Neuried:Ringen um Kompromisse

Neuried: Seit Jahren eine Brache: Die Zukunft des Hettlage-Geländes wird in der Öffentlichkeit seit Langem diskutiert.

Seit Jahren eine Brache: Die Zukunft des Hettlage-Geländes wird in der Öffentlichkeit seit Langem diskutiert.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Bauhöhe und Verkehrserschließung sind weiter Konfliktpunkte bei der Neugestaltung des Hettlage-Areals

Von Julian Raff, Neuried

Bei den umstrittenen Themen Bauhöhe und Verkehrserschließung des Hettlage-Areals ringt die Gemeinde weiterhin um Kompromisse mit dem Investor beziehungsweise mit dem Straßenbauamt. Mit Einwänden zum Baumschutz auf der verwilderten, ehemaligen Firmenzentrale stießen allerdings sowohl der Bund Naturschutz (BN) als auch das zuständige Forstamt Ebersberg auf Unverständnis im Bauausschuss, der die aktuelle Fassung des Bebauungsplans nun in die zweite Auslegung schickt. Offen bleibt vorerst noch die Frage, ob das festgesetzte Höhenlimit von 20 Metern ohne oder mit technischen Dachaufbauten gilt. Laut Beschluss vom Dezember liegt die absolute Oberkante zwar bei 20 Metern inklusive Kaminen, Klimatechnik oder Aufzug-Motoren, allerdings wollen die Gemeinderäte das Thema im Februar noch einmal zur Diskussion stellen.

Die vom Investor beauftragten Planer hatten bereits eingewandt, dass diese Begrenzung unweigerlich ein Geschoss kosten würde, obwohl man sich grundsätzlich auf fünf Ebenen geeinigt hatte. Ein Kompromiss könnte für Bürgermeister Harald Zipfel (SPD) darauf hinauslaufen, die Aufbauten möglichst von der Dachkante wegzurücken und sie, anstelle starrer Höhengrenzen, auf fünf bis zehn Prozent der Traufhöhe zu begrenzen. Zumindest auf dem Papier noch weit auseinander liegen unterdessen die Gemeinde und das staatliche Straßenbauamt. Die Behörde lehnt eine westliche Zufahrt über den vorhandenen Kreuzungs-Rohbau ("Stutzen") an der Ortsumgehung M 4 ab und fordert stattdessen eine Nord-Süd-Achse über die Staatsstraße St 2344 und die Zugspitzstraße. Für Bauamtsleiterin Dagmar Hasler und die Gemeinderäte umso unverständlicher, als das Straßenbauamt in seiner Stellungnahme zur ersten Planfassung die Gemeinde auffordert, den "Stutzen" auf eigene Kosten rückzubauen, obwohl dieser auf Wunsch und Rechnung des Freistaats beim Bau der Umfahrung angelegt wurde. In einem Gespräch Ende Oktober habe sie die staatlichen Planer davon überzeugen können, dass der Stutzen den Verkehr aus dem nördlichen Gewerbegebiet aufnehmen könne, solange die südliche Wohnsiedlung über eine große Tiefgaragenzufahrt an der Zugspitzstraße erschlossen wird, so Hasler.

Nach derzeitiger Schätzung kann der Stutzen die pro Tag erwarteten 1300 Fahrten ins Gewerbegebiet ohne Ampel aufnehmen, er ließe sich aber nachrüsten. Eine Überlastung der neuen Schnittstelle befürchtet die Gemeinde nicht, da deren westlicher Ast in Richtung Ortsmitte heuer ohnehin stillgelegt wird. Es entsteht also keine Kreuzung, sondern nurmehr eine Einfahrt ins Gewerbegebiet - Argumente, denen die staatlichen Planer folgen dürften, wie man im Rathaus hofft.

Gar nicht erst auf einen vermittelnden Dialog einlassen will sich die Gemeinde dagegen mit dem BN, der sich, unterstützt vom Forstamt, gegen eine vermeintliche Rodung des Hettlage-Geländes stellt. Tatsächlich gedeiht dort zwar üppiges Grün, allerdings handelt es sich aus Gemeindesicht nicht um Wald im gesetzlichen Sinne, schon gar nicht um "den letzten Wald im östlichen Gebiet der Gemeinde Neuried". Die BN-Aktiven waren offenbar noch nie im Forstenrieder Park, wunderte sich Hasler ebenso wie Neurieds zweiter Bürgermeister Markus Crhak, (BZN), der von der "verwunderlichsten, ärgerlichsten" Einlassung im Planverfahren sprach.

Abgesehen davon, dass unbebaute Flächen wieder begrünt werden sollen, kann von einer Rodung des Geländes aus Gemeindesicht keine Rede sein, da vorhandene Bauflächen umgenutzt, nicht aber neue geschaffen werden. Falls es der BN im Kampf gegen den Flächenfraß ernst meine, könne er sich dem nicht verschließen, erklärten die Räte unisono - allerdings bleibe die Wiederbegrünung des Geländes tatsächlich hinter dem Standard "moderner Planung" zurück, kritisierte Bernd Quintenz (W-BIN).

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