Neuperlach:Theater sucht Bühne

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Im Festspielhaus sind schon viele Premieren über die Bühne gegangen - hier "Ruby und die Wölfe - Rotkäppchen für Unerschrockene" der Gruppe "Yorick's Company". (Foto: Claus Schunk)

Das Neuperlacher Festspielhaus muss seine Räume an der Quiddestraße bis Herbst 2018 räumen. Leiter Helmut von Ahnen benötigt nun dringend eine neue Bleibe für die Jugendkultur-Einrichtung

Von Hubert Grundner, Neuperlach

Langsam können einem Geschäftsführer Helmut von Ahnen und die übrigen Mitarbeiter des Festspielhauses leid tun: Erst wollten sie ausziehen, konnten aber nicht, obwohl sie bereits ein Domizil an der Rosenheimer Straße im Auge hatten. Jetzt müssen sie ausziehen - und wissen nicht wohin. Grund dafür: Der Eigentümer des Grundstücks hat eigenen Bedarf angemeldet und die bestehende Nutzungsvereinbarung gekündigt. Für Ahnen und sein Team heißt das, dass sie ihre Koffer bis 30. September 2018 gepackt haben müssen.

Seit Dezember wisse man, sagt Ahnen, dass man wohl oder übel ausziehen werde. Die Suche nach einer neuen Bleibe für das beliebte Neuperlacher Theater hat also höchste Priorität. Allerdings, "die Suche geht bei null los". Da war man schon einmal bedeutend weiter. Denn im Frühjahr 2013 hatte die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag ein attraktives Angebot gemacht: Das Festspielhaus sollte von der Quiddestraße in ein Domizil in Ramersdorf umziehen können.

Gemeint war das Anwesen Rosenheimer Straße 192, ein früheres Heizkraftwerk, das die neue Heimstätte der Jugendkultureinrichtung hätte werden sollen. Tatsächlich schien das Projekt im Sommer 2014 schon in trockenen Tüchern zu sein. Doch zur Überraschung der Theaterleute sowie des Bezirksausschusses Ramersdorf-Perlach war diese Option plötzlich vom Tisch: Eher am Rande einer Besprechung im Kommunalreferat erfuhren die Lokalpolitiker, dass das Festspielhaus nun doch nicht in das Gewofag-Gebäude ziehen sollte, sondern im künftigen kulturellen Bürgerzentrum am Hanns-Seidel-Platz bleibe. Diese Entscheidung habe die Referentenrunde gefällt, hieß es damals. Zur Begründung wurden baurechtliche Aspekte, der Brandschutz und die Stellplatzsatzung bemüht. Wenig später nahm das Sozialreferat das frühere Heizkraftwerk in Beschlag und machte eine Flüchtlingsunterkunft daraus.

Mit dem gescheiterten Umzug fand sich die Theatertruppe ab. Man würde halt zwangsweise an der Quiddestraße weitermachen, bis man an den Hanns-Seidel-Platz umziehen könne. Das Problem sei aber, so Ahnen, dass das geplante kulturelle Bürgerzentrum im Herzen Neuperlachs voraussichtlich erst 2025 fertiggestellt wird, wenn überhaupt. Somit klaffe eine zeitliche Lücke von sieben, acht Jahren, die es zu überbrücken gelte. "Wir würden gerne in Neuperlach bleiben, es ist aber schwer, hier Räume zu finden", sagt der Festspielhaus-Chef. Trotzdem müsse man bis Frühjahr oder Sommer eine geeignete Unterkunft finden, wolle man bis zum endgültigen Auszugstermin im Herbst 2018 den Theaterbetrieb möglichst ohne größere Brüche fortführen. Die Verlagerung des Betriebs, der notwendige Umbau für Bühne und Zuschauerraum, die Installation der Technik zählten ebenso zu den Aufgaben wie das Bewerben und Bekanntmachen der neuen Spielstätte, gibt Ahnen zu bedenken.

Überzogene Wünsche hegen er und das Team keineswegs, "es muss nicht gleich ein Schloss gebaut werden", versichert der Geschäftsführer. Leider hat er aber auch noch kein bescheideneres Gebäude gefunden - weshalb Vorschläge, von wem auch immer, willkommen sind. Tatsächlich wäre man sogar wieder mit einem Provisorium zufrieden. Helmut von Ahnen könnte sich ein aus Containern zusammengestelltes Domizil vorstellen - und hat dafür der Stadt bereits einige Wiesen als vorübergehenden Standort vorgeschlagen.

Dabei hätten die Theater-Enthusiasten so schon genug zu tun. Derzeit läuft bei meist ausverkauftem Haus "Das Gastmahl des Trimalchio". Außerdem bereitet Ahnen das Projekt "Lunatico" vor, für das im Sommer im Ostpark als Veranstaltungszelt ein geodätischer Dom mit circa 22,5 Metern Durchmesser und einer Höhe von circa 8,60 Metern errichtet werden soll. Ruhe kehrt im Festspielhaus also so schnell keine ein.

© SZ vom 18.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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