Neuperlach:Für mehr Chancengleichheit

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Willkommen: Vor zwei Jahren zog die Einrichtung "Junge Arbeit" in den Bürgertreff an der Bad Schachener Straße - zur Freude von Kurt Damaschke. (Foto: Angelika Bardehle)

Die Einrichtung "Junge Arbeit" und der "Junge Arbeit Förderverein" feiern ihr 20-jähriges Bestehen

Von Hubert Grundner, Neuperlach

Soziale Gerechtigkeit musste schon immer und muss noch immer hart erkämpft werden. Einer, der entschlossen für mehr Chancengleichheit eintrat, war der ehemalige Pfarrer der Neuperlacher Lätare Kirche, Wolfgang Schenk. Ihm und seinen Mitstreitern ist es zu verdanken, dass an diesem Samstag, 21. November, bei einem Benefizkonzert das 20-jährige Bestehen des Hilfsprojektes "Junge Arbeit" und des "Junge Arbeit Fördervereins" gefeiert werden kann.

Im Jahr 1995 ging die Initiative dafür von Wolfgang Schenk sowie der Stadträtin Gertraud Walter (SPD) und Michael Sturm aus, der damals schon die Junge Arbeit im Hasenbergl als Einrichtung der Diakonie Hasenbergl leitete. Denn der Pfarrer musste unter anderem mit ansehen, wie die von ihm betreuten Hauptschüler aus Neuperlach trotz "Quali" keine Ausbildungsplätze erhielten. "Gemeinsam wollte man den Menschen das Problem der steigenden Jugendarbeitslosigkeit stärker ins Bewusstsein rufen und gleichzeitig Handlungsstrategien gegen dieses Problem entwickeln", schildert Kurt Damaschke die Hintergründe. Am 8. Dezember 1995 fand dann in den Räumen des Stephanszentrums die eigentliche Gründung statt. Damaschke, der heutige Vorsitzende der Jungen Arbeit Neuperlach, war schon damals mit dabei und erinnert sich, dass die erste Mitgliederversammlung am 12. März 1996 einberufen wurde. Dabei wurde das Projekt für sozialhilfeberechtigte junge Arbeitslose der Öffentlichkeit vorgestellt.

Ziel war es, dem Projekt Junge Arbeit, das sich schnell zur Einrichtung entwickelte, über den Förderverein ein Netzwerk an die Seite zu stellen, das für sozialpolitische Unterstützung und weiteren Zulauf an unterstützenden Förderern sorgen sollte. Im Juli 1997 waren laut Damaschke bereits 17 junge Menschen im Projekt beschäftigt. Seitdem musste die Junge Arbeit Höhen und Tiefen durchmachen, die insbesondere durch Änderungen der Arbeitsmarktpolitik verursacht wurden. Der Förderverein versuchte dann stets, im Rahmen seiner Möglichkeiten das Projekt zu unterstützen. Bis heute hält sich die Mitgliederzahl des Fördervereins bei knapp mehr als 50 Menschen.

"Wir sind immer davon abhängig, wie gut im Rennen die Einrichtung selber ist, welche Projekte im Rahmen der öffentlichen Förderung überhaupt angegangen werden können", sagt Kurt Damaschke. Für die Randgruppen des Arbeitsmarktes werde es immer schwieriger, da die öffentliche Wahrnehmung aufgrund der niedrigen Arbeitslosenzahlen - erst recht in München - nicht vorhanden sei und andere Themen dann im Vordergrund stünden. Hinzu komme, dass auch der einfache Mandatsträger in Berlin und andernorts sowie die oftmals doch sehr weit von der örtlichen Praxis entfernte Gesetzgebungsbürokratie keinen Blick für Details und Randgruppen haben, die aber langfristig zu Problemgruppen des Sozialsystems werden.

Es geht darum, benachteiligte Menschen zu stabilisieren und zu qualifizieren

Denn die Bundesregierungen - egal, wer gerade am Ruder ist - haben die Fördermittel zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit so gekürzt, dass es besonders für die erwähnten Randgruppen noch schwieriger wurde, in eine passende Integrationsmaßnahme zu kommen. Vor allem Langzeitarbeitslose, Menschen über 58 Jahre, alleinerziehende Frauen, Menschen mit Handicap, Migranten und Jugendliche seien von den Kürzungen betroffen, so Damaschke. Gerade jetzt, wo die Arbeitslosigkeit insgesamt zurückgegangen ist, bestünde die Chance, auch jene in Beschäftigung zu bringen, die am Rand stehen. Doch auf diese Gruppe werde in den Arbeitsmarktberichten zu wenig eingegangen. Besonders sogenannte arbeitsmarktferne Arbeitslose brauchten Beschäftigungsmöglichkeiten in einem sozialen Arbeitsmarkt, die ihnen längerfristig einen Übergang in den ersten Arbeitsmarkt eröffnen. Und genau in diesem Bereich ist die Junge Arbeit tätig. Sie hat Projekte und Maßnahmen entwickelt, um am Arbeitsmarkt benachteiligte Menschen zu stabilisieren und für eine dauerhafte Beschäftigung zu qualifizieren.

"Die öffentlichen Förderungen orientieren sich leider nicht umfassend an den erforderlichen Hilfen", moniert Damaschke. Hier versuche der Förderverein einzuspringen und mit seinen bescheidenen Mitteln die Arbeit der Einrichtung zu unterstützen.

Die 20-Jahr-Feier an diesem Samstag, 21. November, findet in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche, Dietzfelbingerplatz 2, statt und beginnt um 19 Uhr; Einlass ist von 18.30 Uhr an. Das Benefizkonzert bestreiten die Schongauer Singgruppe Regenbogen sowie die Münchner Chorelli Singers.

© SZ vom 21.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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