Neujahr:Wie das Schwein zum Glücksbringer wurde

Bartschweineber  Hellabrunn

Dieser Bartschweineber strahlt das Glück ja schon aus: Aliantan lebt in Hellabrunn - und ist mit seinen 17 Jahren eines der betagtesten Bartschweine in einem Zoo überhaupt.

(Foto: Tierpark Hellabrunn / Daniela Hierl / oh)

Das Schwein war stets ein Symbol für Wohlstand und Reichtum. Und in der Münchner Mundart lässt sich mit dem Präfix "sau-" ebenso loben wie schimpfen.

Von Hans Kratzer

Zu den begehrtesten Nahrungsmitteln in München zählt wie eh und je die Kartoffel. Liebhaber der Altmünchner Küche nehmen sie freilich am liebsten zu sich, nachdem die Sau sie gefressen hat. Der Schweinsbraten mit Knödel und Soß' gilt dem aufrechten Genießer als der Gipfel der Fleischeslust. Aber nicht nur deshalb ist das Schwein ein ehrengeachtetes Tier. Stets war es ein Symbol für Wohlstand und Reichtum.

Früher wurde selbst in Notzeiten vor Weihnachten eine Sau herangefüttert, das Futter sparte man sich vom Munde ab. Wenn eine solche Mettensau aus dem Stall gestohlen wurde, war dies vergleichbar mit dem Diebstahl eines prall gefüllten Tresors in heutiger Zeit. Dabei gilt die Sau im Volksglauben doch als Glücksbringer. Bis heute werden - besonders zu Silvester - Marzipanschweine als Glücksbringer verschenkt. Biologisch betrachtet, ist das Schwein das dem Menschen am nächsten stehende Tier. Der Verdacht, die Sau übertreffe ihren Halter an Intelligenz und Reinlichkeit, ist manchmal sogar angebracht.

Ihr vieldeutiges Wesen spiegelt sich auch in der Münchner Mundart wider. Dort spielt das Präfix "sau-" als verstärkendes Element eine überragende Rolle. Das Essen im Sternelokal schmeckt saugut, die Sechzger spielen sauschlecht, Karl-Valentin-Sprüche sind saukomisch. Den Schimpfwörterkosmos bereichert die Sau mit Begriffen wie Sauhund, Sauwetter, Schweinerei. Die Wendung "wia d'Sau" sagt aus, dass etwas über das Normalmaß hinausgeht. Bei einem Wolkenbruch sagt der Münchner nicht: "Es regnet", sondern: "Es schifft wia d'Sau".

Besonders Sprache und Kunst zeigen die Ambivalenz des Phänomens Schwein/Sau. In der Barockzeit bildeten die Kirchenmaler auf Deckengemälden ab und zu Säue ab, wenn es drastische Botschaften zu übermitteln galt. Im Münchner Umland wird der Begriff Saubauer sowohl positiv als auch negativ gebraucht. Der Saupreuß' ist aber eindeutig negativ belegt.

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