NS-Dokuzentrum:Vertrag verlängert

Winfried Nerdinger im NS-Dokuzentrum in München, 2015

Im Amt bestätigt hat der Stadtrat Winfried Nerdinger.

(Foto: Lukas Barth)

Winfried Nerdinger will nur noch zwei Jahre Chef bleiben

Von Heiner Effern

Der Stadtrat hat in nichtöffentlicher Sitzung einstimmig Winfried Nerdinger als Chef des NS-Dokumentationszentrums bestätigt. Der 71 Jahre alte Architekturhistoriker soll einen auf zwei Jahre befristeten Vertrag erhalten. Nerdinger selbst war zur Sitzung des Personal- und Verwaltungsausschusses am Mittwoch nicht erschienen und aus Termingründen für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Er ließ aber dem Stadtrat ausrichten, dass er sein Amt definitiv nur zwei Jahre ausfüllen wolle. Damit reagierte er auch auf eine rechtliche Grauzone, auf die das Personalreferat den Ausschuss mündlich aufmerksam machte. Nerdinger könne gemäß dem geltenden Arbeitsrecht nach der zweiten Verlängerung seines Vertrags wohl erfolgreich auf eine unbefristete Anstellung klagen.

Der Ausschuss ging aber nicht davon aus, dass der anerkannte Wissenschaftler seine Karriere auf diese Weise beenden möchte. Auch spielten Vorwürfe aus dem Umfeld des NS-Dokumentationszentrums keine wesentliche Rolle beim Beschluss. Mitarbeiter und Wissenschaftler hatten über einen rüden Umgangston bis hin zu Beleidigungen und massiven Druck auf Kritiker berichtet. Öffentlich äußern wollten sie sich aus Sorge um ihre berufliche Zukunft nicht. Auch dazu wollte Nerdinger keinen Kommentar abgeben.

Obwohl manchem Stadtrat diese sehr dominante Art Nerdingers nicht neu gewesen sein dürfte, herrschte Einigkeit in der Personalie. Nerdinger hatte seinen Posten 2012 übernommen und das heftig schlingernde Dokuzentrum erfolgreich zur Eröffnung am 30. April 2015 geführt. Mehr als 200 000 Besucher haben sich seither über Münchens Rolle im Nationalsozialismus kundig gemacht. In den kommenden beiden Jahren soll Nerdinger noch offene Projekte zu Ende bringen und den Betrieb auf hohem Besucherniveau konsolidieren. Gleichzeitig muss nun schnell die Suche nach einem Nachfolger beginnen. Geeignete Kandidaten für eine solch sensible Stelle zu gewinnen, dürfte nicht im Hauruckverfahren gehen. Darin herrscht im Stadtrat Einigkeit.

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