Nymphenburg:Eine Insel sucht ihre Bestimmung

Nymphenburg: Jetzt oder nie: Tut sich nicht bald eine gute Idee für eine sinnvolle Zukunft des alten Gemäuers auf, dann wird es dem Erdboden gleichgemacht.

Jetzt oder nie: Tut sich nicht bald eine gute Idee für eine sinnvolle Zukunft des alten Gemäuers auf, dann wird es dem Erdboden gleichgemacht.

(Foto: Robert Haas)

Die Stadtwerke benötigen ihr Tramhäuschen auf dem Romanplatz nicht mehr und wollen es abreißen. Noch aber ist unklar, wie es für bürgerschaftliches Engagement genutzt werden könnte - und wer das bezahlt

Von Sonja Niesmann, Nymphenburg

Der erste Vorstoß kam von nackten Superhelden. Man könne das seit Jahren leer stehende Stationshäuschen am Romanplatz als günstigen Probenraum für Bands nutzen, schlugen die jungen Musiker von Naked Superhero, einer Nachwuchsband aus Neuhausen, bereits 2013 vor. Den Stadtviertelpolitikern gefiel die Idee ausgezeichnet; drei oder vier Mal setzten sie sich in den Jahren darauf in Anträgen an die Stadtwerke München (SWM) dafür ein - und holten sich jedes Mal eine Abfuhr. Umso größer war die Freude, als im Jahr 2016 das Preisgericht im Wettbewerb zur Umgestaltung des Romanplatzes empfahl, das Tramhäuschen zu erhalten und dort "bürgerschaftliches und gesellschaftliches Engagement" zu ermöglichen. Auch der Stadtrat nahm diese Empfehlung in seinen Trassierungsbeschluss auf. Jetzt aber machen die Stadtwerke Druck: Bis spätestens Ende Juli wollen sie die weitere Nutzung des Häuschens geklärt haben, sonst drohe der Abbruch.

10,5 auf 10,5 Quadratmeter Grundfläche hat das 1912 als unterirdische Trafostation erbaute und erst später um oberirdische Teile erweiterte Gebäude. Eine Funktion hat es schon länger nicht mehr, nur ein WC für Bus- und Tramfahrer gibt es dort, das aber auch verlegt werden soll. Eine Zeit lang war dort die "Bücher-Insel" zuhause. Der Name war treffend gewählt, wie eine Insel lag der Laden verkehrsumspült mitten auf dem Platz gegenüber der Einmündung der Romanstraße, für Kunden nicht ganz gefahrlos erreichbar. Inzwischen ist das Stationshäuschen ziemlich baufällig, der Keller zum Beispiel muss bereits abgestützt werden.

Im Februar erklärte die Stadt - "entgegen den bisherigen Vereinbarungen", monieren die SWM -, sie wolle das Tramhäuschen erst in saniertem und nutzbarem Zustand übernehmen. Die Stadtwerke jedoch denken gar nicht dran, die von ihnen auf etwa 500 000 Euro geschätzte Sanierung zu finanzieren. "Allein die Landeshauptstadt hat ein Interesse, das ehemalige Stationshaus zu erhalten. Aus Sicht der SWM ist das Bauwerk völlig entbehrlich", heißt es in einem Schreiben an die Stadtverwaltung und den Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg. Also seien die Sanierungskosten allein Sache der Stadt. Allenfalls jene Summe würden die SWM beisteuern, die sie eine Wiederherstellung der Straße nach einem Abbruch des Häuschens kosten würde.

Nachdrücklich weisen die Stadtwerke auch daraufhin, dass die Zeit nun dränge, denn der Umbau oder die Sanierung des Stationsgebäudes müsste unbedingt vor Beginn der Gleis- und Straßenbauarbeiten am Romanplatz erledigt werden. Sollte die Sanierung oder auch der Abbruch des Gebäudes erst hinterher in Angriff genommen werden, wäre dies unvertretbar kostspielig. Zwar sollen die Arbeiten für größere Haltestellen und ein drittes Trambahngleis am Romanplatz, in deren Zuge das Baureferat auch einiges am Platz verschönern will, erst 2019 beginnen. Aber schon für 2018 seien vorbereitende Arbeiten angesetzt, so die Stadtwerke.

Der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg hat in seiner jüngsten Sitzung nun einstimmig, aber ohne jegliche Diskussion, das Kommunalreferat aufgefordert, "unverzüglich" eine Entscheidung über die künftige Nutzung des Tramhäuschens zu treffen.

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