Nymphenburg:Über Stock und Stein

Anja Knaub Weltmeisterin im 12-Stunden-Mountainbike-Fahren

Sie fürchtet keine Hindernisse: Anja Knaub und ihr Mountainbike.

(Foto: privat)

Die Nymphenburgerin Anja Knaub hat als Zwölf-Stunden-Mountainbike-Weltmeisterin alle sportlichen Ziele erreicht

Von Laura Zwerger, Nymphenburg

Wenn der Schlamm spritzt, die Reifen sich tief eingraben und für durchschnittliche Radler die Reise ein Ende hat, dann blüht Anja Knaub, in Nymphenburg zu Hause, so richtig auf. Und wie gut sie ist, wie sehr sich in diesem Jahr das Training für die begeisterte Mountainbikerin ausgezahlt hat, stellt ein besonderer Sieg unter Beweis: Anja Knaub hat die Goldmedaille bei der Zwölf-Stunden-Mountainbike-Weltmeisterschaft gewonnen; in Weilheim erkämpfte sie sich den ersten Platz in der Kategorie "Single der Damen".

Das war bereits im September, aber noch heute erinnert sich die Extremsportlerin ganz genau an das Rennen - und die Schwierigkeiten, die das Wetter gemacht hatte: "Es gab Abschnitte, die waren einfach nicht mehr befahrbar oder auch gefährlich", erzählt Knaub, "die Bedingungen wurden immer schlimmer". Und das angesichts der Aufgabe: Innerhalb von zwölf Stunden musste man möglichst viele Runden à 7,5 Kilometern und 125 Höhenmetern schaffen. Und zu allem Überfluss wurde die Veranstaltung dann nach zehneinhalb Stunden auch noch abgebrochen: "Gefühlt waren es 20 Stunden - das krasseste Rennen, das ich je gefahren bin."

Den goldenen Erfolg konnte Anja Knaub dennoch feiern. "Jetzt kann ich eigentlich das Buch zumachen", resümiert die Nymphenburgerin, "ich habe alles erreicht, was man schaffen kann". Schließlich hat sie auch schon bei mehreren Europameisterschaften gewonnen.

Wenn Anja Knaub, 44, sich nicht durchs Gelände wühlt, arbeitet sie als Kindergärtnerin, davon mehr als 20 Jahre im evangelischen Kindergarten der Christuskirche am Dom-Pedro-Platz, den sie mittlerweile leitet. Da Arbeit und Spitzensport schwer unter einen Hut zu bringen sind, musste sie vor dem Rennen zusätzlich zu den 40 Stunden Kindergarten in der Woche nebenbei bis zu 30 Stunden trainieren. "Mein Wohnzimmer ist eigentlich ein Sportraum", erzählt sie lachend, so kann sie sich vor der Arbeit schon um fünf Uhr morgens auf ihr fest montiertes Fahrrad schwingen.

Zusätzlich zum Radfahren selbst trainiert Knaub aber auch mit Bällen oder Tüchern. Dieses "Life Kinetik" genannte, allumfassende Training soll neben den Ressourcen des Körpers auch die Reserven im Gehirn aktivieren. Das führt dazu, dass sich Anja Knaub in den Rennen besser und länger als andere konzentrieren kann - und somit Stürze vermeiden. "Das ist noch eine totale Lücke im Radsport", davon ist sie überzeugt, "viele hören auf Höhe der Schulter mit dem Training einfach auf". Um diese Methode weiter zu verbreiten, hat Knaub nun ihre Stundenzahl im Kindergarten der Christuskirche gekürzt und unterrichtet als Coach.

Aber nicht allein das Zusammenspiel von Kopf und Körper hat Knaub zur Goldmedaille verholfen, auch ihr starkes Team von "to Motion Racing" hat seinen Part dazu geleistet. Anja Knaub verfolgt stets eine Strategie: Sie steigt während der gesamten zwölf Stunden nie von ihrem Mountainbike ab - selbst das Essen wird ihr von ihrem Team serviert, während sie im Sattel bleibt.

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