Neuperlach:Überraschender Zuwachs

Stadt will "Im Gefilde" als Gewerbegebiet ausweisen, prüft aber im Gegenzug eine Wohnbebauung für "Perlach-Süd"

Von Hubert Grundner, Neuperlach

Von amüsiert bis erstaunt reichten die Reaktionen im Bezirksausschuss (BA) Ramersdorf-Perlach, als in der jüngsten Sitzung des Gremiums die Fortschreibung des Gewerbeflächenentwicklungsprogramms (Gewi) vorgestellt wurde. Denn neben dem leidvoll bekannten "Perlach-Süd" überraschte die städtische Vorlage mit einem Gewerbegebiet "Im Gefilde". Und letzteres war, wie Wolfgang Thalmeir (CSU), der Vorsitzende des Unterausschusses Bauvorhaben, Stadtplanung und Bürgerbeteiligung, erläuterte, "dem Bezirksausschuss bisher so nicht bekannt". Offenbar handelt es sich um die Flächen östlich der Arnold-Sommerfeld-Straße, die als Gewerbestandort entwickelt werden sollen. Das neu beschriebene Gebiet "Im Gefilde" soll demnach 86 Hektar umfassen, wovon sich 34 Prozent im städtischen Eigentum befinden. Bekannt ist bisher lediglich, dass die Stadt dort einen U-Bahn-Betriebshof plant. Die Lokalpolitiker verlangen deshalb Auskunft, ob es bereits konkrete Interessenten für weitere Flächen gibt, um welche Interessenten und um welches Gewerbe es sich handelt und welche Art von Nutzungen denn dort vorgesehen sind.

Einigermaßen amüsiert zeigten sich die BA-Mitglieder hingegen über die Charakterisierung des Gewerbegebietes "Perlach-Süd" durch die städtischen Planer. Am Anfang steht noch die sachliche Feststellung, dass es 25 Hektar groß sei, von denen sich elf Prozent in städtischem Eigentum befänden. Doch was dann folgt, veranlasste Thalmeir zu der spöttischen Bemerkung, "oh, das sind ja ganz neue Erkenntnisse".

Denn tatsächlich finden sich in der Gewi-Vorlage viele Punkte, vor denen der BA seit Jahren warnt, ohne dass die Stadt erkennbar darauf reagiert hätte: "Es sei ein hoher Leerstand zu verzeichnen. Es würden sich vermehrt Betriebe des Rotlichtmilieus ansiedeln, da die Standortanforderungen für ein Gewerbegebiet, insbesondere die verkehrsmäßige Anbindung, nicht erreicht würden. Notwendig sei ein neues Strukturkonzept, im Rahmen dessen auch geprüft werden müsste, ob nicht zumindest teilweise eine Umstrukturierung des Gebietes in ein Wohngebiet möglich ist.

All das dürfte den BA-Mitgliedern ziemlich bekannt vorgekommen sein, und auch der Unterausschuss Bau kam zu dem Schluss: "Hier decken sich die Feststellungen mit den Einschätzungen des Bezirksausschusses." Die Lokalpolitiker verweisen deshalb zum einen auf ihre "seit langem und mehrfach erhobenen Forderungen hinsichtlich der Notwendigkeit neuer struktureller Planungen für die weitere Entwicklung des Gebietes". Zum anderen dringen sie vehement darauf, dass die Stadt "endlich" den schon öfter angemahnten Ortstermin zum sogenannten Mössner-Gelände ansetzen soll. Der BA verlangt zudem Auskunft von der Stadt, wann mit der Vorlage des geplanten integrierten Strukturkonzeptes und einer teilweisen Umwandlung von Flächen für den Wohnungsbau im Gewerbegebiet "Perlach-Süd" gerechnet werden könne.

Da nun die Stadt die Notwendigkeit derartiger Planungen erkannt habe, sei ein Strukturkonzept vordringlich zu erstellen, mahnt der BA. Die bisherigen Erfahrungen des Gremiums in dieser Angelegenheit waren offenbar eher frustrierend: "Leider sind bisher alle in diese Richtung gestellten Anträge des Bezirksausschusses entweder abgelehnt oder nicht behandelt worden."

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