Niederlage für die Löwen:Servus Grünwalder Stadion

Die Stadt lehnt die Pläne des TSV 1860 für das Grünwalder Stadion endgültig ab. Der TSV muss vorerst in der Allianz Arena bleiben. Saniert wird das Stadion trotzdem.

G. Kleffmann und M. Schäflein

Um 12 Uhr mittags ging gar nichts mehr. Immer wieder brachen die Seiten der Internetplattform loewenforum.de zusammen. Zu viele Fans des Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München wollten erfahren, ob jemand im Netz schon wisse, was in der Stadionfrage herausgekommen sei.

Am Dienstag um 10 Uhr hatten sich Vertreter der sogenannten Stadionkommission der Sechziger ins Rathaus am Marienplatz begeben, um Oberbürgermeister Christian Ude davon zu überzeugen, dass eine Rückkehr des derzeitigen Fußball-Zweitligisten ins Stadion an der Grünwalder Straße möglich sei.

Bürgschaft wäre rechtswidrig

Nach über zwei Stunden war der Kampf entschieden. Für manchen eingefleischten Sechziger dürfte der Ausgang erwartbar und doch schmerzlich sein: Die Stadt lehnte die Pläne der Löwen endgültig ab.

In den Vordergrund stellte die Stadt zunächst die Frage, wie der als finanziell klamm geltende Verein das Geld für eine Erneuerung des Grünwalder Stadions aufbringen könnte. "Die Finanzierung konnte vom Verein allein nicht dargestellt werden", teilte Ude mit, "es hätte öffentlicher Hilfe bedurft."

Die Baukosten hätten über 50 Millionen Euro gekostet, für den Zugang der Zuschauer wären vier Brücken zu bauen gewesen, was einen weiteren zweistelligen Millionenbetrag bedeutet hätte. Die von 1860 beantragte städtische Bürgschaft über rund 35 Millionen Euro wäre laut Stadtkämmerer Ernst Wolowicz "schon rein rechtlich nicht möglich". Er verwies auf EU-Recht und Kommunalrecht.

1860 hat drei Probleme nicht gelöst

Zudem wären die Planungen aus Sicht der Stadt nicht als Umbau zu bewerten gewesen, sondern hätten laut Lokalbaukommission als Neubau bewertet werden müssen - mit allen entsprechenden Auflagen. Diese planungs- und lärmschutzrechtlichen Vorschriften hätte das Projekt aus Sicht der Stadt aber keinesfalls einhalten können.

Das dritte Problem, die Auflösung des erst 2025 auslaufenden Arena-Mietvertrages mit dem FC Bayern, dem Besitzer des Stadions in Fröttmaning, wäre aus Sicht der Stadt "grundsätzlich möglich" gewesen; eine schriftliche Vereinbarung über Zeitpunkt und Konditionen eines Auszugs habe aber nicht vorgelegen. Alle drei Punkte, die erledigt werden mussten, hatte 1860 also nicht gelöst.

Bei den Anhängern der Löwen herrschte die große Depression, im Internet etwa wurde teilweise tief unterhalb der Gürtellinie geschossen; Ude sollte so manchen Text dort lieber nicht lesen. Die Klubverantwortlichen verwiesen derweil auf ihre Anstrengungen. "Der Verein hat alles versucht", sagte 1860-Vizepräsident Franz Maget. "natürlich sind wir enttäuscht."

TSV-Präsentation sei ein Erfolg gewesen

Denn wie die Betroffenen selbst finden, sei ihre Präsentation am Dienstag im Rathaus ein Erfolg gewesen. In einer nachgereichten Pressemitteilung verkündete der TSV: "Dabei wurden von anerkannten Experten Lösungen für die baurechtlichen, die bautechnischen und die finanziellen Problemstellungen präsentiert.

Von allen Gesprächsteilnehmern wurde besonders der innovative Architekturvorschlag der Architekten Prof. Theilig und Prof. Schwarz als geradezu sensationell bewertet." Noch am Nachmittag präsentierte der TSV1860 die komplette Machbarkeitsstudie mit Bildern und Daten stolz auf seiner Vereinshomepage.

Dass die Stadt trotz der beeindruckenden Präsentation ihren Kurs nicht änderte, erklärte sich Löwen-Präsident Rainer Beeck so: "Die von uns vorgetragenen Fakten wurden von der Stadtverwaltung nicht als ausreichend angesehen, um einen neuen Stadtratsbeschluss herbeizuführen."

Stadion wird für den Nachwuchs umgebaut

Ein Kommentar, der durchaus als Spitze gegen die Stadt durchging, auch an anderer Stelle des Vereins war ein leichtes Murren zu hören. Aufsichtsratsmitglied Christian Waggershauser, der die eingesetzte Kommission mit dem Namen "Projektgruppe Stadionzukunft" geleitet hatte, sagte: "Hätten unsere fundierten Planungen eine Chance bekommen, wäre das Stadion an der Grünwalder Straße eines der modernsten in Sachen Lärmschutz, Sicherheit und Brandschutz gewesen."

Nun werden die Aufträge für den drittligatauglichen Umbau des Stadions ausgeschrieben - 10,3 Millionen Euro investiert die Stadt, damit die Nachwuchsmannschaften der Bayern und von 1860 dort weiter spielen können, immerhin.

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