Nymphenburg:Schulneubau wegen Einsturzgefahr geschlossen

16 Millionen Euro hat ein Neubau für zwei Schulen in Nymphenburg gekostet, genutzt wurde er aber nur etwa zwei Monate. Denn seit den Herbstferien ist das Gebäude für die Schüler gesperrt - wegen Einsturzgefahr.

Von Melanie Staudinger

Die Ankündigung auf der Internetseite der Nymphenburger Schulen klingt vergleichsweise harmlos. Nacharbeiten im Bauteil E, steht dort geschrieben, würden zahlreiche Raumänderungen nötig machen. Insbesondere die zehnten Klassen des Gymnasiums, die Oberstufe sowie die neunte und zehnte Jahrgangsstufe der Realschule seien betroffen. Seit den Herbstferien gilt die Regelung. Beim genannten Bauteil E handelt es sich um den aufwendigen Neubau der Schule, den die Schüler nach zwei Jahren Bauzeit erst in diesem September nach den Sommerferien bezogen haben. Nun aber ist das sechsstöckige Gebäude gesperrt - wegen Einsturzgefahr.

"Das haben wir uns natürlich ein wenig anders vorgestellt", sagt Astrid Auktor, die für die Pressearbeit der Schule verantwortlich ist. Kurz vor den Herbstferien sei aufgefallen, dass die raumhohen Balkontüren in der Ostseite im zweiten Stock an der Decke schleifen würden. "Wir haben zuerst gedacht, dass die nicht richtig eingestellt seien", sagt Auktor. Solche kleineren Probleme seien schließlich bei einem Neubau nicht auszuschließen.

Vorsichtshalber hätten Fachleute aber die Statik überprüft und dabei festgestellt, dass die Decke absackt. "Wir haben das Gebäude noch in den Ferien komplett gesperrt", sagt Auktor. Auch der angrenzende Pausenhof und die darunterliegende Zweifachturnhalle seien vorsorglich geschlossen worden. "Eine Gefahr für die Schüler bestand nie", sagt die Pressesprecherin.

Als die 900 Schüler dann nach den Ferien kamen, wurden sie auf andere Gebäudeteile verteilt. Die Eltern wurden mit E-Mails und Rundbriefen informiert. "Wir wollten aufklären und vermitteln, dass wir alles tun, damit die Sicherheit gewährleistet ist", sagt Auktor. Ihr zufolge sind Hof und Halle seit diesem Montag wieder freigegeben.

Verstärkung mit Holzpfählen

Drei Geschosse im Neubau, in dem auch ein Gesundheitszentrum und die Bibliothek der Schule untergebracht sind, würden durch Holzpfähle verstärkt. Währenddessen ist die Ursachenforschung angelaufen. "Offenbar ist in den Decken zu wenig Stahl verbaut worden", sagt sie. Techniker berechnen nun, ob die Konstruktion mit zusätzlichen Stahlträgern so gesichert werden kann, dass keine Gefahr mehr besteht.

"Wir hoffen, dass wir im Laufe dieser Woche erfahren, welche dauerhaften Maßnahmen möglich sind", sagt Auktor. Innerhalb der kommenden vier bis sechs Wochen, so hätten die Bauexperten versichert, könnte das Problem gelöst sein. Da noch nicht genau klar sei, wo der Fehler liege, seien Schuld- und Haftungsfragen noch ungeklärt.

Die gut 900 Schüler des privaten Gymnasiums und der privaten Realschule an der Sadelerstraße müssen indes zusammenrücken. Die Klassen und Kurse, die im 16 Millionen teuren Neubau untergebracht waren, mussten in die Fachlehrsäle für Physik, Chemie, Biologie, Informatik und teilweise auch in die Musikzimmer umziehen. "Das war schon ein hoher logistischer Aufwand, alle unterzubringen", sagt Auktor. Aber es sei gelungen, dass keine Unterrichtsstunde wegen Platzmangels ausfallen müsse. Das sei immerhin eine gute Nachricht.

"Dass die Decken einsturzgefährdet sind, ist ein bitterer Schlag für uns", sagt die Pressesprecherin. Mit dem Neubau sei auch ein neues Unterrichtskonzept eingeführt worden. In modernen Lernateliers sollen die Klassen und Kurse der Oberstufe die Möglichkeit haben, flexibel in kleineren oder größeren Gruppen zu lernen. Vor allem für Projektarbeit sei das wichtig, erklärt Auktor. "Das funktioniert jetzt weniger gut gerade."

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