Neuperlach:Einig im Einspruch

Lesezeit: 2 min

Die Bezirksausschüsse Ramersdorf-Perlach und Berg am Laim lehnen ein dezentrales Heizwerk am Michaelibad ab

Von Johannes Korsche, Neuperlach

Dass die Neuperlacher Stadtteilpolitiker gegen ein Heizwerk am Michaelibad sind, haben die Stadtwerke München (SWM) nun auch schriftlich. In der Märzsitzung des Bezirksausschusses (BA) verabschiedeten sie einen gemeinsamen Antrag der SPD- und CSU-Fraktion fast einstimmig; aus dem Gremium gab es nur eine Gegenstimme. Die Bürgervertreter fordern darin die Stadtverwaltung und die SWM auf, "die Planungen für den Standort "Michaelibad/Ostpark" für ein Energiecenter mit kombinierter Gas- und Geothermie-Anlage zu verwerfen".

Weil die SWM per Bürgerentscheid verpflichtet sind, den Kohleblock des Heizkraftwerks Nord bis Ende 2022 vom Netz zu nehmen, tourten Vertreter des städtischen Betriebs in den vergangenen Monaten durch die Münchner Stadtbezirke. Sie stellten den Lokalpolitikern Standorte in ihrem Viertel vor, die für dezentrale Heizwerke in Frage kämen. Insgesamt elf davon gibt es im ganzen Stadtgebiet. In Neuperlach habe ein Teil des Parkplatzes einen gewissen Charme, wie ein SWM-Mitarbeiter bei der Präsentation im März sagte. Dort sei mittelfristig neben dem Heizwerk auch eine Geothermie-Anlage vorstellbar. Die Lokalpolitiker äußerten bereits damals deutliche Skepsis gegenüber dem Vorschlag.

Obwohl sich die BA-Mitglieder in der Sache also einig zeigten, sahen sie dennoch Anlass für eine Debatte. So gab es den Vorschlag der Grünen im Gremium, den Begründungstext des Antrags noch um eine "fachliche" Begründung zu erweitern, wie Grünen-Fraktionssprecher Christian Smolka sagte. So wollten sie dem Antrag einen Verweis beifügen, der das Heizwerk ablehnt, weil durch dieses lediglich der Wegfall im Wärmenetz kompensiert wird, nicht aber jener der Stromerzeugung. Letztlich blieb es allerdings bei der Begründung mit "Stadtteilbezug", wie SPD-Fraktionssprecherin Astrid Schweizer sagte. Die BA-Mitglieder führen einerseits den "großen Unmut bei der Bevölkerung" an, bemängelten überdies den "Wegfall von vielen Parkplätzen sowie die "teilweise Zerstörung des Erholungscharakters des Ostparks und entstehende Störungen für die Nachbarschaft". Zusätzlich gebe es Zweifel an der Umsetzbarkeit. So erscheine ihnen das Vorhaben baurechtlich sehr zweifelhaft.

Grundsätzlicher diskutierten die Stadtteilpolitiker dann noch über den Bürgerentscheid selbst, der die Schließung des Kohleblocks des Heizkraftwerks Nords in Unterföhring erreichte. Guido Buchholtz (Grüne) habe es nach eigenem Bekunden bei der Bürgerversammlung "geärgert", dass der BA-Vorsitzende Thomas Kauer (CSU) gesagt habe, dass man den Bürgerentscheid eigentlich wiederholen müsse. Er finde aber, dass die Wähler "mündig genug" seien und das Ergebnis daher zu "respektieren" sei. Kauer wollte das nicht unkommentiert lassen. Er habe Respekt vor Bürgerentscheiden, so großen, dass er finde, nur ein weiterer Bürgerentscheid könne einen alten aufheben. Konkret kritisierte er die zur Abstimmung gestandene Frage. "Ehrlicher wäre gewesen, bereits dort auf dezentrale Heizwerke in Ihrem Stadtviertel zu verweisen", sagte Kauer. So aber "hat man die Katze im Sack gekauft".

Von den Nachbarn in Berg am Laim werden die Neuperlacher in ihrer ablehnenden Haltung unterstützt. Denn Ostpark und Michaelibad brauchten jeden Parkplatz, sonst würden die Wohnstraßen zugeparkt, hieß im dortigen BA. Man ging in Berg am Laim so weit, vorzuschlagen, notfalls die Bindungszeit des Bürgerbegehrens abzuwarten und dann doch das alte Heizwerk weiter zu nutzen.

Hoffnung bleibt den Gegnern so oder so. Zwar schicken die SWM derzeit elf Standorte für Heizwerke ins Rennen. Um den Wegfall des Kohleblocks zu kompensieren, braucht es aber nur fünf bis sieben. Außerdem wird derzeit auch eine zentrale Gas- und Dampfturbinenanlange am Standort des Kraftwerk Nord in Unterföhring geprüft.

© SZ vom 19.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: