Neuperlach:Gefräßiger Schädling

Neuperlach: Die Larve des Asiatischen Laubholzbockkäfers.

Die Larve des Asiatischen Laubholzbockkäfers.

(Foto: Landesanstalt für Landwirtschaft)

Stadt informiert über Bekämpfung des Laubholzbockkäfers

Von hubert grundner, Neuperlach

"Aber dann wird ja der Wald, den Sie gezeigt haben, komplett plattgemacht!" Viel besser als mit dem entsetzten Zwischenruf einer Frau während des Vortrags von Peter Nawroth ließ sich der entscheidende Moment kaum beschreiben. Der Punkt nämlich, an dem den Zuhörern die enorme Gefahr bewusst wird, die vom Asiatischen Laubholzbockkäfer (ALB) für die heimischen Wälder und Gärten ausgeht. Genau das war auch die Intention einer Informationsveranstaltung am Mittwochabend im Schulzentrum an der Quiddestraße.

Rund 100 Besucher, die meisten aus Waldperlach, waren der Einladung gefolgt. Aktueller Anlass dafür: Bei den Kontrollen in einer der Quarantänezonen zur Bekämpfung des ALB haben Experten am Rande des Putzbrunner Waldes einen von dem Schädling befallenen Ahornbaum festgestellt. Weil aufgrund der rechtlichen Vorgaben der EU und des Bundes im Umkreis von 100 Metern um diesen ALB-Fund auf Putzbrunner Flur alle befallenen und befallsverdächtigen Laubgehölze entfernt werden müssen, sind nun erstmals auch Fällungen auf Münchner Flur erforderlich. Betroffen sind Anwesen im Stadtteil Waldperlach, die westlich des Putzbrunner Waldes zwischen Waldperlacher und Dornröschenstraße liegen. Mit den betroffenen Grundstückseigentümern wird in den nächsten Tagen und Wochen das weitere Vorgehen abgestimmt. Voraussichtlich im September werden hier dann alle Laubbäume umgesägt, sofern sie zu den 15 Gattungen und einer Art zählen, die als bevorzugte Wirtspflanzen des Insekts gelten.

Peter Nawroth ist Leiter der Arbeitsgruppe zur Bekämpfung des ALB in der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Ihm kam an diesem Abend die wenig dankbare Aufgabe zu, die Strategie seines Hauses und des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg zur Eliminierung des Schädlings zu erläutern.

Denn die zielt letztlich darauf ab, die Verbreitungswege des ALB per Kettensäge zu kappen. Zu diesem rigorosen und schnellen Vorgehen würden weder er noch andere Experten Alternativen sehen. Denn das Grundproblem ist Nawroth zufolge, dass sich der Befall nicht mit letzter Sicherheit feststellen lässt. Selbst wenn die Fachleute des LfL und speziell ausgebildete Baumkletterer gemeinsam ein Waldstück nach dem Schädling absuchten, würden sie rund 20 Prozent der befallenen Bäume nicht entdecken, schätzte er. Die einzig erfolgreiche Methode scheint nach den bisherigen Erfahrungen zu sein, nach dem Auffinden des Käfers in einem Umkreis von 100 Metern alle Laubbäume zu fällen, in denen er sich wieder einnisten könnte. Hinzu komme, dass der ALB kein Kostverächter ist und eine breite Palette heimischer Laubbäume befällt. Auch hat er hierzulande keine natürlichen Feinde, abgesehen vom Specht, und ebenso wenig ist ihm - zumindest noch nicht - mit biologischen oder chemischen Stoffen beizukommen.

Den von Nawroth vorgetragenen Erkenntnissen schien sich die Mehrheit der Zuhörer zu beugen. Aufklärungsbedarf meldeten hingegen mehrere Redner an, was Rechte und Pflichten der Grundstückseigner im Rahmen der ALB-Bekämpfung betrifft. Unsicherheit herrschte auch in punkto Entsorgung von Gartenabfällen innerhalb der Quarantänezone. Einen Lacher erntete Bezirksausschussvorsitzender Thomas Kauer, als er einem Vorredner versicherte: "Wir verfolgen den Käfer, nicht den Bürger."

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