Nymphenburg:Vom Ehrgeiz gepackt

Spende Maria-Ward-Gymnasium

Freude über das Geschenk aus der Ferne: Mädchen und Buben in Uniform bei der Grundsteinlegung für die Schule im Mai 2015.

(Foto: privat)

Maria-Ward-Gymnasiastinnen sammelten binnen zwei Jahren 100 000 Euro für die "Maryam-Girls-Highschool"

Von Sonja Niesmann, Nymphenburg

Sich zu engagieren für Menschen in anderen Weltgegenden, denen es schlecht geht, ist inzwischen in vielen Münchner Schulen eine gute Sitte geworden. Die Summe, die das Maria-Ward-Gymnasium zusammengebracht hat, übersteigt allerdings, das darf man so sagen, den üblichen Rahmen. Binnen zwei Schuljahren brachten es die Schülerinnen auf 100 000 Euro für die Kinderhilfe Afghanistan. Mit dem Geld wurde, nicht in Afghanistan, sondern in Pakistan, eine Schule gebaut. In der "Maryam-Girls-Highschool" werden Buben und Mädchen im Grundschulalter zunächst gemeinsam unterrichtet, ab der fünften Klasse können Mädchen weitermachen bis zum pakistanischen Abitur.

Schon einige Jahre lang war der Erlös aus dem Maria-Ward-Weihnachtsbasar an die Kindernothilfe Afghanistan gegangen - bis sich Ralf Rolle, Lehrer für Erdkunde und Wirtschaftsrecht, eines Tages die Frage stellte: Was kostet wohl eine ganze Schule? Rolle bot also im Schuljahr 2014/2015 ein Projekt-Seminar in der elften Jahrgangsstufe namens "Charity für eine Friedensschule" an. Nach einem halben Jahr zeigte der Kontostand bereits 30 000 Euro, zu Schuljahresende waren es 60 000 Euro. Im darauffolgenden Schuljahr wurde das P-Seminar im Fach evangelische Religionslehre erneut angeboten, diesmal betreut von Gottfried Soellner, und die Gymnasiastinnen sattelten weitere 40 000 Euro drauf.

In den Spendentopf flossen Einnahmen aus ganz unterschiedlichen Aktionen: Es gab Partys und Spendenläufe, die jüngeren Mädchen wuschen Papas Auto oder hüteten die Kinder von Nachbarn, die älteren waren einen Tag lang vom Unterricht befreit, um soziale - und natürlich auch bezahlte - Arbeit zu verrichten. Mehrere Klassen sammelten bei Verwandten, Bekannten oder auf der Straße. Die Klasse, die am meisten Geld zusammen bekam, wurde mit einem zusätzlichen Wandertag belohnt: "Da waren die wahnsinnig eifrig", sagt Soellner lachend. Ein Vater, erzählt der Pfarrer im Schuldienst amüsiert, habe sogleich eine Großspende über 15 000 Euro eingeworben, "damit die Klasse seiner Tochter gewinnt".

Reinhard Erös, der Leiter der Kindernothilfe Afghanistan, habe sich bei der Scheckübergabe in der Nymphenburger Schule begeistert geäußert, erzählt Soellner: "Er wollte eigentlich nur eine kleine Dorfschule bauen." Der ehemalige Bundeswehr-Arzt hat die Stiftung, die Schulen, Waisenhäuser, Krankenstationen und Ausbildungszentren baut, 1998 zusammen mit seiner Frau Annette gegründet. Er gilt als ausgezeichneter Kenner des Landes am Hindukusch und wurde für seine Aufbauhilfe mit vielen Auszeichnungen bedacht, darunter dem Bundesverdienstkreuz, dem Bayerischen Verdienstorden und dem Europäischen Sozialpreis.

Im nächsten Schuljahr soll das P-Seminar im Maria-Ward-Gymnasium zum dritten Mal angeboten werden. "Allerdings werden wir wohl mehr nach außen gehen müssen, weitere große Gönner finden", sagt Gottfried Soellner nachdenklich, "denn unsere Eltern sind schon etwas, na ja, abgegrast".

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