Nudelfirma verlagert Produktion:Bernbacher verlässt die Stadt

Das Traditionsunternehmen Bernbacher zieht nach mehr als einem Jahrhundert aus München weg. Auf dem bisherigen Areal am Tassiloplatz sollen 200 Wohnungen entstehen.

Thomas Anlauf und Alfred Dürr

Das Traditionsunternehmen Bernbacher zieht nach mehr als einem Jahrhundert aus München weg. Der Teigwarenhersteller mit Sitz am Tassiloplatz in der Oberen Au hat bereits ein etwa 30.000 Quadratmeter großes Grundstück im Gewerbegebiet von Hohenbrunn im Landkreis München gekauft. Innerhalb der kommenden drei Jahre wird das Unternehmen Produktion, Vertrieb und Verwaltung mit seinen rund 120 Mitarbeitern verlagern.

Bereits seit mehr als zehn Jahren gibt es bei Bernbacher Überlegungen, ins Umland zu ziehen. Denn der Teigwarenhersteller, der seit 1898 in München ansässig ist, stößt längst an seine Kapazitätsgrenzen: Rund 30 000 Tonnen Nudeln werden jährlich am Tassiloplatz produziert. Das Unternehmen macht etwa 50 Millionen Euro Umsatz, seit Mitte der sechziger Jahre ist Bernbacher nach eigenen Angaben Marktführer in Bayern.

Bereits seit einigen Jahren müssen aus Platzgründen Lagerflächen außerhalb Münchens genutzt werden. "Das Gelände in Hohenbrunn erfüllt alle Anforderungen für den Bau einer Produktion nach neuesten technischen Standards sowie höchsten hygienischen Anforderungen und bietet zudem noch Raum für eine zukünftige Expansion", teilte das Unternehmen am Dienstag auf SZ-Anfrage mit. Am neuen Standort soll sogar ein eigenes Blockheizkraftwerk entstehen, um das Unternehmen autark mit Strom, Wärme und Dampf zu versorgen.

Der Münchner Gebäudekomplex an der Bahntrasse zwischen Ostbahnhof und Ostfriedhof ist bereits verkauft. Erworben hat es das Münchner Immobilienunternehmen Baywobau, das in der Stadt und im Umland viele Wohnungsprojekte realisiert. Dazu gehört auch das frühere Gelände der Firma Rodenstock im Dreimühlenviertel, auf dem ein neues Stadtquartier entstehen soll. Auf das Gelände von Bernbacher werden von 2014 an rund 200 Wohnungen kommen.

Bernbacher hatte schon 2010 eine entsprechende Voranfrage beim Planungsreferat eingereicht. Damit wird ein weiteres großes Grundstück in der Oberen Au überplant. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Tassiloplatz entsteht ein rund 300 Meter langer Gebäudekomplex, die Welfenhöfe. Dort werden knapp 500 Wohnungen gebaut.

Und auf dem neun Hektar großen Paulanergelände am Nockherberg soll mit dem Wegzug von Paulaner nach Langwied Platz für etwa 1500 Wohnungen sein. Entwickler ist in beiden Fällen Schörghubers Bayerische Hausbau, die sich dem Vernehmen nach auch um das Bernbacher-Grundstück bemüht hatte.

Stadtbaurätin Elisabeth Merk ist für die Weiterentwicklung der Oberen Au. "Wichtig bleibt aber, dass die Münchner Mischung mit Wohnraum für jeden Geldbeutel in lebenswerten Stadtquartieren erhalten bleibt", sagte sie der SZ. Die Entwicklung in dem Gebiet müsse "in einer Gesamtbetrachtung entschieden werden." Dichte, Durchmischung und qualitätsvolle Stadträume spielten eine wesentliche Rolle.

Auch Wirtschaftsreferent Dieter Reiter begrüßt, dass auf dem Bernbacher-Grundstück "Wohnungen entstehen, die dringend benötigt werden". Allerdings bedauert er den Wegzug von Bernbacher: "Damit verlässt ein traditionsreiches produzierendes Unternehmen die Stadt."

Lesen Sie weitere Berichte zum Wegzug von Bernbacher im Lokalteil der SZ vom 18. Januar.

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