Nockherberg-Singspiel:"Deutschland ist noch nicht bereit für einen Mann als Kanzlerin"

Im Nockherberg-Singspiel will die Opposition in Bayern CSU-Politiker durch Klone austauschen. Angela Merkel und Martin Schulz nähern sich an. Doch dann geht einiges schief.

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Quelle: Stephan Rumpf

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Es ist ein altes verwittertes Hotel, in das die bayerische Opposition im Nockherberg-Singspiel einlädt. Das soll an den Filmklassiker "Shining" erinnern, wie auch der Titel des diesjährigen Singspiels nahelegt: Regisseur Marcus Rosenmüller inszeniert "Scheining". Wir erinnern uns: In "Shining" geschehen in einem abgelegenen Hotel übersinnliche Dinge, dann dreht jemand durch und wird zum Axtmörder.

Und in "Scheining"? Da fassen der bayerische (Noch-)SPD-Chef Florian Pronold (hier rechts, gespielt von Stefan Murr) und der bayerische Grüne Anton Hofreiter (Wowo Habdank) einen teuflischen Plan. Sie holen sich die Linkenpolitikerin Sahra Wagenknecht (Rosetta Pedone) ins Boot, um die Geschichte Bayerns auf den Kopf zu stellen. Das Trio strebt die "bundesweite Schwächung der CDU durch Entmachtung der CSU" an.

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Pronold, Hofreiter und Wagenknecht laden die komplette CSU-Spitze zu einem Festakt ins Hotel. Anlass ist die Feier "60 Jahre Opposition in Bayern". Sie klagen (und singen) über ihr politisches Wirken. Viel zu oft sei das Motto der CSU: "Mach ma net, brauch ma net, ham ma no nia net g'habt".

Wagenknecht ist besorgt, ob die Minister auch wirklich in die Falle gehen. Darauf entgegnet Hofreiter: Wenn die die Opposition demütigen könnten, dann kämen die immer. Und fügt in Richtung von Wagenknecht hinzu, die in der ehemaligen DDR aufgewachsen ist: "Sahra, du weißt ja gar nicht, wie das ist, wenn man in einem System lebt, in dem nur eine Partei das Sagen hat."

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Der teuflische Plan: Pronold, Hofreiter und Wagenknecht wollen die CSU-Minister klonen. "Und dann tauschen wir sie aus", sagt Pronold, "und programmieren jedem einen Schwachsinn ein." Wagenknecht ist besorgt, ob sich die Klone dann schon vom jeweiligen Original unterschieden. Aber der Plan geht zunächst auf: Mit einem Klon von Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (gespielt von Angela Ascher) geht es los. Der Klon nennt den Markenkern der CSU: "Raufen, Saufen, Schafkopf spielen, auf den eignen Vorteil schielen" - der Clip, den Pronold selbstverständlich umgehend ins Netz stellt, bekommt innerhalb kürzester Zeit Millionen Klicks.

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Auch die anderen Parteigrößen treffen allmählich ein. Ministerpräsident Horst Seehofer (Christoph Zrenner) teilt sich eigentlich ein Hotelzimmer mit Finanzminister Markus Söder. Den sperrt er aber mit der Kindersicherung im Auto ein - darum rückt Kanzlerin Angela Merkel (Antonia von Romatowski) nach. Es entbrennt ein Streit darüber, wer wo liegt. Die beiden wollen auf keinen Fall "zu viele Berührungspunkte" haben. Merkel weiß die Lösung. Seehofer soll rechts liegen, sie in der Mitte. Und wer links? "Dein Links ist meine Mitte", sagt Merkel da.

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Ganz auf den Kopf gefallen sind sie bei der CSU dann aber auch nicht. Seehofer merkt beim Tanzabend, dass Sahra Wagenknecht ihm eine Locke abgeschnitten hat. Daraufhin pfeift er Innenminister Joachim Herrmann (Michael Vogtmann) und Söder (wunderbar, Stephan Zinner: "Hast du gepfoffen?") herbei. Sie decken den Plan von Pronold & Co. auf und fertigen ihrerseits nun Klone der Oppositions-Politiker an. Seehofer dazu: "Wir machen sie noch schwachsinniger, als wir es sind."

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Quelle: Stephan Rumpf

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Obwohl gar nicht Teil des Plans, lässt es sich auch der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz (Thomas Wenke) nicht nehmen, im Hotel aufzutauchen. In "Scheining" ist Schulz ein Adabei, der dem bayerischen SPD-Chef Pronold gutgemeinte Ratschläge gibt: "Die SPD ist wie die Titanic. Alle denken, sie wär untergegangen, dann kommt sie als Kassenschlager wieder." Der einzige Weg: "Finde den Schulz in dir, dann klappt's auch in Bayern."

Die CSU ist indes verunsichert. "War das der Schulz?", fragt Herrmann. Söder blickt nur kurz vom Smartphone auf und sagt: "Weiß net, SPDler sind für mich wie Chinesen - sind gefährlich, aber ich kann's ned auseinanderhalten."

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Quelle: Stephan Rumpf

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Und auch bei den Oppositionellen selbst gibt es Misstrauen: Wagenknecht will sich gegen einen potenziellen Verrat durch die Sozialdemokraten absichern. Gemeinsam mit Hofreiter will sie Pronold und SPD-Kanzlerkandidat Schulz klonen. "Haustiere bleiben auch länger bei dir, wenn du sie ausstopfst", erklärt sie Hofreiter. Pronold und Hofreiter wollen ihrerseits dann wiederum Wagenknecht klonen - zur Sicherheit. Das schlägt aber fehl, die Linkenpolitikerin wird gleich zweimal geklont, die Klone sind überdies nicht kontrollierbar. "Guten Tag, ich bin Sahra Wagenknecht und kann es auch jederzeit begründen."

