Neuperlach:Überwiegend ausverkauft

Lesezeit: 3 min

Symbolische Ordensverleihung: Kabarettist Wolfgang Krebs verleiht als Horst Seehofer (links) Erwin Bohlig einen Orden. (Foto: Claus Schunk)

25 Jahre nach der Gründung blickt der Kulturkreis Ramersdorf-Perlach auf 500 Einzelveranstaltungen und einen langen Aufmarsch an Künstler-Prominenz zurück - Anlass für reichlich Lob aus berufenem Mund

Von Renate Winkler-Schlang, Neuperlach

Seehofer, Söder, Merkel, Stoiber: Dieser Kulturkreis Ramersdorf-Perlach, das muss schon ein ganz besonderer Verein sein, wenn derart hochrangige Politiker anreisen zum 25-Jahre-Jubiläum. Für den Vorsitzenden Erwin Bohlig war es auch sichtlich eine Genugtuung, dass Ministerpräsident Horst Seehofer ihm und seinem gesamten Vorstandsteam beim Festabend in der Mensa des Schulzentrums an der Quiddestraße symbolisch eine Riesenvariante des "Ehrenzeichens des Bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste von im Ehrenamt tätigen Frauen und Männern" aus Pappe umhängte. Was machte es da schon, dass Seehofer sich vertreten ließ von seinem "Double", dem Kabarettisten Wolfgang Krebs? Auch die anderen Hochkaräter unter den Gästen sollen nicht echt gewesen sein, doch das Publikum fand den Mann, der so mühelos und so gekonnt in verschiedene Rollen schlüpft, offenbar ohnehin witziger als die Originale: Der Saal jedenfalls tobte.

Die Karten für das Ereignis im gerade erst 50 Jahre alt gewordenen Stadtteil waren sofort vergriffen, hat doch der Kulturkreis allein rund 600 Mitglieder und die beiden korporativen Mitglieder VdK und DJK-Sportbund noch einmal zusammen fast 2000. Außerdem weiß man im Stadtteil, dass der Kulturkreis verlässlich Qualität auf die Bühne bringt. An die bekannten Künstler, die gerne nach Neuperlach kommen, weil dort der Saal so groß, das Publikum so wohlwollend und die Betreuung so familiär ist, erinnerten die Dias, die im Hintergrund liefen: Springer, Uthoff, Jonas, Solga und Klaffl, Zimmerschied und Dorfer, Ringsgwandl, Polt, Hildebrandt, Perlinger, Schwarzmann, Giebel, die Well-Brüder, Alt-OB Ude. Fredl Fesl und Chris Boettcher waren aus alter Verbundenheit beim Festabend dabei - wie auch einige reale Politiker aus Bundes- und Landtag sowie dem Stadtrat, dazu der Bezirksausschuss-Vorsitzende Thomas Kauer (CSU), der nach eigenen Worten selbst zu den Aktiven gehört, unter anderem als "Bastler für die Homepage".

Rund 500 Einzelveranstaltungen kamen in den 25 Jahren zusammen, überwiegend ausverkauft. Der Verein organisierte zudem zwei zehntägige Ostpark-Festivals mit jeweils 60 000 Besuchern, ein Wochenende der Nationen, ein Fest zur Einweihung des umgestalteten Karl-Preis-Platzes, eines zum Eingemeindungs-Jubiläum von Ramersdorf und vieles mehr. Und das alles ehrenamtlich. Grund genug war das alles vor ein paar Monaten für den ansässigen CSU-Landtagsabgeordneten Markus Blume, Erwin Bohlig für das Ehrenzeichen vorzuschlagen. Dieses kleine Ansteckzeichen war Bohlig allerdings stellvertretend von Münchens Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) überreicht worden, nach Bohligs Erinnerung mit eher kargen Worten. Das empfand Erwin Bohlig wohl als ein wenig ärgerlich - offenbar Grund genug, Wolfgang Krebs einen kleinen Wink zu geben. Der hatte offensichtlich verstanden und seine Sache deutlich plakativer gemacht als seinerzeit Strobl in einem Rathaus-Kämmerlein. Bohlig strahlte, ebenso wie seine rührige Mannschaft, darunter seine Stellvertreterinnen Pauline Obernhuber und Marina Achhammer sowie die Kassenwartin und gute Seele des Vereins, Gertrud Schermer.

Ob als Seehofer oder als Söder: Kabarettist Krebs brachte in seinem an Gags reichen Programm, das umrahmt war von der zünftigen Blasmusik und den lustigen Liedern der "Münchner Löwen", immer wieder Anspielungen auf den Stadtteil "Neu- und Alt- und Mittelperlach". Dabei hatte das Münchner Kulturreferat dem Verein schon 2007 die Mietübernahmen für den Saal gestrichen mit dem Argument, die Veranstaltungsinhalte hätten in der Regel keinen Bezug zum Stadtteil. Da wurde nun also der Besuch aus dem Kulturreferat eines Besseren belehrt. Worüber sich Bohlig, die Hauptperson des Abends, abermals sehr freute.

Es war und ist Bohligs Mission, den eher schlecht beleumundeten Stadtteil kulturell ins Rampenlicht zu rücken. Der gebürtige Unterfranke war 1971 als Polizist von Eichstätt nach München versetzt worden und lebt seitdem im Stadtbezirk. Seit Herbst 2012 kümmert sich der 67-Jährige, der als Diplom-Verwaltungswirt lange im Bayerischen Innenministerium arbeitete, zusätzlich um das Kulturprogramm der Nachbargemeinde Putzbrunn. Er hätte, als er 2011 in Pension ging, sonst vielleicht gar nicht gewusst, wohin mit seiner Energie.

Wie sagte doch Seehofer/Krebs: "Er erleuchtet die urbane Subkultur einer Sechzigerjahre-Reißbrettstadt mit Kultur. Ihr müsst weitermachen, diese Halle muss mit Leben gefüllt sein." Und Stoiber/Krebs: "25 Jahre Programm gemacht in einem Ausmaß, dass man sagen kann: Wie haben Sie das bloß gemacht? Das braucht schon einiges an Lobgedudel."

© SZ vom 26.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: