungen zur Folge

Von Jürgen Wolfram, Nymphenburg/Laim

Die zweite S-Bahn-Stammstrecke ist ein Großprojekt, dessen erwartbare Probleme sich keineswegs auf die Gegend um den Marienhof beschränken. Deutlich geworden ist dies bei einem weiteren Infoabend für die Anwohner der Teilstrecke "Oberirdisch West" zwischen den S-Bahnhöfen Laim und Donnersbergerbrücke. Diesmal veranstaltet im genügend großen Kulturzentrum Backstage, überhäuften zahlreiche Bürger die Vertreter der Deutschen Bahn mit Fragen zur Schulwegsicherheit, nach Ausweichrouten für Radler sowie zum Baulärm. "Wir haben mehrere neuralgische Punkte, und wir wissen darum", versicherte Jörg Mader, Ansprechpartner von der DB Netz AG. Alle müssten mithelfen, "damit die Baustelle funktioniert", so sein Appell.

Im März 2018 soll in Laim und Nymphenburg der Startschuss fallen für die "vorbereitenden Maßnahmen" zum Bau der zweiten S-Bahn-Röhre. Im Bereich der Gleise werden Bau- und Erschließungsstraßen angelegt, Kabel gezogen und Bäume in den Insellagen gefällt, für die es später Ersatzpflanzungen geben wird.

Als "ganz heißes Thema" hat man bei der Bahn die bereits im Januar fällige Sperrung des Radwegs zwischen dem Funkturm bei den Kleingärten und der Margarete-Danzi-Grundschule identifiziert. Die stark frequentierte Spur ist erst vor ein paar Monaten provisorisch asphaltiert worden und wird nun zurückgebaut, um einer Baustraße für Lkw Platz zu machen. Projektleiter Markus Kretschmer bezeichnete diesen Schritt als unvermeidlich. Fußgänger und Radler werden für Jahre auf eine Alternativroute via Christoph-Rapparini-Bogen, Winfried-, Margarethe-Danzi- und Rosa-Bavarese-Straße ausweichen müssen. Tröstlich aus Sicht des städtischen Baureferats: 1,75 Kilometer der Ersatzstrecke verlaufen durch Fahrradstraßen und Tempo-30-Zonen.

Was die Leute in Nymphenburg und Laim ähnlich stark umtreibt wie die trüben Aussichten für Radler ist die Frage der Sicherheit für Schul- und Kita-Kinder. Im Gewühl der Baufahrzeuge müssten sie besonders geschützt werden, so die Forderung. Bahnsprecherin Inge Miethaner versicherte, dieser Aspekt stehe spätestens seit einem Elternabend in der Margarete-Danzi-Grundschule im Fokus der Planung. So wolle man Materialtransporte vor 8.30 Uhr, also vor Schulbeginn, vermeiden.

Wo es besonders gefährlich werden könnte, etwa in den Kreuzungsbereichen der Wotanstraße, werde man sogar eigenes Personal als Sicherheitsposten aufstellen, um den Lkw-Verkehr zu regulieren. Jörg Mader rief die Anwohner auf, sich ihrerseits vorbildlich zu verhalten und beispielsweise keine unübersichtlichen Kurven zuzuparken. Ansonsten empfahl er, engen Kontakt zur Deutschen Bahn zu halten und deren Newsletter zu abonnieren.

Mit einer gewissen Lärmbelästigung wird während der Bauarbeiten im ersten Halbjahr 2018 zu rechnen sein, da wollten die Bahnvertreter nichts beschönigen. Aber bei schätzungsweise höchstens 20 Lkw pro Tag, die bis spätestens 22 Uhr an den Wohnsiedlungen vorbei fahren, halte sich das Problem in Grenzen.

Der Dreh, mit dem die Bahn die Heimsuchung durch Laster minimieren will: Das Gebäude-Abbruchmaterial und der Aushub aus den Tunneln soll mit Zügen abtransportiert werden, voraussichtlich viermal pro Tag. Auch lärmintensive Gleisbauarbeiten soll es kaum geben. "Im ganzen Jahr 2018 bauen wir vielleicht vier, fünf neue Weichen ein", sagte die Bahn-Ingenieurin Anke Hering. Punktuell sollen überdies Lärmschutzwände errichtet werden.

Ein Grummeln aus der Tiefe, wo die Vortriebsmaschinen rund um die Uhr arbeiten werden, sei aber nicht auszuschließen. Markus Kretschmer überbrachte schließlich noch eine taufrische, erfreuliche Nachricht: Für den Weiterbetrieb des Backstage während der Bauarbeiten habe sich eine Lösung gefunden.

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