Novelle des Baugesetzbuchs:Versaute Heimat

CSU-Passus kann bewirken, dass Dorfränder ausfransen

"Es war einmal ein Feld" vom 2. Dezember über die Novelle des Bundesbaugesetzbuches - und das CSU-Bestreben, Bauland am Ortsrand künftig entgegen bisheriger Praxis freizugeben:

"Ich möchte der CSU, insbesondere dem Herrn Abgeordneten Georg Nüßlein und dem Heimatministerium danken, dass sie alles daran setzen, unsere bayerische Heimat noch schöner werden zu lassen, gemäß dem Motto "bei uns im Bayern ist es am schönsten - und zwar überall".

Mit der Änderung des Baugesetzbuches §13a zu den urbanen Gebieten darf nun am Ortsrand bebaut werden, was der Grundstücksbesitzer hergibt. Der oberste Grundsatz der Eingriffsvermeidung wird ausgehebelt: Was bisher in Form von ortsbildgestaltenden Erlebniselementen und Lebensräumen der Pflanzen-und Tierwelt noch einer Bebauung entgegensteht (Streuobstwiesen, Feldgehölze, heimatprägende Ranken, Raine, Blühwiesen und so weiter), verschwindet unter Straßen und Gebäuden. Der für den Verlust dringend notwendige und bisher gesetzlich vorgeschriebene Ausgleich für uns Erholungssuchende und für das Überleben der heimischen Tier- und Pflanzenwelt und wird zur großen Freude des bayerischen Bauernverbandes abgeschafft.

Auswirkungen auf den Menschen und den Naturhaushalt in Form der bisher obligatorischen Umweltprüfung brauchen nicht mehr behandelt zu werden. Wir dürfen uns landauf, landab auf neue ausufernde Wohn- und Gewerbegebiete an jedem Stadt- und Dorfrand freuen. Wir suchen dann, da die letzte Streuobstwiese für das Baugebiet gerodet ist, in den sofort am Ortsrand anschließenden, mit Mais oder artenarmer Grünlandsoße bestandenen schönen bayerischen Fluren unsere Erholung. Nicht dass es solche biologischen Wüsten im schönen Bayern nicht schon gibt . . .

Wir sind, was das Baurecht anbelangt, wieder in der umweltpolitischen Steinzeit angekommen, als würden wir angesichts des Klimawandels, des weiterhin dramatischen Biodiversitätsverlustes, der desolaten Situation unserer Fließgewässer nicht besonders behutsam mit neuer Bebauung umgehen müssen! Das Stichwort "Flächensparen" sollte ehrlicherweise aus der Regierungspolitik einfach gestrichen werden.

Vielen Dank noch mal, dass Sie die Heimat meiner Kinder und aller weiteren nachfolgenden Generationen auf diese Weise unveränderbar gestalten, oder wie man in Bayern sagt, "versaun." Dorothee Hartmann, Neuburg am Inn

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