Null Acht Neun:Putzi, Peter und die anderen

In München weiß man nie, ob das Gegenüber ein Obdachloser ist. Oder ein Millionär. Das führt zu interessanten Begegnungen.

Von Martin Zips

Das Leben des Münchners steckt voller Überraschungen. Letztens zum Beispiel: Da sitzt der Münchner in einem Café und am Nachbartisch nehmen plötzlich ein Mann und ein junges Mädchen Platz. Der Münchner denkt: Vater und Tochter. Stimmt aber nicht.

Er: "Was? Du hast schon wieder einen Strafbefehl bekommen, Mäuschen? Ignorieren! Einfach ignorieren. Und deine Freundin soll sagen, dass du nicht mehr bei ihr wohnst und die Post zurückschicken. Dann finden die dich nie." Sie: "Es ist alles so traurig." Er: "Hehe, jetzt trinken wir mal was!" Er zieht sein Smartphone raus: "Schau mal, das ist der neue X6. Würde dir gefallen, oder?" Sie: "Oh, ja!" Er: "Du weißt, ich kann sehr großzügig sein. Selbst meiner Putzfrau zahle ich 100 Euro. Ich nenne sie Putzi."

Dann, am Obststand, die nächste Überraschung! Da begegnet der Münchner dem Peter. Der Peter ist schon über 80 Jahre alt und hat keinen einzigen Zahn im Mund. Ein armer Kerl, das denkt sich der Münchner jedes Mal, wenn er den Peter sieht. Peter sagt immer so Sachen wie: "Fffön fie zu fehen. Iff daff nicht ein herrlicher Tag heute?" Der Münchner denkt sich dann: Wo der Peter wohl nachts schlafen mag? Immer das gleiche Hemd und nie ein Gebiss im Mund. Aber stets gut drauf.

Der Obdachlose mit Limosine und der lustige Zausel von den Kammerspielen

Bisher war der Peter immer allein. Doch diesmal - Überraschung! - steigt er am Obststand aus einer schicken Limousine, die ein muskelbepackter Zwanzigjähriger steuert. Da fragt der Münchner den Peter, ob der junge Mann in dem Auto vielleicht sein Enkel sei. "Neee, neee, daff ifff mein Tenniffflehrer", antwortet der Peter. "Gegen den hab ich fffon offft gewonnen." Dann wackelt er ins nächste Café und bestellt sich einen riesigen Eisbecher. "Iff dafff nicht ein herrlicher Tag heute?" Sein Tennislehrer parkt auf dem Bürgersteig.

Das ist eben München. Ein Manhattan an der Isar. Da weißt du nie, ob du gerade einen Obdachlosen oder einen Millionär vor dir hast. Und letztens, da hat der Münchner so einen lustigen Zausel getroffen, mit langen Haaren und rotem T-Shirt. Der Zausel behauptete, er sei der neue Kammerspiel-Intendant. Gut, das muss jetzt auch nicht stimmen.

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