Nutzung der Isar:Auf zu neuen Ufern

Badende an der Isar

Das Ufer der Isar im Sommer 2013.

(Foto: dpa)

Politiker aller Rathaus-Fraktionen fordern, dass die innerstädtische Isar künftig intensiver genutzt werden darf, mit Cafés, neuen Uferzugängen und einer Verkehrsberuhigung. Doch die Behörden bleiben zögerlich.

Von Silke Lode

Im Münchner Stadtrat wächst der Ärger darüber, dass die Pläne für eine bessere Nutzung der Isar im Stadtgebiet nicht vorankommen. Seit Jahren häufen sich die Anträge aller Parteien zu diesem Thema, Anfang August hat das Planungsreferat bereits zum zweiten Mal nach dem ersten Anlauf im Jahr 2010 einen Isar-Workshop veranstaltet. "Wir sind aber bisher nicht substantiell weitergekommen", moniert die Vizechefin der SPD-Rathausfraktion, Claudia Tausend. Im Fokus der Kritik steht die Münchner Stadtverwaltung: "Die Referate träumen vom großen Wurf für die Isar, aber wir werden von den Ereignissen überrollt", sagt Tausend. Natürlich seien viele Aspekte zu berücksichtigen. "Aber nach einer dreijährigen Diskussion wünsche ich mir, endlich eine Entscheidung treffen zu dürfen."

Dringenden Handlungsbedarf sieht Tausend vor allem beim Deutschen Museum, das derzeit seinen Umbau plant. "Auf der Museumsinsel gäbe es vielleicht die Möglichkeit, ein Café unterzubringen oder das Netz der Rad- und Fußwege zu verbessern." Wenn die Stadt sich aber nicht jetzt in die Planungen einklinke, sei es zu spät. Auch die "Klohäuslfrage", wie Tausend den Wunsch vieler Isar-Besucher nach festen Toilettenanlagen nennt, müsse schnell und pragmatisch gelöst werden. "Der nächste Sommer kommt bestimmt, und der Andrang wird jedes Jahr größer", sagt Tausend. Für sie sind zwar einige "Tabu-Zonen" an der Isar aus Naturschutzgründen unantastbar. An anderen Stellen kann die SPD-Politikerin sich aber zumindest im Sommer eine stärkere Nutzung vorstellen - auch um überlaufene Bereiche wie die Kiesbänke am Flaucher zu entlasten. Offen lässt Tausend, ob sie sich auch mehr Cafés oder Kiosks vorstellen kann: "Darüber muss der Stadtrat entscheiden: Was lassen wir wo und in welchem Maß zu?"

Ähnliche Wünsche äußern auch Vertreter anderer Parteien. Die Grünen haben für eine intensivere Nutzung vor allem das Westufer der Isar in der Innenstadt im Blick. "Man kommt dort nicht wirklich ans Ufer, da kehrt die Stadt der Isar den Rücken", sagt Fraktionschef Florian Roth. Er kann sich vorstellen, dass an der Lukaskirche oder beim Europäischen Patentamt das Grün am Ufer ausgedünnt und Stufen angelegt werden, damit neue Zugänge zum Fluss entstehen. Aus Sicht der Grünen dürfte es durchaus auch Veränderungen beim Verkehr an der Isar geben. Konkret heißt das: Mehr Platz für Fußgänger und Radler, weniger Platz für Autos. "In kleinen Versuchen wurde das schon ausprobiert", erinnert Roth und schlägt vor: "Jetzt könnte man mal größere Bereiche für ein paar Tage autofrei machen".

Davon hält Michael Mattar von der FDP wenig: "Ich halte das für überzogen, auf der Strecke gibt es keinen Bedarf für eine Flaniermeile." Auch Mattar wünscht sich aber, dass die Stadt den Bedürfnissen der Menschen mehr entgegenkommt. "Kommerzialisierung will ich das nicht nennen, aber gerade ältere Leute wollen sich auch mal hinsetzen und eine Tasse Kaffee trinken", sagt er. Am Patentamt oder an der Maximilianstraße könnte er sich einen Kiosk oder ein kleines Café vorstellen. Auch die Fläche vor dem Patentamt, auf der jetzt Busse parken, könne langfristig sinnvoller genutzt werden - etwa indem dort der Straßenverlauf geändert und so direkt am Ufer Platz geschaffen werden kann.

"Einen Erlebnisraum mit großer Spannbreite" wünscht sich CSU-Fraktionschef Josef Schmid für die Isar. Renaturierte Bereiche, Möglichkeiten zum Wassersport und Baden, Kultureinrichtungen, geschützte Naturräume und eine attraktive Gastronomie - all das müsse es auf dem 14 Kilometer langen Flussabschnitt in der Stadt geben. Für den derzeitigen Stillstand macht auch er die Verwaltung verantwortlich und verweist als Beispiel auf den Kulturstrand. "Die Verwaltung hat es in mittlerweile 15 Jahren nicht geschafft, einen Vorschlag dafür zu erarbeiten", moniert Schmid. Verwundert sind auch FDP und Grüne über die lange Debatte ohne konkrete Ergebnisse. Florian Roth kann dem zähen Prozess aber etwas Positives abgewinnen: "Ich habe den Eindruck, dass die Widerstände vor ein paar Jahren noch größer waren, inzwischen führen wir eine relativ offene Diskussion."

Auf die Kompromissfindung verweist auch das Planungsreferat: "Schnellschüsse bringen uns auch nicht weiter. Es hilft der Politik, wenn Konflikte vorher besprochen werden und Ansätze für Konsens da sind", heißt es aus der Behörde. Von Entscheidungen, die über die Köpfe der Menschen hinweg getroffen werden, hält man im Planungsreferat wenig: Man brauche bei einer intensiveren Isar-Nutzung politische Mehrheiten und einen gesellschaftlichen Konsens.

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