Neuperlach:Die Dauer-Lücke

Hanns-Seidel-Platz

Nur in der Visualisierung der Architekten steht ein Kulturbürgerhaus bislang am Hanns-Seidel-Platz.

(Foto: oh)

Noch immer fehlt ein Kulturhaus in Perlach - doch es geht mit kleinen Schritten voran

Von Hubert Grundner, Neuperlach

"Es ist ein Zeichen der Missachtung für unseren Stadtteil, dass auch nach fünf Jahrzehnten noch diese hässliche Lücke klafft." Mit seiner Wortmeldung hat Ulrich Höhnberg vermutlich gut beschrieben, was viele Neuperlacher mit dem Hanns-Seidel-Platz verbinden. Statt eines attraktiven Stadtteilzentrums finden sie dort bis heute lediglich eine öde Parkfläche. Und ob er die Realisierung eines Kulturbürgerhauses plus Sozialzentrum sowie Wohnungen noch erleben werde, daran schien der ältere Herr ernsthaft zu zweifeln. Trotzdem stellte er am Donnerstagabend in der Aula des Schulzentrums den Antrag, bei den Planungen auch Räume für ein Kino zu berücksichtigen.

Die zirka 250 Besucher, die zur Bürgerversammlung für den Stadtbezirksteil Perlach gekommen waren, unterstützten den Vorstoß. Der Antrag war gewissermaßen die Replik auf den Bezirksausschussvorsitzenden Thomas Kauer (CSU), der seinen Bericht mit der launigen Bemerkung bezüglich des Hanns-Seidel-Platzes eröffnete: "Wir beginnen mit einem Klassiker, der in keiner Bürgerversammlung fehlen darf." Kauer zufolge dürfte es nun immerhin in kleinen Schritten vorangehen. So sei vorgesehen, bis Ende des Jahres Baurecht zu schaffen. Anfang 2017 könnten die Arbeiter an der Ecke Fritz-Erler- und Von-Knoeringen-Straße loslegen. Für den Bau des Bürger- und Kulturzentrums - nach Plänen des Büros Delugan Meissl Associated Architects - suche die Stadt derzeit nach einem Investor.

Deutliche Fortschritte werden hingegen bei der Erweiterung des benachbarten Einkaufszentrums Pep gemacht. Das ehemalige Parkhaus Nord ist inzwischen abgerissen, der geplante Ersatzbau - mit Park- und Einkaufsflächen - soll im Frühjahr 2018 eröffnet werden. Bis dahin können auch die Pep-Kunden auf dem Hanns-Seidel-Platz ihre Autos abstellen.

Als weiteres Großprojekt steht die Bebauung des Piederstorfer Geländes mit 1300 Wohnungen an. Im Namen des Bezirksausschusses appellierte Kauer an die Stadt, dass unabhängig davon die Nieder-almstraße entlastet werden müsse. "Die momentane Verkehrssituation ist katastrophal." Sehr kritische Wort fand Kauer auch für den an der Arnold-Sommerfeld-Straße geplanten U-Bahnbetriebshof. Falls er errichtet werde, müssten die Bürger beteiligt und auch ein schlüssiges Konzept für die künftige Nutzung der umgebenden Flächen vorgelegt werden. Ansonsten hielt Kauer fest: "Unser Stadtteil ist nicht der Betriebshof von München", das Areal dürfe nicht zum Einfallstor für weitere ungeliebte Infrastruktureinrichtungen werden. Aussagen, die das Publikum mit kräftigem Applaus quittierte.

Angenehm sachlich und unaufgeregt wurden im Übrigen alle Anliegen vorgetragen, auch zu vermeintlichen Reizthemen. So forderte zum Beispiel Hans Ziegltrum, dass die Stadt mit den Nachbarn der geplanten Flüchtlingsunterkunft an der Nailastraße einen Runden Tisch abhalte. Was ihm Bürgermeisterin und Versammlungsleiterin Christine Strobl (SPD) umgehend zusagte. Ebenso unbürokratisch und schnell beantworteten Vertreter städtischer Referate Fragen zur Situierung der Unterkunft in einem potenziellen Überschwemmungsgebiet, zu vorhandenen Stellplätzen oder Zahl, Alter und voraussichtliche Verweildauer der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die hier wohnen sollen.

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