Starkbieranstich am Nockherberg

Quelle: dpa

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Merkel und Schulz bleiben als Einzige ungeklont. Um sie entwickelt sich ein reizvoller Nebenplot. Spätnachts rauchen sie gemeinsam Marihuana in der Hotellobby und werden etwas wehmütig: Denn angesichts des anstehenden Bundeswahlkampfes dürften sie nicht mehr so tun, als seien sie befreundet. "Und am Ende landen wir dann doch nur wieder in der Groko", sagt Schulz. Er fragt auch ängstlich: "Angela, ist Kanzler eigentlich schwierig?" Merkel winkt aber eh ab: "Deutschland ist noch nicht bereit für einen Mann als Kanzlerin."

Starkbieranstich am Nockherberg

Quelle: dpa

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Weil sich Merkel das Zimmer mit Horst Seehofer teilen muss, hält sie es nicht mehr aus. Schulz fragt zaghaft, ob denn für ihn auch noch ein Platz im Taxi wäre. Merkel darauf: "Bei mir gibt's keine Obergrenze, noch nicht mal für die SPD."

Am Ende haben sie dann noch einen Auftritt als Tanzpaar und als Botschaft bleibt hängen: Es mag sich nicht immer durch eine gewisse Anmut auszeichnen. Aber die beiden verstehen es, sich auf dem politischen Parkett zu bewegen.

Starkbieranstich am Nockherberg

Quelle: dpa

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Auch der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (in der Mitte, gespielt von Gerhard Wittmann) hat einen kurzen Auftritt. Er wird von Innenminister Herrmann und Hofreiter zur Rede gestellt, weil er einen Problemflüchtling mitgebracht hat, der sich partout nicht integrieren will. Der Flüchtling hat zwar dunkle Hautfarbe, gibt in derbem Bairisch aber ständig Stammtisch-Parolen von sich und will gleich nach dem Erhalt seiner Aufenthaltserlaubnis in die AfD eintreten.

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Quelle: Stephan Rumpf

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Am Ende machen sich die Klone selbständig. Niemand blickt mehr durch, wer noch Klon und wer echt ist. Die Idee mit den Klonen ist zwar nicht komplett neu - schließlich gab es im vergangenen Jahr schon mehrere Horst Seehofers, die verschiedene Facetten der Persönlichkeit dargestellt haben. Aber Regisseur Rosenmüller reißt in "Scheining" dann doch ein klein wenig die vierte Wand zum Zuschauer ein. In Zeiten alternativer, sich widersprechender Fakten - wer kann da noch sagen, ob sich nicht ein Politikerklon in den Landtag oder gar ins Ministerbüro verirrt hat?

Starkbierprobe am Nockherberg

Quelle: dpa

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Und nach dem Singspiel gibt es traditionell die Doppelfotos der Darsteller mit den Politikern. Etwas Autohändlerhaftes verlieh Stephan Zinner dem Finanzminister Markus Söder in "Scheining". Den Minister (im Bild rechts) wird es nicht groß gestört haben, der Söder im Stück hatte einige gute Momente. Zum Beispiel, als er die bayerische Opposition fragt: "Woll'ma a Selfie machen, solang's euch noch gibt?"

Starkbieranstich am Nockherberg

Quelle: dpa

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Man glaubt, man sieht doppelt: Vier Wagenknechte! Die echte Linkenpolitikerin findet sich an zweiter Stelle von links, rechts daneben der Bühnenklon Rosetta Pedone. Wagenknecht kam zum ersten Mal beim Singspiel auf dem Nockherberg vor - traditionell gilt das als gutes Zeichen für Politiker. Wer derbleckt wird, wird beachtet.

Starkbieranstich am Nockherberg

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In der Mitte der echte Ministerpräsident Horst Seehofer und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, außen die Darsteller Christoph Zrenner und Angela Ascher. "Wenn ich mir widerspreche, dann nur, weil ich der Einzige bin, der in der Partei die Kompetenz dazu hat", sagt Seehofer im Stück. Und zu Innenminister Herrmann: "Herrmann, erst machen, dann denken!" Ascher wird als geklonte, verrückt brabbelnde Aigner zum running gag. Ascher und Aigner tragen das gleiche Dirndl - das hatten sie abgesprochen.

Starkbieranstich am Nockherberg

Quelle: dpa

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Ist die Opposition nun schuld an der ganzen Misere mit den Politiker-Klonen? Nun, ein klein wenig. Oder wie Seehofer es in "Scheining" sagt: "Die haben angefangen, dann haben wir halt auch angefangen." Der Plan von SPD-Chef Pronold (hier im Bild links, rechts Stefan Murr), die CSU bloßzustellen und dann abzusetzen, ging auf jeden Fall nicht ganz auf.

Starkbierprobe am Nockherberg

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"Es blutet mein froschgrünes Herz", sagt Wowo Habdank (links) als Grünen-Politiker Anton Hofreiter im Stück, wenn er sehe, was die bayerische Staatsregierung alles anstellt. Darum will er handeln. Warum die Opposition die Minister durch Kopien ersetzen will, erklärt er seiner Komplizin Sahra Wagenknecht so: "Wir dürfen das Fälschen der Welt nicht den Rechten überlassen."

Starkbierprobe am Nockherberg

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"60 Jahre Opposition", sagt Michael Vogtmann als Innenminister Joachim Herrmann in "Scheining", "für mich wär' des nix". Dann lässt er SPD-Chef Florian Pronold noch schöne Grüße an den Parteivorsitzenden ausrichten. Im Bild Vogtmann mit Herrmann (mit Krawatte).

© SZ.de/bhi/ebri
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